Ein winziger Schritt für die Autowelt, ein großer Sprung für Fiat. Ausgerechnet die Traditionsmarke Jeep klebt dem ersten zumindest teilweise elektrifiziertem Modell des italienisch-amerikanischen FCA-Konzerns ihr Markenzeichen ans Blech. Der im süditalienischen Melfi gebaute Jeep Renegade wird künftig auch mit einem Plug-in-Hybrid zu haben sein. Der Antrieb besteht aus der Kombination von einem 1,3-Liter-Benziner mit einem E-Motor, die je nach Version bis zu 177 kW/240 PS leistet.
Bis zu einer Strecke von 50 Kilometern wird der Jeep elektrisch unterwegs sein. Da jeder Motor für eine Achse zuständig ist, hat der Renegade als Nebenprodukt auch noch Allradantrieb. Ob das zweite Stecker-Modell aus der Jeep-Familie auch nach Deutschland kommen wird, ist noch nicht geklärt. Der größere Compass wird auf dem gleichen Fabrikband elektrisiert und hat die fast identische Technik an Bord.
Die beiden Teilzeit-Stromer sind aber erst der Startschuss. Denn der FCA-Konzern mit seinen vielen Marken auf beiden Seiten des Atlantiks kommt zwar reichlich spät, aber nach Meinung der Manager rund um Elektro-Chef Roberto di Stefano gerade zur rechten Zeit. Im nächsten Jahr soll alle drei Monate ein neues E-Modell aus Italien an den Start gehen. Das Erstaunliche: Während viele andere Hersteller in den letzten zehn Jahren eine Armada von elektrischen Studien und Konzeptfahrzeugen auf nahezu jeder Automesse auffahren ließen, hielten sich die Italiener auffallend zurück und erweckten so den Eindruck, dass sie die Zeichen der Zeit einfach nicht wahrnehmen wollten oder mangels vorhandener Technik, oder mangelndem Kapital, nicht konnten.
Di Stefano nennt den Fahrplan: Außer den beiden Plug-in-Jeep soll auf dem Genfer Salon im nächsten Frühjahr die Ikone Fiat 500 als reines Elektroauto ihre Premiere feiern. Dazu wurde eine eigene Plattform entwickelt, die auch andere Modelle, wie zum Beispiel ein Panda oder auch eine größere Version des 500 nutzen könnten. Der heutige Fiat 500 mit Benzinmotor soll im Programm bleiben, durch einen Mild-Hybrid aber sparsamer werden. Dabei geht es um ein elektrisches Bordnetz mit 48 Volt, das in der Lage ist, wesentliche Funktionen, wie zum Beispiel das Starten zu übernehmen. Rein elektrisch fahren kann der Mid-Hybrid allerdings nicht. Die Technik soll auch für den Panda und den nur noch in Italien verkauften Lancia Y genutzt werden.
„Wir werden nach und nach elektrische Modelle für alle unsere Marken anbieten“, verrät Roberto di Stefano. Damit meint er neben Fiat auch Maserati oder Alfa Romeo und die Amerikaner Chrysler, Dodge und eben Jeep. Unerwähnt bleibt die Luxusmarke Ferrari, die technisch in einer anderen Liga spielt. Die Sportwagen-Schmiede hat im Sommer bereits ihren Beitrag zum Thema Elektro präsentiert: Der SF Stradale kommt dank eines Vier-Benziners in Kombination mit gleich drei E-Motoren auf eine Gesamtleistung von 730 kW/1.000 PS, die die Flunder 340 km/h schnell machen. Allerdings ist die rein elektrische Reichweite auf 25 Kilometer beschränkt.
Bodenständiger geben sich Maserati und Alfa Romeo. So soll ein elektrischer Maserati Sportwagen auf Basis der bereits 2014 gezeigten Studie mit Namen Alfieri in zwei Jahren erscheinen. Vorher werden bereits das SUV Levante und die Limousinen Ghibli und Quattroporte elektrifiziert. Ob mit Mild-Hybrid oder Plug-in verraten die Italiener noch nicht. Ähnliches gilt für Alfa Romeo: Ein kleinerer Bruder des aktuellen SUV Stelvio mit Namen Tonale nutzt das Plug-in-System des Jeep Renegade und soll im nächsten Jahr erscheinen.
Auch bei den elektrischen Transportern will Fiat mitmischen und dem VW Crafter, dem Mercedes Sprinter oder dem Renault Master die Stirn bieten. Ein batteriegetriebener Ducato ist startbereit, kommt ebenfalls 2020 und rundet die E-Offensive der Italiener ab. Ein Manager sagt dazu hinter vorgehaltener Hand: „Von wegen Verspätung, wir haben unsere Strategie eben nicht an die große Glocke gehängt, Und jetzt sind wir zeitgleich mit unseren Mitbewerbern. Vor allem der elektrische Fiat 500 wird ein Hit“.
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