Autobranche zweifelt an E-Mobilität

Das Top-Management der Autobranche ist noch lange nicht vollständig von der E-Mobilität überzeugt, so eine KPMG-Studie. (Bild: Daimler)

Entscheider der Autobranche sehen vor allem Kosten (30 Prozent), Infrastruktur (28 Prozent), sowie das regulatorische Umfeld (25 Prozent) als zentrale Herausforderungen für die E-Mobilität. 18 Prozent betrachten zudem den ökologischen Footprint der Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus als Problem. In Ländern, in denen der Rollout von E-Autos bereits konkrete Formen annimmt, etwa in China, Deutschland oder Schweden, gilt die Infrastruktur als größte Hürde auf dem Weg zu lokal emissionsfreier Mobilität. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Global Automotive Executive Survey 2018“ der Unternehmensberatung KPMG.

Besonders kritisch: 54 Prozent der befragten Entscheider glauben, ein möglicher Siegeszug batterieelektrischer Fahrzeuge werde an der fehlenden Infrastruktur scheitern. In Südostasien und Indien gehen sogar 72 Prozent der Studienteilnehmer von einem infrastrukturbedingten Scheitern der E-Mobilität aus, in China sind es hingegen nur 34 Prozent.

Auf Kundenseite sei vor allem der Preis ein zentrales Kriterium für den Verzicht auf E-Fahrzeuge. Kunden würden vor allem, so die Analysten, von den hohen Anschaffungskosten abgeschreckt und würden seltener die Total Cost of Ownership (TCO) in Erwägung ziehen. Abschwächen ließe sich dieser Trend etwa durch staatliche Subventionen oder durch ein Erstarken der Absätze im Firmenkundensegment.

Die Aufgabe des Infrastrukturbetriebes schreiben die befragten Kunden vor allem den Autobauern selbst zu: Mehr als 80 Prozent der globalen Studienteilnehmer sind der Meinung, die OEMs sollten komplette Pakete zur Fahrzeugaufladung anbieten, in China unterschreiben sogar 96 Prozent der Kunden eine entsprechende Aussage. End-to-End-Ladelösungen in der Hand der Autobauer bedeuten jedoch nicht, so die Einschränkung der Studienautoren, dass diese als alleiniger Besitzer und Betreiber der Infrastruktur auftreten müssten. Auch rund 80 Prozent der befragten Automotive-Executives gehen davon aus, dass OEMs ihre eigene Ladestruktur aufbauen müssten – Hierzu sei es jedoch, so die KPMG-Experten, notwendig, dass die Anbieter ihre „Comfort Zone“ verlassen und neue Geschäftsfelder außerhalb des Autos erschließen. Dabei liegt ein weiter Weg vor den Autobauern: 50 Prozent der Kunden und 60 Prozent der Automobilentscheider gehen davon aus, dass Ladevorgänge für Elektroautos künftig ähnlich schnell wie die Betankung eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor von Statten gehen müsste.

Die größte Kompetenz in Sachen Elektromobilität sprechen die Befragten BMW (21 Prozent) und Tesla (15 Prozent) zu, auf Rang drei folgt der chinesische Hersteller BYD (7 Prozent), der im Vorjahr noch Rang zehn belegt hatte. Toyota, Ford und Volkswagen sprechen nur jeweils fünf Prozent der Befragten die Marktführerschaft zu, Daimler sogar nur vier Prozent.

Ein weiteres Studienergebnis stellt das erstaunliche hohe Vertrauen der Auto-Executives in die Brennstoffzellentechnologie dar, die 77 Prozent der Befragten als zentrales Element für den Durchbruch elektrischer Mobilität betrachten. Vor allem in Asien und den USA erfreut sich die Technologie hoher Beliebtheit.

Die gesamte interaktive Studie „Global Automotive Executive Survey 2018“ ist unter diesem verfügbar.

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