
Lutz Scholten, Leiter Tachographs, Telematics and Services bei Continental, sprach mit carIT über den digitalen Tachographen DTCO 4.0. (Bild: Continental)
Herr Scholten, welche Daten erfasst der DTCO 4.0, an welche Fahrzeugsysteme ist er angebunden und wie werden die erhobenen Informationen weitergegeben?
Der digitale Tachograph erfasst Bewegungsdaten aus einem Sensor im Getriebe, darüber hinaus Informationen der Fahrerkarte sowie – und das ist neu an der Version 4.0 – auch GPS-Daten. Daraus werden Lenkzeiten und voraussichtliche Ruhezeiten abgeleitet. Er interagiert typischerweise mit dem FMS-CAN-Bus des Fahrzeugs und damit mit nachgeschalteten Flottenmanagementsystemen. Es gibt auch ein privates Interface namens D8, das für alte Flottenmanagementsysteme bekannt ist – auch hier werden Bewegungsdaten an das Flottenmanagement übertragen. Eine Interaktion mit dem Fahrer findet über frontseitiges Interface mit Display und Knöpfen statt. Über die proprietäre Tachographenschnittstelle, die allen Tachos gemein ist, können auch unabhängige Flottenbetreiber die Daten nutzen.
Wie verbessert das System den Verkehr und welche Services können Flottenbetreiber auf Basis des Systems anbieten?
Das System sorgt zuerst einmal für weniger übermüdete Fahrer und somit für weniger Unfälle, was natürlich ein immenser Vorteil für die Allgemeinheit ist. Bei den Services liegt ein Fokus auf dem Bereich Compliance, etwa im Hinblick auf Lenk- und Ruhezeitverordnungen. Dies lässt sich in den Flottenmanagementsystemen üblicherweise über Elemente zur Personal- oder Zeitwirtschaft darstellen. Dazu kommen weitere Informationen wie die Positionen des Fahrzeugs oder Interaktionen mit Enforcement-Tools, etwa Maut-Balken. Dadurch, dass bekannt ist, wie der Fahrer das Fahrzeug nutzt und wie er damit umgeht, können natürlich weitere Services in der Flottensteuerung realisiert werden.
Apropos Fahrer: Wie kann beim Einsatz des Systems sichergestellt werden, dass der menschliche Fahrer nicht unzulässig überwacht wird?
Zunächst einmal ist der Tachograph ein Werkzeug, das die Einhaltung der Gesetze sicherstellen kann. In der ITS-Schnittstelle haben wir außerdem ein Feature implementiert, dass personenbezogene Daten kennzeichnet. Jeder, der diese Daten nutzt, weiß also, dass Prozesse DSGVO-konform realisiert werden müssen. Solche Informationen sind für den effizienten Einsatz der Flotte und der Fahrer notwendig. Hierfür muss der Disponent beispielsweise wissen, wieviel verbleibende Restzeiten die Fahrer zur Verfügung haben. Der Fahrer selbst hat allerdings auch Vorteile: Er weiß minutengenau über vorgeschriebene Ruhe- und Lenkzeiten Bescheid und kann deren Einhaltung garantieren. Für den Arbeitgeber ist außerdem auch denkbar, einen guten Umgang mit dem Fahrzeug zu belohnen.
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Sie sind bereits registriert?
Hier anmeldenAktuelle Beiträge

„Dem Kunden ist es egal, woher die Software stammt“
Seitdem Magnus Östberg letzten September die Rolle als Chief Software Officer bei Mercedes-Benz eingenommen hat, wurden viele Weichen für die Zukunft gestellt: Das softwaredefinierte Fahrzeug soll in den Mittelpunkt des Handelns gestellt werden.Weiterlesen...

„Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten“
Für Autoexperte Stefan Bratzel ist klar: Die Transformation der Autoindustrie wird zu einigen unschönen Verwerfungen führen. Autobauer müssten daher bei Software oder Elektromobilität Fahrt aufnehmen, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu garantieren.Weiterlesen...

„Security wird zu oft als Verhinderer gesehen"
Die Digitalisierung im Eiltempo hat ihre Tücken: Sie entwickelt sich meist schneller, als Security-Konzepte mithalten können. ISG-Experte Roger Albrecht erklärt, wie Firmen auf diese komplexen Anforderungen reagieren können.Weiterlesen...

„Lidar wird in der Zukunft nur noch eine Nische darstellen“
Einst ging Tesla mit seinem Lidar-Verzicht beim autonomen Fahren einen Sonderweg. Durch die neuen Möglichkeiten eines 4D Imaging Radar könnte die Strategie jedoch bald Nachahmer finden, erläutert Matthias Feulner, ADAS-Experte von NXP.Weiterlesen...

„Es wird keine Trennung zwischen IT und OT mehr geben"
Der Amtsantritt von Hanna Hennig als IT-Chefin von Siemens war turbulent: Es galt, die Folgen der Coronapandemie zu managen sowie neue Cloud- und Security-Konzepte auf den Weg zu bringen. automotiveIT gewährt sie einen Einblick in ihre Agenda.Weiterlesen...
Diskutieren Sie mit