Ob Hardware, Halbleiter, Software oder Programmier-Services: Ohne Importe wären viele Unternehmen nur kurz überlebensfähig

Ob Hardware, Halbleiter, Software oder Programmier-Services: Ohne Importe wären viele Unternehmen nur kurz überlebensfähig. (Bild: Pixabay - HaFu1961)

62 Prozent der Unternehmen ab 20 Beschäftigten bezeichnen sich als "stark abhängig" von Digitalimporten, weitere 32 Prozent als "eher abhängig". Mit vier Prozent erklärt sich nicht einmal jedes zwanzigste Unternehmen als von Digitalimporten (eher) unabhängig. Das ergibt sich aus einer repräsentativen Befragung unter mehr als 600 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Mitarbeitenden, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde.

Die USA und China, aber auch die EU-Staaten sind dabei die wichtigsten Bezugsquellen. Insgesamt beziehen 95 Prozent der Unternehmen in Deutschland digitale Technologien und Leistungen aus dem Ausland. Umgekehrt exportieren 31 Prozent entsprechende Güter und Services. Laut der Umfrage besteht ein breiter, branchenübergreifender Konsens, dass Deutschland derartige Abhängigkeiten abbauen und die eigene digitale Souveränität viel stärker ausbauen müsse. 86 Prozent fordern mehr Investitionen insbesondere in Schlüsseltechnologien wie z.B. Künstliche Intelligenz.

"Digital souverän ist ein Land, das eigene substanzielle Fähigkeiten in digitalen Schlüsseltechnologien besitzt und selbstbestimmt darüber entscheiden kann, aus welchen Ländern es digitale Technologien bezieht. In den vergangenen Jahren ist Deutschlands Abhängigkeit gewachsen. Diese Entwicklung müssen und können wir umkehren", sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Ein erster wichtiger Schritt dazu sei der Ausbau Deutschlands zu einem Hot Spot der Chip-Industrie. "Wir brauchen eine Trendwende und wir brauchen sie jetzt", fordert Wintergerst weiter.

Unter den Unternehmen, die digitale Technologien oder Leistungen aus dem Ausland importieren, hält sich eine große Mehrheit für nur kurzzeitig überlebensfähig, wenn die Importe plötzlich nicht mehr aus dem Ausland bezogen werden könnten. Etwas mehr als die Hälfte könnte nach eigener Einschätzung 13 bis 24 Monate überleben. 19 Prozent wären sieben bis zwölf Monate überlebensfähig, 12 Prozent sogar nur bis zu sechs Monate. Länger als zwei Jahre könnten 7 Prozent der Unternehmen durchhalten.

Dabei fällt das Vertrauen in die globalen Wirtschaftsräume unterschiedlich aus. Mehr als zwei Dritteln macht die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China Sorgen – 38 Prozent sagen dies über die Abhängigkeit von den USA.

Der Bitkom fordert zur Steigerung der Souveränität bei digitalen Technologien zum einen eine größere Wettbewerbsfähigkeit durch innnovationsfreundliche Rahmenbedingungen, unter anderem durch die Schließung der IT-Fachkräftelücke, die Entbürokratisierung und Digitalisierung in der Verwaltung und eine neue Balance zwischen Datenschutz und Datennutzung. Zum zweiten sollten Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Quantum-Computing, das Industrial Metaverse und IT-Sicherheit gestärkt werden durch gezieltere Förderung. Außerdem empfiehlt der Bitkom, sich auf Technologieschnittstellen zwischen in Deutschland etablierten, starken Industrien und digitalen Anwendungen zu konzentrieren. In Anwendungsfeldern wie der digitalen Medizin und der autonomen, intermodalen Mobilität müssten digitale Ökosysteme aufgebaut werden, so der Verband.

"Mit KI, Quantum Computing und dem Industrial Metaverse hat Deutschland jetzt die Chance, wieder vorne mitzuspielen. Wir müssen und können Kernkompetenzen in digitalen Schlüsseltechnologien entwickeln. Die Herstellung digitaler Souveränität muss künftig Kern deutscher Wirtschaftspolitik werden", sagte Wintergerst.

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