EX5

Seit Ende April kann der EX5 online bestellt werden. Mehr als 10.000 Exemplare des SUV wurden laut Herstellerangaben bisher bestellt. (Bild: WM Motor)

Freeman Shen sieht sich an der Spitze des Feldes. Im zweiten Halbjahr will der Gründer des chinesischen Elektro-Startups die Serienproduktion des ersten Modells – ein Elektro-Sportgeländewagen namens EX5 hochfahren. WM Motor sei damit den anderen chinesischen Startups „weit voraus“, sagt Shen. – auch bei der Finanzierung. „Wir haben 20 Milliarden Yuan (rund 2,6 Mrd. Euro) an Kapital zur Verfügung, und haben Tencent und Baidu im Boot.“ Beide Internetgiganten sowie ein Dritter, Alibaba, sind bei mehreren E-Startups eingestiegen, um neue Mobilität und Digitalisierung voranzutreiben.

Auch für Freeman Shen gehört beides zusammen. Vernetzung sei beim EX5 serienmäßig, sagt er. Zu den Extras gehören Gesichts- und Stimmenerkennung sowie eine Art Bildschirm in der Windschutzscheibe, die den Fahrer unter anderem mit dem Batterie-Ladestand begrüßt. WM rangiert im oberen Teil des Volumensegments; der EX5 sieht aus wie ein typischer moderner SUV. Laut WM Motor schafft das Auto mit einer Batterieladung maximal 600 Kilometer – und im Hausgebrauch immerhin noch 450 Kilometer.

Bis vor kurzem war WM Motor eher wenig bekannt. Das im Januar 2015 gegründete Unternehmen agierte lange im Schatten glamouröser Startups. Doch während Faraday Future – vor zwei Jahren Star der Pekinger Automesse – heute mit Finanzierungsproblemen vor sich hin dümpelt, haben andere wie WM Motor oder Byton ohne viel Publicity stetig an ihren Autos gearbeitet und tauchen erst jetzt öffentlich auf. Eine chinesische Autowebsite lobte WM Motor nach der Pekinger Automesse vom April als das „Glaubwürdigste unter den Elektro-Startups.“ Den Namen Weltmeister wählte Shen – einst Chinachef von Volvo – übrigens, weil er gern deutsche Ingenieure einstellen wollte.

Seit Ende April kann der EX5 online bestellt werden. Mehr als 10.000 Bestellungen sind laut WM Motor seither eingegangen. „Die Käufer sind genau diejenigen, die wir möchten: viele junge Männer“, sagt Freeman Shen und lächelt: Tatsächlich seien es Männer, denn chinesische Frauen entschieden sich nicht so spontan für etwas Neuartiges wie ein Elektroauto.

In ein paar Jahren – da legt Shen sich nicht fest – will das Unternehmen mit drei Weltmeister-Modellen rund 100.000 Autos im Jahr absetzen. Das entspricht der Kapazität seiner Fabrik in der Küstenstadt Wenzhou. Diese wurde nach Industrie 4.0-Maßstäben zur intelligenten Produktion ausgelegt. Das zweite Modell, ein elektrisches Coupe, präsentierte WM Motor bereits in Peking.

Das Potenzial seines Heimatmarktes sieht Shen als gewaltig an. 770.000 Elektroautos und Plug-in Hybride wurden in China 2017 verkauft. „Warum waren es so wenige? Weil es keine guten Angebote gibt.“ Shen sieht eine riesige Marktlücke klaffen zwischen teuren Luxus-Elektroautos von Tesla und billigen, technisch einfachen Elektroautos lokaler Hersteller. „Das Umweltbewusstsein der Kunden wächst. Sie mögen Elektroautos, aber sie kaufen nur eines, wenn sie es auch gut finden.“

Autorin: Christiane Kühl, Peking

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