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Creo Dymanics ergänzt die Audiosysteme von Faurecia Clarion Electronics. (Bild: Faurecia)

Das Fahrzeug-Interior wird mehr und mehr zum Lebens- und Arbeitsraum, in dem Menschen viele Stunden verbringen. Viele Entwicklungen auf diesem Gebiet erfolgen freilich im Zuge der zunehmenden Automatisierung des Fahrens und daher mit einem Blick darauf, Fahrern und Mitfahrern das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Zum einen steht dabei die Bedienung im Fokus, also die Mensch-Maschine-Schnittstelle (HMI) mit all ihren technischen Facetten. Zum anderen kommt bei neuen Entwicklungen aber auch die Materialseite, und damit das Thema Oberflächen, nicht zu kurz.

Ingenieure von Continental im Werk Zhangjiagang reichern das Innenraummaterial Acella mit Duft an.

Geruch in Oberflächen „einbauen“

Mit seinem Innenraummaterial „Acella“ fokussiert der Zulieferer Continental den Neuwagengeruch, dem insbesondere auf dem chinesischen Markt große Bedeutung beigemessen wird. Der Innenraum sei immer eine Erlebniswelt und spiele eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung, heißt es dazu von Continental. Chinesen verbringen immerhin rund zwei Stunden pro Tag in ihrem Auto. Laut der Initial-Quality-Studie 2018 von J.D. Power China empfindet ein großer Teil der Autokunden in China den „Frisch aus der Fabrik“-Geruch als unangenehm. Geruch habe in China einen größeren Stellenwert für die Kunden als übermäßiger Kraftstoffverbrauch – dort das zweitwichtigste Thema. Schon seit Jahrzehnten verfolge man die Idee, geruchsintensive Oberflächen für den Fahrzeuginnenraum zu entwickeln. Daher habe man zu diesem Thema regelmäßig Versuche durchgeführt, hört man vom Zulieferer, der nun kürzlich meldete, dass die Ingenieure im Werk Zhangjiagang einen Weg gefunden haben, das Bezugsmaterial mit einem Duft anzureichern, der das Wageninnere im konkreten Fall „mit einem Hauch von Orangen, grünem Tee oder Herrenparfüm“ erfülle.

Mit der von den Conti-Experten entwickelten Methode sollen sich Düfte in eine Schicht des Standardoberflächenmaterials Acella „einbauen“ lassen. Anstatt kostspielig ein neues Material zu entwickeln, habe man ein vorhandenes Material mit dieser Methode aufgewertet, heißt es dazu. Das Material soll jedoch nicht das gesamte Fahrzeugleben halten. Je nach gewählter Intensitätsstufe bleibe es sechs bis acht Monate wahrnehmbar und verschwinde dann ganz, erläutert Cai Dongdan aus dem sechsköpfigen Entwicklungsteam von Continental. Über den Duft hinaus müssen die Entwickler auch die Qualität der Luft im Fahrzeug-Innenraum berücksichtigen. Diese ist in China seit März 2012 durch Richtlinien geregelt. Konkret sind dort acht Grenzwerte für flüchtige organische Verbindungen (VOC) vorgeschrieben. Wie Conti-Experte Cai Dongdan betont, habe man den Test auf VOC bestanden. Acella sei frei von von schwermetallhaltigen Stabilisatoren.

Übersichtliche und parallele Bedienung für den Fahrer und den Beifahrer im Demonstrator von Preh Car Connect. Bild: PCC

Cockpits smart erweitern

Den Trends Vernetzung und teilautonomes Fahren und den damit einhergehenden Ansprüchen an die Kommunikationsfähigkeit von Fahrzeugen, begegnet Preh Car Connect (PCC) mit einer „smarten Erweiterung der klassischen Cockpit-Aufteilung.“ Wie sich der Zulieferer das vorstellt, zeigte er gerade auf der Auto Shanghai 2019 in Form eines Demonstrators, für den man mit der chinesischen Schwestergesellschaft JPCC aus Ningbo zusammenarbeitete. Um eine komfortable, parallele und übersichtliche Bedienung für den Fahrer und den Beifahrer zu ermöglichen, kommen drei Displays zum Einsatz. Ein 12,3 Zoll großer Schirm auf der Fahrerseite bildet das klassische Kombiinstrument ab. In der Cockpitmitte und auf der Beifahrerseite sind jeweils 13,3 Zoll große Touch-Displays eingelassen, die vorrangig für Infotainment-Applikationen vorgesehen sind. Angesteuert werden sie von ein und demselben Steuergerät. Inhalte lassen sich so leicht zwischen den Displays verschieben. Damit sich die Funktionen auch unkompliziert vom Copiloten steuern lassen, haben sich die Preh-Entwickler für einen Drehsteller entschieden. Dieser wurde im mittleren Bereich als weiteres Bedienelement auf das Glas des Demonstrators appliziert. Die homogene Optik der Scheibe habe man dank des Bonding-Verfahrens sicherstellen können, heißt es dazu. Mit der Studie will PCC aber nicht nur Lösungen für höheren Komfort zeigen, sondern die Sicherheit erhöhen. Aufgrund seiner V2X-Technologie soll das System zudem während der Fahrt komplexe Verkehrs- und Gefahrensituationen identifizieren, in denen durch den Einsatz von Car-to-X Warnungen und Sicherheitshinweise sowie Handlungsempfehlungen erzeugt und entsprechende Situationen zusätzlich auf den Displays durch Animationen visualisiert werden.

Klangblase individualisiert Hörerlebnis

Mit dem Ziel die Entwicklung des individuellen Klangerlebnisses zu beschleunigen, meldete der Zulieferer Faurecia erst kürzlich den Erwerb einer Mehrheitsbeteilgung am schwedischen Spezialisten für Akustik- und ANC-Lösungen (Active Noise Control) Creo Dynamics. Das 2010 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Linköping bietet Kunden aus verschiedenen Bereichen, insbesondere aus der Automobil- und Luftfahrtbranche, Lösungen in den Bereichen Akustik, Strömungsdynamik und intelligente Strukturen. Die Schweden bringen ihr Know-how in den Bereichen Fahrzeugakustik und Steueralgorithmen ein. Die Technologien sollen die Audiosysteme von Faurecia Clarion Electronics ergänzen, um ein immersives Klangerlebnis und eine individuelle Klangblase zu ermöglichen. Dazu zählen unter anderem intelligente Kopfstützen, aktive Oberflächen, Tuning-Algorithmen sowie Digitalsound. Beide Unternehmen hatten bereits im Januar auf der CES eine individuelle Lärmschutzlösung vorgestellt. Diese soll den Komfort und die Privatsphäre des Klangerlebnisses durch die Schaffung einer individuellen Klangblase erhöhen. Umgesetzt wird dies mit Hilfe des Einsatzes virtueller Mikrofontechnologie in Kombination mit ANC-Algorithmen im Soundsystem der Kopfstütze.

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