Im Kontext der digitalen Transformation in der Automobilindustrie begegnet man unweigerlich dem Schlagwort „Software-Defined Vehicle“. Es bedeutet: Hier ist Software der Dreh- und Angelpunkt für die Customer Experience im Fahrzeug.
Das Akronym CASE steht dabei für die Haupteigenschaften des SDVs: „connected“ (vernetzt), „autonomous“ (autonom), „shared“ (geteilt) und „electric“ (elektrisch) soll die neue Mobilität mit modernen Fahrzeugen aussehen.
Mittlerweile gibt es viele Stimmen, die den etablierten Automobilherstellern einen systemischen Wettbewerbsnachteil gegenüber der zunehmend starken Konkurrenz aus Asien bescheinigen, insbesondere chinesischen Autoherstellern. Die angeführten Gründe dafür reichen von ungleichen Marktgegebenheiten und staatlichen Zuwendungen über ungleiche Rohstoff- und Lieferkettenabhängigkeiten bis hin zu technischen Altlasten und Aufholbedarf bei entscheiden Softwarekompetenzen und -systemen.
Eine Kombination all dieser Faktoren ist häufig zutreffend. Thoughtworks hilft bereits heute Herstellern und Lieferanten aus der Industrie, die zunehmende Komplexität bei der Softwareentwicklung zu meistern und technische Altlasten abzubauen.
Die technologischen Herausforderungen sind allerdings nur die eine Seite der Medaille. Größer sind häufig die organisatorischen. Es geht darum, die eigene Organisation, ihre Teams und Mitarbeitenden mittels der passenden Strukturen, Prozesse und Entscheidungswege zu befähigen – und dabei einen klaren Fokus darauf zu legen, messbaren Mehrwert zu schaffen.
Über den Autor:
Patrick Gräfe arbeitet seit fast 20 Jahren an der Schnittstelle zwischen Technologie und Kommerzialisierung, in den letzten 7 Jahren fast ausschließlich in der Automobil- und Fertigungsindustrie. In seiner aktuellen Rolle bei Thoughtworks unterstützt er Kunden auf ihrem Weg zum modernen digitalen Unternehmen und trägt entscheidend dazu bei, Software-definierte Fahrzeuge vom Konzept zur Produktion zu bringen.
Tatsächlich wiegen organisationale Altlasten oft schwerer als die technischen:
- Funktional zentrierte, und hierarchische Teamstrukturen
- Teams, die in Silos getrennt voneinander arbeiten und trotz klarer Abhängigkeiten untereinander, ihren jeweiligen Fokus nur auf den eigenen Verantwortungsbereich legen
- Ein Mangel an transparentem Rollen-, Verantwortungs- und Zuständigkeitsverständnis
- Keine gemeinsamen oder miteinander zu vereinbarenden KPIs
- Kein kollektives und klar kommuniziertes Zielbild
- Keine oder nur sporadische Feedbackmechanismen
- Hohe Workload-Redundanzen
Um das zu überwinden, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, angetrieben durch klar definierte Geschäftsziele und Werttreiber:
- Teams, die über den eigenen Tellerrand hinausschauen und das große Ganze immer im Hinterkopf haben
- Mitarbeitende, die über ihren individuellen fachlichen Arbeitsbereich hinaus grundlegende Kompetenzen auf- und kontinuierlich ausbauen wollen („T-shaped Capabilities“), um damit Abhängigkeiten und Schnittstellen besser verstehen und bedienen zu können
- Domaingetriebene Strukturen, die eine Brücke zwischen Technologie und damit verbundenem Mehrwert bauen
- Anreizsysteme und KPIs kreieren, die auf das gleiche Produkt oder Ziel einzahlen.
Um SDVs in die Realität zu bringen, müssen Unternehmen also einerseits die sogenannten „technischen Schulden“ adressieren – parallel aber ebenso die organisationalen Altlasten beseitigen. Nur so kann eine Organisation entstehen, die in der Lage ist, moderne Software-Features zu entwickeln und eine herausragende Customer Experience zu bieten.
Über das Unternehmen:
Durch unsere führende Rolle in der Softwareentwicklung helfen wir Automobilherstellern, die Komplexität ihrer digitalen Reise zu meistern. Wir arbeiten Hand in Hand mit unseren Kunden, um innovative Lösungen und Erfahrungen zu entwickeln, die im neuen softwaredefinierten Ökosystem erfolgreich sind. Mehr hier.