Shared Mobility

Nach kostspieligen Versuchen, sich zu multimodalen Mobilitätsdienstleistern mit Sharing-Angeboten zu wandeln, scheinen sich die Autohersteller nun wieder auf ihr Kernprodukt Auto zu fokussieren. (Bild: Adobe Stock - terovesalainen)

Ein Großteil der Autohersteller, darunter etwa BMW, Mercedes und VW, reduziert die eigenen Anstrengungen im Bereich von Shared-Mobility-Dienstleistungen. Bei einer Reihe anderer Player wie Renault, Toyota oder Hyundai herrscht hingegen Stagnation. Lediglich Stellantis tätigt weiterhin hohe Investitionen in den zukunftsträchtigen Mobilitätssektor. Zu diesem Ergebnis kommt der jährlich erscheinende Mobility Services Report (MSR) von automotiveIT und dem Center of Automotive Management (CAM), der am 9. November in München anlässlich des Mobility Circle präsentiert wird.

Unter den Autoherstellern herrschte bis vor Kurzem noch das Bestreben, sich in Richtung ganzheitlicher Mobilitätsanbieter zu transformieren. Inzwischen scheint der Hype jedoch verflogen zu sein. Der Grund: Viele verlustreiche Jahre mit Carsharing, Micromobility oder anderen Services, die weiter hinter den Erwartungen zurückblieben. Während die Mehrheit der OEMs sich strategisch zurückzieht und die Bühne spezialisierten Online-Plattformen überlässt, bleibt nur eine Minderheit weiterhin aktiv oder verfolgt sogar noch Wachstumspläne.

Deutsche OEMs unter den großen "Desinvestierern"

Im Rahmen des MSR 2023 wurden insgesamt rund 280 Mobilitätsdienstleistungen aus den Bereichen Carsharing, Multimodalität, Micromobility und Fahrtenvermittlung von insgesamt 160 Anbietern analysiert, darunter auch 19 Autohersteller. Diese spielten in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Servicestärke, also der quantitativen und qualitativen Marktdurchdringung, eine wichtige Rolle. Mittlerweile zeigt sich jedoch am Beispiel des ehemals stark vertretenen Service-Bereichs Carsharing ein allgemeiner Rückzugstrend: Mit Ausnahme von Stellantis und Renault führen zahlreiche traditionelle Automobilhersteller Desinvestments durch und ziehen sich entweder ganz oder teilweise zurück. Beispielhaft hierfür sind etwa der Verkauf von Share Now (Mercedes-Benz/BMW) an Stellantis, die Übernahme von WeShare (VW) durch Miles sowie die Konsolidierung chinesischer Sharing-Flotten von SAIC (EVCard). Zur größten Gruppe der „Desinvestierer“ gehören vor diesem Hintergrund wenig überraschend insbesondere die deutschen OEMs Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen.

Mercedes-Benz und BMW haben beim Index der Servicestärke besonders deutlich verloren.
Mercedes-Benz und BMW haben beim Index der Servicestärke besonders deutlich verloren. (Bild: CAM)

Im Ergebnis reicht es für Mercedes noch für Platz zwei in der Rangfolge der Servicestärke unter den OEMs mit 165 Indexpunkten (IP), während BMW mit 124 IP auf Platz 3 folgt. Beide deutsche Premiumhersteller besitzen noch zusammen die Vermittlungs- und Multimodalitätsplattform Free Now, deren Marktdurchdringung jedoch im Zeitverlauf ebenfalls abgenommen hat. Zudem besitzt Mercedes unter anderem relevante Anteile am Chauffeursdienst StarRides in China. Für Volkswagen reicht es im Ranking nur noch für den vierten Rang. Stellantis belegt hingegen mit einem Wert von 225 Indexpunkten den ersten Rang. Der Konzern konnte die eigene Servicestärke als einziger Autohersteller steigern. Ursächlich für den Erfolg sind insbesondere die Aktivitäten rund um Free2Move und Share Now, die verschmolzen und zu einer umfassenden Mobilitätsplattform ausgebaut werden sollen. Die Top fünf rundet General Motors ab. Der US-Autobauer profitiert in der Analyse unter anderem von den Angeboten der autonomen Tochter Cruise.

„Automobilherstellern ist es bislang nicht gelungen sich zu erfolgreichen multimodalen Mobilitätsdienstleistern zu transformieren“, schlussfolgert Studienleiter Stefan Bratzel. „Nach hohen Verlusten durch verschiedene Engagements überlassen sie das Thema der Mobility Services nunmehr überwiegend den spezialisierten Mobility Providern und fokussieren sich auf das Kernprodukt Auto.“ Gleichzeitig sei im Markt für Mobility Services eine deutliche Konsolidierung zu beobachten, die entsprechenden Anbietern jedoch auch Chancen eröffne, nach neuen Wegen für eine produktive Skalierung zu suchen, so Bratzel.

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Das CAM hat im Mobility Services Report 2023 rund 280 Mobilitätsdienstleistungen aus den Bereichen Carsharing, Multimodalität, Micromobility und Fahrtenvermittlung von insgesamt 160 Anbietern analysiert, darunter auch 19 Autohersteller.

Die Ergebnisse der Studie und die wichtigsten Trends und Entwicklungen der Mobilität der Zukunft zeigt Gastgeber Prof. Dr. Stefan Bratzel am 9. November auf dem Mobilitätskongress Mobility Circle in München auf.

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