Ein Dealer-Management-System (DMS) organisiert in einem Autohaus alle wichtigen Abläufe: Neuwagenbestellungen, Gebrauchtwagenbewertung, Finanzierung, Service. Doch die Umstellung auf neue Systeme stellt viele Händler vor Herausforderungen.

Das große Thema der vergangenen Jahre: Der Wandel vieler Firmen vom Markenhändler zum Mehrmarkenanbieter – oftmals mit einer Vielzahl von Betrieben. Eine Herausforderung für die IT-Abteilungen der Händler. Gerade die Abstimmung der unterschiedlichen DMS-Systeme macht Schwierigkeiten. „Große Autohaus Ketten verwenden für Finanzkennzahlen und das Controlling oft eigene Systeme. Für Aufgaben, die mit Kundenbeziehungen zu tun haben, werden dann doch wieder strategische Lösungen gefahren. Schließlich sind sie nach wie vor auf die Kompatibilität mit den Herstellern angewiesen“, erklärt Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen. Vereinzelt wird diese Kompatibilität und die damit verbundene Abhängigkeit seitens des Händlers von den Autobauern auf die Spitze getrieben. Hersteller wie etwa Opel und Saab halten offenbar an ihren tradierten DMS-Systemen mit der Begründung fest, dass die Kundenanforderungen bei unterschiedlichen Marken eine andere EDV erforderlich machen – beispielsweise im Service.

aus Geislingen zweifelt: „Das System ist nur eine Unterstützung für die Gestaltung der Kundenbeziehung. Ob der Kunde einen BMW, Dacia oder Mercedes besitzt, spielt keine entscheidende Rolle.“ Dass dennoch unterschiedliche Systeme gefahren werden, hängt vielmehr mit der Historie der Unternehmen zusammen, weiß Diez. So stammt beispielsweise das DMS-System von Volkswagen aus den 70er Jahren und wurde bis heute nie ganzheitlich abgelöst. Das geschieht aus Kostengründen. Die Autobauer scheuen die hohen Investitionen in das Händlernetz. Das Autohaus muss mit den Folgen leben. Doch moderne, ganzheitliche Lösungen sind bereits in einer großen Zahl auf dem Markt. Grundsätzlich wird dabei zwischen Dealer- Management-Systemen für Markenhändler und solchen für Freie Händler beziehungsweise Werkstätten unterschieden. Aber auch im Detail sind die Unterschiede groß. Während Loco-Soft zum Beispiel ab Werk eine Vielzahl von Tools bereitstellt, bieten andere DMS manche Funktionen erst optional. Andere DMS-Anbieter wiederum pflegen engen Kontakt zu bestimmten Marken. VaudisPro von T-Systems (ehemals gedas) gilt als reiner Spezialist für die Marken aus dem Volkswagen-Konzern. B.ON.D von Global-E-Net verbindet wiederum SAP-Technologie mit speziellen Autohauslösungen. Grundsätzlich gilt: Anbieter, die eine Herstellerempfehlung für sich verbuchen, haben bei den entsprechenden Markenhändlern immer noch die besseren Karten. Worauf muss bei der Umstellung auf ein neues DMS grundsätzlich geachtet werden? Fachmann Willi Diez warnt primär vor übereilten Entscheidungen: „Zunächst müssen die Prozesse neu strukturiert – und dann das neue System dazu passend ausgewählt werden.“ Allzu oft geschieht das allerdings nicht. Die Folge: Die Betriebe hadern weiter mit den Abläufen. „Das Problem ist aber nicht die EDV, sondern die Prozesse, die sie nicht im Griff haben.“ Erst wenn die Struktur stimmt, sollte umgestellt werden.

Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang ist: Welches DMS ist zukunftsfähig? Diez sieht zwei gegenläufige Tendenzen. Zum einen werden Herstellersysteme nach wie vor eine große Rolle spielen, vor allem an so genannten Customer-Touch-Points, also überall dort, wo ein Kunde mit einer Marke in Kontakt tritt. Zentral gesteuerte, herstellereigene Marketingaktionen mit den Zielen der Markenbildung und individuellen Vertriebsstrategie, aber auch die Abwicklung von Finanzierung und Leasing gelingen nur in enger Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Handel. Dazu ist eine spezialisierte EDV-Lösung nötig. Im Bereich Management und Controlling wird es dagegen wohl zu einer Vereinheitlichung kommen: „Entweder öffnen Hersteller ihre Systeme auch für andere Marken – oder es wird Lösungen geben, auf die Hersteller keinen Einfluss mehr haben“, so Branchenexperte Diez.

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