Mit viel Aufwand optimieren deutsche Industrieunternehmen ihre Fertigungs- und Logistikprozesse. Ein wichtiges Bindeglied wird jedoch häufig übersehen: die Lkw-Zulaufsteuerung, die Logistik, Produktion und Supply Chain miteinander verbindet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Aachener INFORM GmbH.

Im Rahmen einer Online-Befragung hat das Optimierungshaus 51 Unternehmen aus der Automobil-, Chemie-, Konsumgüter- und Stahlindustrie, dem Handel und Maschinenbau sowie der Spedition zu den internen Abläufen im Bereich Lkw-Zulaufsteuerung befragt und dabei erhebliche Optimierungspotenziale aufgedeckt. So kommen bei rund 60 Prozent der befragten Firmen, Lkw am vereinbarten Liefertag ohne ein definiertes Zeitfenster oder sogar ganz spontan an.

„Die Lkw-Zulaufsteuerung ist gewissermaßen ein Nadelöhr, das die interne mit der externen Logistik verbindet. Während die Speditionen seit Jahren ihre Prozesse mithilfe von Disponentensystemen optimieren und die Unternehmen ihre interne Versorgungslogistik oder das Warehousemanagement mit hohem Aufwand steuern, blieb die Lkw-Zulaufsteuerung bislang jedoch unbearbeitet. Dies führt zu enormen Effizienzverlusten durch hohe Wartezeiten bei der Warenanlieferung und unkoordinierte Lkw-Entladung“, erklärt Matthias Berlit, Leiter des Geschäftsbereichs Industrielogistik bei INFORM.

Aus dser Studie geht hervor, dassnur 20 Prozent der Umfrageteilnehmer am Liefertag eine Ankunftszeit vorgeben, indem sie ein Buchungsportal oder eine steuernde Software einsetzen. Staus vor und hinter dem Werktor sind damit vorprogrammiert, wobei staubedingte Standgelder die Kosten unnötig in die Höhe treiben können.

Noch sichtbarer wird die Optimierungslücke auf dem Werksgelände selbst: Bei 50 Prozent der Unternehmen bewegen sich die Lkw ungesteuert und selbstständig auf dem Firmengelände. Die Durchlaufzeiten der Lkw lassen sich auf diese Weise weder kalkulieren noch reduzieren, was zu erheblichen Planungsschwierigkeiten auf Spediteurs- wie auf Kundenseite führt. Zudem können Entladeressourcen nur reaktiv bereitgestellt werden.

68 Prozent aller Befragten setzen sowohl Personal als auch Gerätschaften situativ nach dem aktuellen Anlieferungsaufkommen ein. Das bedeutet, entweder stehen die richtigen Ressourcen nicht zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung oder es müssen ausreichend Ressourcen „für alle Fälle“ vorgehalten werden, was die Kosten unakzeptabel erhöht.

Die Studie verdeutlicht, dass sich ein Großteil der Unternehmen dieser Problematik durchaus bewusst ist. So zählen mehr als zwei Drittel aller Befragten eine bessere Planbarkeit der Abfahren und Ankünfte zu den Top-Herausforderungen in Bezug auf die Lkw-Zulaufsteuerung. Die Unternehmen sind  auf der Suche nach effizienten Lösungen, um die Durchlaufzeiten zu verkürzen (64,4 Prozent), die Lkw-Wartezeiten am Wareneingang zu reduzieren (48,9 Prozent) und die Lkw am Ankunftstag besser disponieren zu können (44,4 Prozent).

Abhilfe schaffen können in diesem Fall intelligente Software-Systeme, die den Zulauf der Lkw präzise planen und steuern. Dabei reicht es nicht aus, Prozesse lediglich zu digitalisieren, sondern vielmehr das Gesamtsystem „Zulauf“ von der Anfahrt von Frachtfahrzeugen bis zur Laderampe einzubeziehen. Umsetzbar wird dies mithilfe von Operations Research-Verfahren. Damit gewährleisten bereits heute Unternehmen aus der Automobil- und Prozessindustrie höchste Versorgungssicherheit in der Produktion.

Auffällig: Für 76,7 Prozent der befragten Unternehmen ist die Auswertung in Form von Statistiken und Reports die Wunschfunktion Nummer Eins an eine geeignete Software. Aber auch die Möglichkeit, in Online-Portalen Zeitfenster für die planbare Ankunft der Lkw zu buchen (74,4 Prozent) und dessen Länge dem An- oder Auslieferungsvolumen entsprechend zu berechnen (51,2 Prozent) würde nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer die Steuerung um ein Vielfaches vereinfachen.

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