VW setzt auf Connectivity

VW ID.3 hier, Milliardeninvestitionen da. Bei dem ganzen Getöse um die Transformation von Europas größtem Autobauer hin zu Elektromobilität geht unter, das Volkswagen noch eine ganze Weile Fahrzeuge mit konventionellen Antrieb herstellen wird und muss. Und da steht Ende des Jahres ebenfalls eine wichtige Zäsur an: Die achte Generation des Golfs kommt auf den Markt – immerhin eine Ikone der Automobilindustrie, die über 45 Jahre hinweg über 35 Millionen Mal verkauft wurde.

Bei den Abmessungen hat sich der neue Golf kaum verändert, ist nur marginal länger als die 4,26 Meter der aktuellen Version, genauso breit aber fast drei Zentimeter flacher – er steht also stämmiger da. Dazu trägt auch die etwas höhere Schulterlinie bei. Das bedeutet: Auch der Golf 8 ist sofort als solcher zu erkennen. Das ist die Kunst beim Design der Marken-Ikone, bei der die Vorgängergenerationen nicht schnell optisch alterten. Die Motorhaube trägt jetzt deutlich sichtbare Kanten, die schmalen Voll-LED-Scheinwerfer blitzen in die Umwelt, der Kühlergrill ist schmaler, dafür der untere Lufteinlass breiter. Um gegen den Elektro-Strom zu schwimmen, findet der größte Fortschritt des Kompaktmodells unter dem Blech statt. „Das ist der intelligenteste Golf, den es je gab“, sagt Produktmanager Petar Danilovic und fügt hinzu: „Wir rücken den Menschen in den Mittelpunkt.“ Das bedeutet bei VW ein digitales Cockpit, mehr Konnektivität und Assistenzsysteme, die man bisher bei den Niedersachsen nur von höherklassigen Modellen kannte.

Also rauf auf den Fahrersitz. Schnell fällt auf: Auch in diesem Golf fühlt man sich sofort wohl. Die digitalen Instrumente sind klar ablesbar und verzichten auf jede Effekthascherei, der zehn Zoll Infotainment-Bildschirm ist zum Fahrer geneigt und das Head-Up Display wird auf die Windschutzscheibe projiziert. Modern wird es bei der Konnektivität: Die Vorlieben des jeweiligen Fahrers werden in der Cloud abgespeichert und können bei Bedarf oder Fahrzeugwechsel wieder abgerufen werden. Das Smartphone soll den klassischen Autoschlüssel ablösen. Als Bedienungshilfe steht Amazons Alexa bereit, die Sprachsteuerung soll mit natürlichen Kommandos erfolgen. Wie es Mode geworden ist, wird diese Funktion mit „Hallo Volkswagen“ gestartet. Das „Hirn“ des Ganzen ist die aktuelle Ausbaustufe des Modularen Infotainment Baukasten (MIB3), die Bedienung des Infotainments funktioniert per Apps.

Der Golf 8 ist „always on“. Deswegen können im Laufe des Autolebens auch neue Funktionen per Update drahtlos ins Auto übertragen werden. Dass die nicht alle umsonst sein werden, dürfte klar sein. Serienmäßig ist die Car2X-Fähigkeit – Das hilft bei den zahlreichen Fahrassistenzsystemen: Sobald den Golf Meldungen über Staus, stockenden Verkehr oder gar Unfälle erreichen, reagiert das System und reduziert die Geschwindigkeit. Der Stauassistent übernimmt bis 60 km/h die Steuerung des Autos im Stop-and-go-Verkehr, während der adaptive Tempomat bis 210 km/h aktiv ist. Der Linksabbiegerassistent wird durch eine größere Abdeckung des Frontradars ermöglicht und das Sensorenschutzschild achtet auch auf Radfahrer, die am Auto vorbei wollen. Dabei berechnet die Technik anhand der Geschwindigkeit und Fahrtrichtung den Standort des Radlers und stellt so sicher, dass es keinen toten Winkel an der Flanke des Fahrzeugs gibt. Den Weg des Fahrradfahrers kann man auch im Bildschirm der Mittelkonsole verfolgen.

Ganz ohne Elektromobilität geht es auch beim neuen Golf nicht. VW hat bei den Motoren eine Hybrid-Offensive ausgerufen: Fünf elektrifizierte Antriebsstränge stehen dabei zunächst zur Auswahl. Drei Mildhybride (MHEV / eTSI) mit 48 Volt-Technik und 81 kW / 110 PS, 96 kW / 130 PS oder 110 kW / 150 PS. Diese MHEV-Aggregate haben einen Riemenstarter-Generator und werden luftgekühlt. „Das alles bei der kompakten Bauweise zu einem vernünftigen Preis unterzubringen, war schon eine Herausforderung“; erklärt Entwickler David Prochazka. Bei den Plug-in-Hybriden hat der Kunde die Wahl zwischen einer Variante mit 150 kW / 204 PS und dem aus dem Golf GTE bekannten Antriebsstrang mit 180 kW / 204 PS. Entscheidend ist die leistungsstärkere Batterie, die einer Energiedichte von 13 Kilowattstunden hat und so rein elektrische Reichweiten bis zu 75 Kilometern ermöglicht.

Aber auch bei den Verbrennern tut sich einiges: Bei den Benzinern feiern zwei weiterentwickelte TSI-Dreizylinder Premiere und bieten 66 kW / 90 PS oder 81 kW / 110 PS. Ergänzt werden diese durch 1.5 Liter Vierzylinder TSI mit 96 kW / 130 PS und 110 kW / 150 PS. Dazu kommen noch zwei TDI-Dieselaggregate mit 85 kW / 110 PS und 110 kW / 150 PS, die zu der Baureihe EA288 Evo gehören und mit einem Zweifach-SCR-Katsystem (Twindosing) ausgestattet sind, das die Schadstoffe über einen größeren Temperaturbereich weitmöglichst eliminiert. „Bei NOx bewegen wir uns auf die Nachweisbarkeitsgrenze zu“, freut sich Prochazka. Außerdem wird es eine CNG, GTI; GTD und eine sportliche R-Version des Golfs geben. Letztere hat Allradantrieb und wird über 300 PS leisten.

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