Ein Navigationssystem im Auto führt einen meistens zuverlässig auf dem besten – sprich: schnellsten – Weg zum Ziel. Wenn die Reise aber über besonders schöne Strecken führen soll, die abseits der großen Hauptrouten liegen, dann kommt die herkömmliche Navigation rasch an ihre Grenzen. Eine individuelle Route ließe sich im Auto nur mühsam über Zwischenziele definieren. Das soll sich nach den Vorstellungen von BMW ändern. Die Münchner haben mit „BMW Routes“ ein neues System zur Routenplanung entwickelt, mit dem sich individuelle und touristisch interessante Routen zuhause am Computer zusammenstellen und dann in das Navigationssystem einspeisen lassen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn der BMW-Kunde eine Tele-matikeinheit mit ConnectedDrive im Auto hat, kann er seine selbst zusammengestellte Route via Internet vom PC ins Auto schicken. Bei einem Navigationssystem ohne Online-Zugang lässt sich die Route über einen USB-Stick und den USB-Anschluss ins Auto bringen. „Die Routenplanung am PC bringt einen klaren Komfortvorteil“, sagt Robert Deiner, bei BMW für das neue Angebot zuständig. Navigation sei zwar kein Kernthema von BMW, aber nahe am Motto der Marke – nämlich Freude am Fahren.

 

soll die Onboard-Navigation durch Offboard-Infos angereichert werden. Auf dem großen Navigationsbildschirm im Auto lassen sich auch Fotos von der Route sowie Beschreibungen der Strecke abbilden. Eine besondere Herausforderung stellte sich für die Entwickler bei der Integration der unterschiedlichen Navi-gationsdaten. Während BMW in den Navigationssystemen der Autos für den europäischen Markt Kartenmaterial von Navteq nutzt, arbeitet das Online-Portal mit Daten von Google Maps, die wiederum auf Karten von Teleatlas basieren. Für BMW Routes mussten diese beiden unterschiedlichen Quellen so zusammengeführt werden, dass die am heimischen PC zusammengestellten Routendaten auch vom Navigationssystem im Auto problemlos ver-standen werden. „Das war eine hohe Anforderung“, so Deiner. Unterstützungkam dabei vom Karlsruher Tele-matik -Spezialisten PTV. BMW Routes habe sich zu einem „ausgewachsenen IT-Projekt entwickelt“, so Deiner. BMW Routes soll indes nicht nur zwischen dem heimischen Rechner und dem BMW-Navigationssystem funktionieren. Im September wird der individuelle Routenplaner zu einer Community weiterentwickelt. Ziel ist es, dass BMW-Fahrer ihre selbst konzipierten oder auch entdeckten Routen online anderen BMW Fahrern zur Verfügung stellen. Dann könnte die Homepage von BMW Routes zu einem bunten Sammelbecken für touristische Reisetipps werden. BMW will das Navigationssystem nicht nur touristisch aufrüsten, sondern auch Fotos: BMW zum Sprit-sparen einsetzen. Auf der Computermesse CeBIT haben die Bayern einen Prototypen vorgestellt, in dem das Navigationssystem auch ohne Zieleingabe vor Verkehrsstaus warnen kann und dazu beiträgt, den Verbrauch des Fahrzeugs zu senken. BMW spricht von einer selbstlernenden Routenschätzung. „Wir arbeiten daran, dass Fahr-zeuge nicht nur auf die Befehle des Fahrers reagieren, sondern vorausschauend aktiv werden“, erklärt Projekt-leiter Andreas Winckler. Das Auto soll auf zukünftige Ereignisse konditioniert werden. Dazu gehört beispiels-weise, das Navigationssystem mit den unterschiedlichen fahrzeuginternen Systemen zu vernetzen. Heute wirkt beispielsweise die Bremsenergierückgewinnung nur im Schubbetrieb, also erst beim tatsächlichen Bergabfahren. Mit einer vorausschauenden Navigation könnte sie schon dann Sprit sparen, wenn das Gefälle noch ein Stück voraus liegt. Die elektronische Steuerung weiß ja, dass dort die Batterie wieder voll wird. Ebenso kann der Fahrer die Information über ein bevorstehendes Tempolimit dazu nutzen, sanft zu verzögern, anstatt abrupt auf die Bremse zu treten. Nach BMW-Einschätzung könnte mit einem vorausschauenden Energiemanagement der Ver-brauch um gut fünf bis zehn Prozent gesenkt werden. Gerade für Hybridantriebe sind Informationen über voraus liegende 30er-Zonen und deren Länge interessant, um den Ladezustand der Akkus entsprechend anzupassen und optimal auszunutzen.

 

Die Vernetzung des Navigationssystems mit Onboard- und Offboard-Systemen ist indes nur ein Weg, mit dem BMW die IT im Auto vorantreibt. Im vergangenen Herbst hatte BMW einen Prototyp für einen multifunktionalen Autoschlüssel entwickelt, der bargeldloses Bezahlen wie mit einer Kreditkarte und einen personalisierten Zutritt zum Fahrzeug ermöglicht. In das Schlüsselgehäuse wurde ein Chip integriert, der auf kurzen Strecken per Funk mit einem Kartenleser kommuniziert. Der Schlüssel könnte in Zukunft auch bei anderen Verkehrssystemen als elektronische Fahrkarte für Bus und Bahn oder auch als Flugticket zum Einsatz kommen.

 

Autor: Ulrich Bethscheider-Kieser

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