Immer mehr Unternehmen verfolgen in der digitalisierten Produktion automatisch die Position und die Zustände von Produktionsmitteln im Betrieb. „Das Aufzeichnen und Nutzen echtzeitnaher Positions- und Zustandsdaten – sogenanntes Asset Tracking – ist in vielen Industriezweigen bereits Standard. Der Einsatz dieser Nachverfolgungssysteme wird in Zukunft sicher noch häufiger werden“, erklärt Christian Jandl, Forscher am Institut für Creative Media Technologies der FH St. Pölten. Ein von der Arbeiterkammer Niederösterreich finanziertes Projekt der Fachhochschule St. Pölten gemeinsam mit der TU Wien und der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA untersucht nun, wie die Privatsphäre der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Einsatz solcher Systeme geschützt werden kann.
Das Forschungsprojekt SensiTrack – Tracking vs. Privacy in der Arbeitswelt 4.0 untersucht der FH St. Pölten zufolge vor allem zwei Fragen: Wie kann gewährleistet werden, dass die Nutzung von Lokalisierungsdiensten keine Datenschutzprobleme verursacht, und welche Maßnahmen ermöglichen, die positiven Aspekte der neuen Technologie sinnbringend für Arbeitgeber und Arbeitnehmer einzusetzen. Das Projekt entwickle Maßnahmen, die es ermöglichen sollen, die positiven Aspekte der Technologie hinsichtlich der Arbeitssicherheit zu unterstützen, aber das Potenzial zur Überwachung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bewusst einzuschränken. Dies betreffe Maßnahmen im Bereich der Speicherung und Verarbeitung von Daten, aber auch die Einführung neuer Prozesse in den Betrieben.
„Mitarbeiter*innen-Tracking ist als Balanceakt zu sehen und erfordert großes Vertrauen seitens der Mitarbeiter*innen und größtmögliche Transparenz auf Seiten der Arbeitgeber*innen“, bemerkt Martina Hartner-Tiefenthaler vom Institut für Managementwissenschaften an der TU Wien. Daher untersuche das Projektteam, welche Einflussfaktoren es auf die Akzeptanz der Mitarbeiter beim Einsatz von Trackingsystemen gibt und wie vertrauenswürdige Tracking-Systeme aussehen können. So können Richtlinien für Unternehmen formuliert werden, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer für das Thema sensibilisieren.
Vor Kurzem nahmen 80 Testpersonen im Rahmen des Projektes an einem Experiment in der Pilotfabrik der TU Wien teil. Die Ergebnisse des Tests werden nach der Auswertung der Arbeiterkammer Niederösterreich zur Verfügung gestellt, zum Beispiel in Workshops mit Betriebsräten. Geplant sind die Workshops im Frühjahr 2021.