Ein Porträt-Foto von Kim Bybjerg, Vice President & Head of Continental Europe, Tata Communications.

Um nicht über dutzende Jurisdiktionen hinweg mit einer Vielzahl von Mobilfunkanbietern arbeiten zu müssen, plädiert Kim Bybjerg für einen Plattform-Ansatz. (Bild: Tata Communications)

Konnektivität und IoT-Features werden im Auto immer wichtiger. Was sind die zentralen Anwendungsfälle, die OEMs momentan realisieren müssen?

Es gibt zahlreiche Anwendungsbeispiele. Nahtlose Konnektivität zwischen dem On-Board-Entertainment und der Elektronik im Haus ermöglicht, dass wer im Auto einen Film ansieht, ihn zu Hause auf dem Fernseher ohne Unterbrechung weitersehen kann. Auch Predictive Maintenance wird durch Konnektivität und innovative Technologie immer besser. Over-the-Air Software-Updates erlauben automatische Fehlerbehebung und zusätzliche Sicherheit. Diese Updates müssen jedoch „intelligent“ erfolgen, damit sie nicht während der Fahrt die Sicherheit der Passagiere gefährden. V2X (Vehicle-to-Everything)-Konnektivität ermöglicht Daten des Autos mit dem gesamten vernetzten Verkehrssystem zu teilen. Dazu gehören Verkehrsmanagement, Parksysteme, Warnsysteme, Rettungsdienste und Infoservices. Dabei ist eine fortgeschrittene Infrastruktur für eine effektive Kommunikation nötig. Frühere Lösungen setzten auf physische SIMs. Das hat die Autobesitzer für den gesamten Lebenszyklus ihres Wagens an einen einzigen Operator gebunden und machte Updates schwierig. Ein vereinheitlichter Connectivity-Ansatz aktiviert dagegen das volle Potential eines Connected-Car-Ecosystems für Hersteller, Kunden und die zahlreichen weiteren Player.

Welche Herausforderungen ergeben sich hinsichtlich Datenverarbeitung und Datensicherheit für die Autohersteller, wenn ihre Fahrzeuge zum Dreh- und Angelpunkt von IoT werden?

Die Fahrzeuge müssen regelmäßig Information senden und empfangen, damit die Services effektiv sind. Die Vielzahl der notwendigen Zugangspunkte und Übertragungen birgt ein wachsendes Risiko. Innovative Features verlangen Zugang zu vertraulichen Daten wie zum Beispiel Zahlungs- und Versicherungsinformationen. Daher ist ein „Chip to Cloud“-Ansatz nötig, der größtmögliche Sicherheit bietet. Die Daten müssen an jedem Punkt ihrer Reise zwischen Auto und den Netzwerken geschützt werden. Jede vernetzte Komponente im Auto muss Teil einer „Community of Trust“ werden. Der einfachste Weg das zu erreichen ist ein globales Private Mobile Network zur Absicherung des gesamten Ökosystems. Das erlaubt eine sichere und verlässliche Kontrolle über Datenzugriffe und -Management. Hersteller, Händler und Servicestationen können den Kunden so innovative Dienstleistungen anbieten und haben gleichzeitig eine bessere Kontrolle über die Performance des Netzwerks. Damit lässt sich dann beispielsweise auch eine digitale Identität auf der Grundlage von sicheren Tresoren in der SIM kombinieren. Die garantiert, dass jeweils nur berechtigte Stakeholder innerhalb des Ökosystems Zugriff auf die Daten erhalten und nur dann, wenn sie für den Service nötig sind. So lässt sich leicht eine zusätzlich Sicherheitsebene einbauen.

Wie können Autohersteller in diesem IoT-Umfeld die Unabhängigkeit von Telekommunikationsdienstleistern bewahren?

Weil moderne Fahrzeuge heute grenzenlose Konnektivität benötigen, können sich die Hersteller nicht mehr auf nur einen oder zwei Mobilfunkanbieter verlassen. Wer seinen Kunden weltweit und unterbrechungsfrei hochwertige Services anbieten will, sollte eher auf einen plattformgestützten Ansatz setzen. Anstatt über dutzende unterschiedliche Jurisdiktionen hinweg mit potentiell hunderten Mobilfunkanbietern zu arbeiten, ermöglicht der Plattform-Ansatz das Management und die Kontrolle mehrerer Anbieter für den Netzwerkzugang auf einem einzigen Interface. Mit einem netzwerkunabhängigen Ansatz können Service-Anbieter darüber hinaus Volumina zwischen den Netzwerken verschieben, um bei gleichzeitiger Erfüllung der regulatorischen Anforderungen in jedem Land die jeweils optimale Kombination aus Qualität und Preis zu erreichen.

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