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Die neue E-Klasse lässt sich per Smartphone ferngesteuert einparken. (Bild: Daimler)

Mit der Einführung der komplett neu entwickelten Mercedes E-Klasse im Frühjahr 2016 (Vorstellung Detroit Motor Show) will Daimler ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz senden, denn der schärfste Rivale, der BMW 5er, wird Ende 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt (Einführung Anfang 2017). Der Tenor bei den Schwaben: Innovationen kommen aus Stuttgart. Deswegen erweitern die Entwickler auch die Fahrerassistenzsysteme der Oberklasselimousine.

Zu den Highlights der Neuauflage zählt unter anderem der neue Remote-Park-Pilot. Dieses System ermöglicht das ferngesteuerte Ein- und Ausparken in Parklücken oder Garagen. Im Unterschied zum neuen 7er von BMW wird das automatisierte Parken aber nicht per Fahrzeugschlüssel ausgeführt, sondern per Smartphone-App. Die Remote-Funktion (Android, iOS) wird via Bluetooth gesteuert. Dazu muss sich der Fahrer in einem Bereich von rund drei Metern um das Fahrzeug befinden und es aktiv mit dem Schlüssel oder dem Smartphone (Near Field Communication) entriegeln. Anschließend sucht der Fahrer das verfügbare Ausparkmanöver in der App aus und gibt den Vorgang per Fingerbewegung auf dem Display frei und überwacht den Ablauf auch, indem er den Finger auf dem Display kreisend bewegt.

Das Aus- oder Einparken übernimmt die E-Klasse dann selbst. Dazu nutzt sie die Ultraschallsensoren des Park-Piloten. Im Explore-Modus bewegt sich die E-Klasse sogar selbstständig bis zu zehn Meter vor- oder rückwärts – das erleichtert das Rangieren in Ein- und Auffahrten. Die für das Remote-Parking notwendige App erhält der Kunde im Store und kann sie über das Online-Portal Connect Me verwalten. Die Parkfunktion wird laut Aussagen von Entwicklern voraussichtlich im Abo angeboten. Ein erster Schritt des Autobauers, um neue Geschäftsmodelle rund um das Thema Applikationen aufzubauen.

Ein weiteres Novum: die Car-to-X-Kommunikation, mit deren Hilfe die neue Generation der E-Klasse Informationen an andere Mercedes-Fahrzeuge weitergeben kann. Mit Car-to-X wird der Radius der Fahrzeugsensorik nachhaltig erweitert. Automatisch detektierte oder vom Fahrer manuell abgesetzte Gefahrenmeldungen werden an andere Fahrzeuge weitergeleitet. Auf diese Weise können beispielsweise Unfälle in unübersichtlichen Kurven dem nachfolgenden Verkehr frühzeitig angezeigt werden. Daimler setzt beim Aufbau des Systems auf die Mobilfunktechnologie und nicht auf W-LAN-Technik, um die Technologie schnellstmöglich marktfähig zu machen. Im Mercedes Backend werden die eingehenden Daten aggregiert, plausibilisiert und dann an andere Fahrzeuge im Umfeld, die mit dieser Technologie ausgestattet sind, weitergeleitet.

Car-to-X soll zum festen Bestandteil der Intelligent-Drive-Strategie werden, die den Fahrer in allen Verkehrssituationen mit Assistenzsystemen unterstützt und somit entlastet. Künftig wird die neue E-Klasse deswegen auf Autobahnen und Landstraßen dem vorausfahrenden Fahrzeug auch automatisiert folgen können – und zwar bis Tempo 200 mit Lenkunterstützung. Und in Kurven. Dabei ist das System bis 130 km/h nicht mehr auf Markierungen auf der Straße angewiesen. Die Verkehrszeichenerkennung ermöglicht zudem künftig ein automatisches Einregeln des Tempos.

Auch in Sachen passiver Sicherheit rüstet Daimler nach. Das bekannte Insassenschutzsystem Presafe wird um die Funktion Sound erweitert. Im Falle eines Crashs wird dem Fahrer über das Audio-System ein Rauschsignal übermittelt, das die Belastung für das menschliche Gehör beim Aufprall reduziert. Der Hintergrund: Im Ohr befindet sich ein Muskel, der sich reflexartig bei lauten Geräuschen zusammenzieht und somit das Ohr schützt. Diesen so genannten Stapediusreflex nutzt das System, um das Gehör vor dem Aufschlag zu konditionieren. Sollte der Einschlag von der Seite erfolgen, schützt Presafe den Fahrer darüber hinaus durch einen Impuls in der Sitzlehne. Der Fahrer wird durch einen fühlbaren Ruck zur Seite und somit ein Stück weit aus dem Gefahrenbereich bewegt. Dazu bläst das System in den Seitenwagen des Sitzes Luftkammern auf. Das System wird als Sonderausstattung erhältlich sein. Aus der S-Klasse werden die Beltbags übernommen. Die Sicherheitsgurte mit Luftkammern schützen die äußeren Fondpassagiere bei einem Crash.

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