Der Fachkräftemangel in Deutschland spornt die Unternehmen an. Wurde früher aus hunderten Bewerbern ausgesucht und selbige durch die Bewerbungsmangel gedreht, müssen sich die Firmen heute schon etwas einfallen lassen, um überhaupt geeignete Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen – der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt. Ein Softwareunternehmen aus Süddeutschland geht jetzt ungewöhnliche Wege nach dem Motto: Erst Urlaub, dann Arbeit. Der Hintergrund: Das Unternehmen sucht zum Jahresende einen neuen männlichen oder weiblichen SAP-Basis-Berater. Doch anstatt dann am Unternehmenssitz Karlsruhe am Computer zu arbeiten, kommt der oder die Glückliche erst mal in den Genuss einer Woche Hotelurlaub auf den Kanaren – und zwar auf Firmenkosten. Auf den Online-Stellenportalen Stepstone und Jobware hat die Softwareschmiede entsprechende Stellenanzeigen geschaltet. Dabei schreckt man auch nicht vor ungewöhnlichen Kommunikationsmitteln zurück. Die Stellenanzeige basiert auf einem Comic. Dort berichtet ein „Krawattenträger“ von seiner neuen Stelle. „Ich mach‘ zum Einstieg auf Firmenkosten Urlaub“, entgegnet ihm ein lässig gekleideter IT-Mensch. „Wir haben flache Führungsstrukturen und Spaß an der Teamarbeit. Genau diesen Eindruck wollen wir über den Comic erzeugen“, betont Sivis-Geschäftsführer Bernd Israel. Natürlich geht nichts ohne Fachwissen. Der ausgebildete Informatiker sollte über Erfahrung in der Administration von SAP-Produkten unter Unix oder Windows verfügen, sich mit Datenbanken auskennen und Englisch beherrschen. Auch andere Unternehmen fordern das – und suchen.
Die Marktentwicklung ist gut (siehe Seite 8) und das wirkt sich auf die Personalplanung der Unternehmen aus. 60 Prozent der Firmen werden im laufenden Jahr zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Ein Viertel wird die Beschäftigung stabil halten und lediglich 13 Prozent müssen Stellen abbauen. Besonders viele Jobs schaffen die Anbieter von IT-Services, gefolgt von den Softwarehäusern. Nach einem Plus von 13 000 neuen Jobs im Vorjahr erwartet der Bitkom für das Jahr 2011 in der Gesamtbranche erneut die Schaffung von rund 10 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen und damit eine Zunahme auf rund 850 000 Beschäftigte. „Die ITK-Industrie ist einer der wichtigsten Job-Motoren“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. 60 Prozent der befragten Firmen klagen zurzeit über einen Mangel an Fachkräften. Kein Wunder, dass man dann zu solchen Mitteln greifen muss, um überhaupt Gehör zu finden.
Autor: Frank Dresen