1-BYTON Concept exterior

Byton hat sein erstes Fahrzeug, ein Midsize-SUV, enthüllt. (Bild: Byton)

Häppchenweise hatte der junge, chinesische E-Autobauer Byton in den letzten Wochen Informationen zu seinem ersten Fahrzeug veröffentlicht. Nun wurde im Vorfeld der CES in Las Vegas das Tuch vom Erstlingswerk gezogen. Byton startet – und das verwundert wenig – mit einem Midsize-SUV in die eigene Firmengeschichte.

Die technischen Daten lesen sich zunächst eher konventionell: 4,85 Meter in der Länge, 1,94 in der Breite. Für Elektroautos typisch ist der lange Radstand von rund drei Metern. In Sachen Reichweite verspricht Byton nicht das Blaue vom Himmel, 520 Kilometer nach dem NEFZ sollen es mit dem größten Batteriepack sein. An der Ladesäule kommen in 20 Minuten 240 Kilometer Reichweite hinzu. Nach weiteren zehn Minuten ist der Byton Concept wieder bei 80 Prozent, heißt es. 

Optisch zeigt sich der Byton Concept seriennah. „Wir wollten kein exotisches Fahrzeug bringen“, erklärt Chefdesigner Benoit Jacob im Gespräch. Jacob war zuvor für das Design des BMW i8 verantwortlich. Er versteht es, Digital-Power anstatt Pferdestärken auszudrücken. Beim Byton Concept erkennt man das am sogenannten Smart Surface unter den Scheinwerfern. Das Licht-Gitter wirkt besonders modern und soll die Vernetzung des Wagens symbolisieren. Es hat aber gleichzeitig einen praktischen Charakter: Über verschiedene Farben interagiert der Wagen mit seiner Umwelt, begrüßt etwa den Fahrer oder zeigt den Ladestand der Batterie an. 

Das Alleinstellungsmerkmal des Byton Concept ist allerdings weniger der Antrieb oder das Design. Vernetzung und Personalisierung stehen im Vordergrund. „Unser Fahrzeug wird so intuitiv bedienbar sein wie jedes andere Smart Device auch“, verspricht Co-Founder und CEO Carsten Breitfeld bei der Präsentation in Las Vegas. 

Das Infotainmentsystem ist völlig neu gestaltet und unterscheidet sich fundamental von anderen Fahrzeugen. Das sogenannte Shared Experience Display (SED) erstreckt sich mit 125 Zentimetern Breite nahezu über den gesamten Innenraum. Zusätzlich steht dem Fahrer ein eigener Touchscreen in der Mitte des Lenkrades zur Verfügung. Der Hintergedanke: Der Fahrer muss für die Bedienung der wichtigsten Features wie der Navigation nicht einmal mehr die Hände vom Lenkrad nehmen. 

Auf Wunsch werden auf dem SED in drei Bildschirmabschnitten die wichtigsten Informationen angezeigt, etwa das Bild der digitalen Rückspiegel – über klassische Außenspiegel verfügt der Byton Concept nämlich nicht mehr. Gesteuert wird das Infotainment primär per Gestensteuerung, die nach Aussagen von Byton Maßstäbe in der Autobranche setzen soll. Außerdem hat der OEM Amazons Sprachassistenten Alexa ins Fahrzeug integriert.

Bei einer ersten Demonstration zeigte sich die Gestensteuerung vielversprechend – trotz erst dreimonatiger Entwicklungszeit. Die Besonderheit: Hat die Kamera die Hand erkannt, lässt sich mit dem Finger ein Cursor auf dem großen Display frei bewegen. Schluss mit limitierten Wischbewegungen, um sich durch ein Menü zu blättern. Mit einfachen „OK“-Zeichen und Greif-Gesten lassen sich Menüpunkte auswählen oder Fenster verschieben. 

Ökosystem Byton Life

Das Rückgrat der Vernetzung bildet die Cloud-Plattform Byton Life. In diesem Ökosystem sind sämtliche Informationen über den Nutzer zentral abgespeichert. Identifiziert wird der Fahrer übrigens per Gesichtsscan – nur so lassen sich etwa die Türen öffnen. Damit werden allerdings nicht nur im eigenen Fahrzeug die Präferenzen des Nutzers geladen: „Jeder Byton auf der Welt stellt sich über die Gesichtserkennung auf den Fahrer ein“, sagt Mitgründer und Präsident Daniel Kirchert.

Wer auf der anderen Seite der Welt in einen Byton einsteigt, werde das Gefühl haben, den eigenen Wagen zu fahren, so der Gedanke. Damit ist Byton insbesondere auf die Shared Mobility der Zukunft eingestellt – auch wenn sich die Führungsriege in Sachen Mobility Services derzeit noch bedeckt hält.

Autonomes Fahren: Level 4 per Hardware-Update

Was das Fahren betrifft: Das geht natürlich auch im ersten Byton-Modell von allein. Zum Start soll das SUV Autonomie der Stufe drei beherrschen, später auch Stufe vier. Der Clou: Nicht nur die Software, sondern auch die Hardware lässt sich updaten. Das Fahrzeug wurde von vornherein so konzipiert, dass Bauteile wie Sensoren oder Kameras problemlos ausgetauscht werden können. Gleiches gilt für das Batteriepack. 

Eine weitere Besonderheit im autonomen Fahrmodus: Die Vordersitze lassen sich um bis zu zwölf Grad zueinander drehen. Das erhöht auf der einen Seite den Gemütlichkeitsfaktor für Fahrer und Beifahrer, gibt aber gleichzeitig die Sicht für die Passagiere im Fond auf den großen Bildschirm frei. „Wir sind der erste Autobauer, der rotierende Sitze in Serie bringt“, ist sich Carsten Breitfeld sicher. 

Ende 2019 soll der Wagen zunächst in China für umgerechnet 45.000 Dollar auf den Markt kommen. 2020 folgen die USA und Europa. Und auch die Schritte danach sind bereits geplant: Ab 2021 folgen eine Limousine sowie ein Van. 

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