Marco Kollmeier, Benteler

Für 2024 plant Benteler den Produktionsstart autonomer People Mover in den USA, nur ein Jahr später sollen Europa und Asien folgen. (Bild: Benteler)

Herr Kollmeier, mit dem gemeinsamen Angebot von Benteler, Mobileye und Beep reiht man sich in eine Reihe von Anbietern ein, die den Markt für autonome Shuttles erobern möchten. Wodurch hebt sich Ihr Angebot von der Konkurrenz ab?

Der Markt für autonome Mover zeigt heute ein sehr begrenztes Angebot an Fahrzeugen auf – schlüsselfertige Komplettlösungen gibt es kaum. Mit unserer Partnerschaft können wir diese Lücke schließen und genau solche Komplettlösungen anbieten. Zudem offerieren wir ein Qualitäts- und Funktionslevel, das künftig neue Maßstäbe in der autonomen Mobilität setzen wird: Unser Mover wird nach automobiltechnischen Standards entwickelt und produziert. Die Technik des Movers basiert auf robusten, erprobten Systemlösungen der Automobilindustrie. Dies ist neu.

Auch können wir durch die gemeinsame Entwicklung des autonomen Movers mit Mobileye, dem Zulieferer des autonomen Systems, alle Schnittstellen von Anfang an optimieren. Es gibt also keine nachträglich angebrachten Sensoren oder Kameras, die wirken, als wären sie auf das Fahrzeug aufgeklebt. Gemeinsam integrieren wir diese Sensoren optimal für maximale Funktionssicherheit. Und wir können bauseitig die komplette Vernetzung des autonomen Systems mit dem Fahrzeug und seinen Daten von Anfang an umsetzen. Autonomes System und Karosserie sind also perfekt aufeinander abgestimmt.

Mit Beep betrachten wir die Use Cases des Nutzers. Hier kommt das Know-how von Beep als erfahrener Betreiber von autonomen Movern ins Spiel. Mit Beep können wir vielfältigste Use Cases in die Funktionalität des Movers einbauen und die benötigte Software anbieten. Das ist beispielsweise hilfreich für Fragestellung wie: Wie erkennt der Mover, dass ein Rollstuhlfahrer zusteigen will, so dass die Auffahrrampe automatisch herausfährt und dabei auch niemanden verletzt?

Ab dem Jahr 2024 möchten Sie mit Ihren Partnern die Produktion der entsprechenden Fahrzeuge starten. In welchem Umfang, etwa hinsichtlich der abgedeckten Städte und Menge der eingesetzten Fahrzeuge, möchten Sie an den Start gehen und welche Ziele möchten Sie mittel- und langfristig erreichen?

Der Benteler Mover wird für den globalen Markt entwickelt. 2024 starten wir mit der Produktion im und für den amerikanischen Markt. Eine Ausweitung auf Europa und Asien ist spätestens für 2025 geplant. Wir haben heute schon Anfragen in Stückzahlen, die das aktuelle Marktangebot um ein Vielfaches übertreffen. Wir sehen hier heute schon Potenzial für mehrere tausend autonome Mover pro Jahr.

Wir beabsichtigen, dass unser Mover ein neuer Benchmark in der autonomen Mobilität wird. Und wir sehen uns selbst als Beschleuniger, um neue Mobilitäten erfolgreich zu unterstützen. Denn: Die Herausforderungen im urbanen Raum benötigen dringend Lösungen. Die Fahrzeugdichte individueller PKWs hat in vielen Städten bereits heute ein ertragbares Maß überschritten. Die Lösung ist nicht ein weiterer 15 Meter langer Gelenkbus, sondern autonome Mover, in die ich an jedem Punkt zusteigen kann und die mich komfortabel bis zu meinem Zielort bringen. Sie können die Mobilität in Städten garantieren und dabei lokale Emissionen vermeiden.

Seitens Bentelers hieß es, das autonome Shuttle werde „den Standards der Autoindustrie und den Sicherheitsstandards des öffentlichen Straßenverkehrs entsprechen“. Was konkret ist damit gemeint?

Heutige Mover werden fast ausnahmslos mit Ausnahmegenehmigungen betrieben. Unser autonomer Mover strebt eine Homologation an, das heißt mit dem Benteler Mover wollen wir die für eine Homologation notwendigen hohen Sicherheitsstandards und Tests erfüllen. Dies erfordert robuste und langjährig erprobte Fahrzeuglösungen, wie wir sie aus der Automobilindustrie kennen.

Ein bedeutender Teil dieser Lösung ist unsere bekannte Plattform, das Benteler Electric Drive System, auf dessen Technologie wir den neuen Benteler Mover aufbauen. Zusätzlich nutzen wir die Expertise und die Systeme von Partnern aus unserem Ecosystem, das wir mit weiteren namhaften Zulieferern aufgebaut haben. Alles zusammen wird zu einem Mover führen, der die aus dem PKW-Verkehr bekannten Qualitäts- und Sicherheitsstandards erreichen wird.

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