Jensen Huang CEO Nvidia Technologieunternehmen

Jensen Huang, CEO und Gründer von Nvidia, hat sein Unternehmen hervorragend in der Automobilindustrie positioniert. (Bild: Nvidia)

Ein neuer Partner, der Daimler bei der Entwicklung automatisierter Fahrfunktionen unterstützt, hat nicht lange auf sich warten lassen. Keine vier Tage sind vergangen, seit BMW und Mercedes-Benz ihre Kooperation offiziell gestoppt haben. Nun steht bereits fest, wer stattdessen im Cockpit Platz nimmt: In einem live gesendeten Videostream hat Vorstandsvorsitzender Ola Källenius am Dienstagabend deutscher Zeit eine enge Zusammenarbeit mit Nvidia angekündigt. „Nvidias KI-Rechnerarchitektur soll dabei helfen, unseren Weg zum autonomen Fahren weiter zu beschleunigen.“

Jensen Huang, Gründer und CEO des kalifornischen Technologieunternehmens, freute sich sichtlich über den Schulterschluss: „Angesichts einer langen Innovationshistorie und der bestehenden, gemeinsamen Zusammenarbeit ist Mercedes-Benz für uns der perfekte Partner.“ Gemeinsam wolle man den Autobesitz über den Lebenszyklus revolutionieren und Fahrzeugsoftware kontinuierlich via Over-the-Air-Updates aktualisierbar machen. „Jeder künftige Mercedes-Benz mit dem Drive-System von Nvidia kommt mit einer Vielzahl von KI- und Software-Tools, die das Fahrzeug kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern können“, sagte Huang.

Fahrzeug-Updates wie beim Smartphone

Ein erklärtes Ziel wird zum Beispiel sein, bestimmte Streckenabschnitte, die regelmäßig gefahren werden, künftig automatisiert zurück zu legen. Mit Entwicklung der Technologie und bei Vorliegen des entsprechenden Rechtsrahmens sollen ab 2024 alle Mercedes-Benz-Baureihen neue automatisierte Fahrfunktionen via Over-the-Air-Updates bekommen. Zusätzliche Sicherheits- und Komfortanwendungen können Kunden aus der Cloud abrufen und wie Apps auf ihrem Smartphone installieren. Die Bezahlung erfolgt im Abonnement.

„Jensen und ich haben viel Zeit damit verbracht, über Ziele und Potenziale der nächsten Generation der Computing-Architektur zu sprechen“, bekräftigte Daimler-CEO Ola Källenius. Die neue Plattform werde ein effizientes, zentralisiertes und Software-definiertes System in allen zukünftigen Mercedes-Benz-Baureihen sein. Damit werden technische Ausstattungsmerkmale, die bislang nur Flaggschiffen wie der S-Klasse-Limousine vorbehalten waren, in allen Pkw mit dem Stern angeboten. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen KI-Anwendungen und automatisierte Funktionen entwickeln, die Level 2 und 3 sowie automatisierte Parkfunktionen bis Level 4 umfassen.

Keine Zusammenarbeit bei MB.OS

Nvidia Orin System-on-Chip SOC
Leistung auf kleinstem Raum: Der Chip Orin umfasst ein vollständiges Softwaresystem und schafft pro Sekunde 200 Tera-Operationen (Bild: Nvidia)

Die Orin genannte Plattformlösung basiert auf der kürzlich angekündigten Ampere-Supercomputing-Architektur von Nvidia. Sie umfasst einen vollständigen Systemsoftware-Stack, der speziell für die automatisierte Steuerung von KI-Anwendungen entwickelt wurde. Die Software-Ingenieure von Daimler und Nvidia werden aber nicht an einem Fahrzeugbetriebssystem arbeiten. Auf Nachfrage von carIT hieß es explizit, dass sich die Kooperation allein auf Entwicklungsaufgaben rund ums autonome Fahren beziehe. Trotzdem wird der AD-Softwarestack zentraler Teil des geplanten MB.OS sein, das Daimler-Entwicklungschef Markus Schäfer im Januar auf der Technologiemesse CES erstmals angekündigt hat.

Exklusiv ist die Partnerschaft mit Nvidia für Daimler übrigens nicht: Die Kalifornier fahren bereits bei Volkswagen, Audi und Volvo mit. Auch die Zulieferer Bosch und ZF oder der Fahrdienst Uber haben sich den Zugriff auf die leistungsstarken Elektronik- und Softwarekomponenten von Nvidia längst gesichert.

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