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„Autonomes Fahren mit Robotaxis und anderen autonome Fahrservices werden den größten Einfluss auf die Mobilität von morgen haben“, so Tobias Mayer. (Bild: Lion Smart)

Herr Mayer, aus Kundensicht hängt der Erfolg der Elektromobilität maßgeblich an Reichweite und Kosten. Wann werden wir Ihrer Ansicht nach den entscheidenden Tipping-Point sehen, an dem E-Auto-Batterien gleichermaßen kompakt, leicht, günstig und leistungsfähig sind?

Der Punkt, an dem E-Fahrzeuge günstiger werden als herkömmliche Fahrzeuge hängt sehr stark von der in der Produktion erreichten Stückzahl ab. Ich erwarte wirklich überzeugende Fahrzeugkonzepte über alle Konzerne hinweg ab 2021. Das Tesla Model 3 lotet jetzt schon aus, was möglich ist. Fahrzeuge wie Renault Zoe und Nissan Leaf in ihrer neusten Version haben bereits 42 kWh Ladekapazität. Mit unserem Light Battery Konzept können wir den vorhandenen Platz jetzt noch besser nutzen und damit auch noch höhere Kapazitäten und Reichweiten erzielen. So konnten wir zum Beispiel einen BMW i3 auf 700 km Reichweite und 100 kWh Batterieleistung bringen. 

Lithium-Ionen-Batterien sind heute in Fahrzeugen und anderen Elektro-Geräten das Maß der Dinge. Doch das Vorkommen des Rohstoffs ist stark begrenzt, die Leistungsfähigkeit der Batterie ist nahezu ausgeschöpft. Müssen sich Zulieferer und Hersteller nicht heute schon mit Alternativen beschäftigen?

Langfristig gesehen sollten Rohstoffe nicht das Problem sein, denn für die meisten Materialien lassen sich Alternativen finden, und einige sind ja auch bereits in Sicht. Zunächst aber wird die Lithium-Chemie noch die Hauptrolle spielen, und glücklicherweise kann Lithium ja auch weitgehend recycelt werden. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass Lithium-Batterien in den nächsten Jahren noch deutlich leistungsfähiger werden. Zudem glaube ich, dass das autonome Fahren mit Robotaxis und anderen autonomen Fahrservices den größten Einfluss auf die Mobilität von morgen haben wird. Für solche Angebote würden aber wahrscheinlich sogar die Kapazitätsgrenzen heutiger Batterien schon für ein flächendeckendes Mobilitätskonzept ausreichen. Stellen Sie sich zum Beispiel Ladeparks zum Aufladen von Fahrzeugen vor. Oder dass Sie, wenn die Ladung Ihres Elektrofahrzeuges zur Neige geht, an der Raststädte einfach in ein anderes, frisch aufgeladenes Fahrzeug umsteigen können. In Zukunft wird es nicht mehr unbedingt notwendig sein, Fahrzeuge zu besitzen, daher werden sich meiner Meinung nach Fahrzeug Flat-Rates durchsetzen, sobald sie sich für den Nutzer als Vorteil erweisen.

Im Elektrozeitalter fällt das Alleinstellungsmerkmal einer Automarke, die Ingenieurskunst rund um den Verbrennungsmotor, weg. Stattdessen gibt es kaum Unterschiede was Reichweite und Leistung betrifft. Wie können sich Autobauer dennoch von ihren Konkurrenten abheben?

Tatsächlich stehen sich moderne Fahrzeuge schon heute innerhalb einzelner Klassen nur noch in sehr wenig nach. Der Fokus liegt deshalb zurzeit oft noch stark auf Design und Image. Ich denke aber, dass Hersteller für die Zukunft besser damit fahren würden, vor allem auf neue Antriebstechnologien, Konnektivität und Ambiente zu setzen. Autofahrer sollten immer optimal vernetzt sein, so dass sie problemlos im Fahrzeug arbeiten oder auch einfach privat mit Freunden und Bekannten kommunizieren können. Außerdem wird das Wohlfühlambiente eine immer wichtigere Rolle spielen.

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