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Im kalifornischen Hanford hat Faraday Future die Vorproduktion des FF91 begonnen. (Bild: Faraday Future)

Faraday Future war das Paradebeispiel für alles, was schief laufen und zum Ende eines zu glamorösen Startups führen kann. Umgeben von Hype zeigte das Unternehmen 2016 in Peking den einem Raumschiff gleichendem E-Supersportwagen FFzero mit verstellbarem Chassis – und Anfang 2017 in Las Vegas ein produktionstaugliches Elektro-Sportcoupe namens FF91. Faraday Future startete den Bau einer Milliarden-Fabrik in der Wüste des US-Bundesstaates Nevada. Doch dann ging dem chinesischen Gründer Jia Yueting das Geld aus. Der bis dato erfolgreiche Internetunternehmer aus Peking hatte in zu viele Branchen expandiert. Der Bau der Fabrik wurde gestoppt, Manager gingen von Bord. Gegen zwei, die sofort nach ihrem Abgang ein neues Startup gründeten, klagte Faraday in den USA wegen Klau geistigen Eigentums und Abwerbung von Talenten. Das Aus war nur eine Frage der Zeit.

Doch die verbliebenen Faraday-Lenker versuchten, das Startup am Leben zu halten. Sie mieteten als bescheideneren Produktionsstandort eine einstige Pirelli-Fabrik im kalifornischen Hanford. Und sie suchten nach Investoren. Diesen Sommer ist quasi in letzter Minute der Immobilienriese Evergrande aus Guangzhou eingestiegen – und hat das Unternehmen damit vor dem sicheren Untergang bewahrt: Im Juni kaufte die Krankenhaustochter Evergrande Health für umgerechnet 743 Mio. Euro 45 Prozent an Faraday Future und wurde damit zum größten Anteilseigner. 

Im August wurde in Guangzhou die neue China-Zentrale von Faraday mit Namen Evergrande FF Automotive (China) Co. Aus der Taufe gehoben. Eine Fabrik zum Bau des FF91 in der Nähe ist im Bau. „Dies ist ihre letzte Chance, es richtig zu machen“, sagt Autoanalyst Michael Dunne, der von Hongkong und den USA aus seit vielen Jahren Chinas Automarkt analysiert. „Eine Produktion in China und in den USA aufzubauen, ist der richtige Start und sollte die Verkäufe fördern.“

In Harford hat die Vorproduktion des FF91 bereits begonnen. Ende Juli teilte das Unternehmen mit, dass die erste Body-in-white-Version des Autos fertig ist. Der FF91 wurde in Las Vegas mit 1050 PS und einer Rekordbeschleunigung von 2,39 Sekunden von Null auf 60 Meilen pro Stunde vorgestellt. Die gemeinsam mit der chinesischen Firma LG Chem entwickelte 130 KWh-Batterie hat laut Faraday eine Reichweite von mehr als 700 Kilometer. Die Plattform des FF91 soll künftig auch als Basis für weitere Modelle dienen.

Besonders bescheiden jedenfalls sind auch die neuen Anteilseigner nicht. So teilte Evergrande Health kürzlich mit, dass Faraday in zehn Jahren eine Jahreskapazität von fünf Millionen E-Autos vom Premium- bis hinab ins Massensegment haben solle. Das Ziel: Die Autos sollen weltweit verkauft werden und das Konzept einer Internet-basierten smarten Mobilität etablieren. Der Optimismus ist wieder da.

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