Kia

Der Kia e-Soul überzeugt als alltagstaugliches und dennoch dynamisches E-Mobil. (Bild: Kia)

 

Autohersteller machen momentan einiges an Bohei um ihre Elektro-Strategie. Nicht so Kia. Das bedeutet derweil nicht, dass der südkoreanische OEM keine Elektromobile im Programm hätte oder zu den wenigen „Aussätzigen“ gehört, die dem Verbrennungsmotor noch eine glorreiche Zukunft zusprechen. Ganz im Gegenteil. Kia hat zusammen mit seiner Konzernschwester Hyundai im vergangenen Jahr den Absatz von Elektroautos mit einem Plus von rund 114 Prozent mehr als verdoppeln können. In Deutschland hatte nach Herstellerangaben 2018 jeder achte verkaufte Kia einen teil- oder vollelektrischen Antrieb (Marktanteil: 7 Prozent). Und das bis dato ohne die beiden neuesten Stromer, der e-Soul und der e-Niro, die Kia nun der europäischen Öffentlichkeit präsentierte.

„Die Zukunft ist elektrisch, aber nicht ausschließlich“, erklärte Kia Europe-COO Emilio Herrera ganz realistisch bei der Präsentation in Frankfurt. „Es wird vor allem auf eine Kombination aus mehreren Antriebsarten ankommen, wozu neben batterieelektrischen Fahrzeugen auch Mild- Voll- und Plug-in-Hybride gehören werden.“ Doch mit strengeren CO2-Emissionsgrenzen in der EU müsse auch Kia die Elektromobilität energischer auf die Straße bringen, was man nun mit den Serienmodellen e-Soul und e-Niro versuchen werde, so Herrera.

Und das könnte durchaus klappen, sind beide Modelle, die künftig ausschließlich als Elektro-Variante erhältlich sein werden, vor allem preislich weit näher an der Massentauglichkeit als die E-Auto-Konkurrenz von Herstellern wie Audi, Mercedes-Benz oder Pionier Tesla. Die dritte Generation des Crossover-Modells Soul beispielsweise startet bei unter 34.000 Euro – für ein modernes Elektroauto ein durchaus „günstiger“ Preis.

Dafür bekommt der umweltbewusste Kia-Kunde ein Basismodell mit 39,2-kWh-Akku und 100 kW (136 PS) mit einer kombinierten Reichweite von 276 Kilometern (City-Zyklus: 407 km). Etwas kraftvoller – und rund 4.000 Euro teurer – wird es beim 64-kWh-Modell (hier getestet), das über 150 kW (204 PS) Leistung und eine kombinierte Reichweite von 452 Kilometern (City-Zyklus: 648 Kilometer). Dank 395 Nm Drehmoment spurtet der Soul in der leistungsstärkeren Variante in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Leistungswerte, die man selten im Kleinwagensegment antrifft und die auf Landstraße und Autobahn durchaus Spaß machen.

Wie bei heutigen Elektroautos wenig überraschend zwingt ein sportlicher Fahrstil den Akku relativ schnell in die Knie. Doch Kia gibt dem Fahrer auch die Möglichkeit, die Energieschuld in Teilen wieder wett zu machen: Über Schaltwippen am Lenkrad lassen sich verschiedene Stufen der Rekuperation, also die Rückgewinnung der Bremsenergie, einstellen. Ein Feature, das man als ungeübter E-Autofahrer vielleicht erstmal in seine Fahrroutine integrieren muss. Geht die Energie im kantigen E-Crossover dann doch mal zur Neige soll sich das Fahrzeug an einer Schnellladestation mit 100 kWh in nur 54 Minuten von 0 auf 80 Prozent wieder aufladen lassen, gibt Kia an.

Für ein Modell aus dem B-Segment ebenfalls überraschend ist die technologische Ausstattung: Eine Vielzahl moderner Fahrerassistenten wie Kollisionswarner mit Fußgängererkennung, aktivem Spurhalteassistenten, Müdigkeitswarner oder Notruf-Service eCall, und Infotainment-Features wie Smartphonespiegelung oder die Integration von Connected Services über das Telematiksystem UVO Connect erwarten den Soul-Fahrer. Bei so einem umfänglichen Angebot lässt sich das etwas zu verspielte und überfrachtete Interieur verschmerzen, das nicht an allen Stellen mit einer Verarbeitung glänzt, die man bei einem fast 40.000 Euro teuren Fahrzeug erwarten darf.

Das mindert jedoch nicht den durchweg positiven Gesamteindruck des e-Souls, der ganz allürenfrei alltagstaugliche Elektromobilität auf die Straße bringt. Bis das soweit ist, müssen sich Kunden jedoch noch etwas gedulden. So liegt die Wartezeit auf einen elektrischen Soul oder Niro in Deutschland derzeit bei neun bis zwölf Monaten.

Wir kennen das Problem und wollen die Situation schnellstmöglich verbessern“, versichert Kia-Manager Emilio Herrera. Das Problem sei nicht, die Fahrzeuge auf dem europäischen Markt zu verkaufen, die Nachfrage sei enorm, sagt Herrera. Probleme gebe es allerdings bei der begrenzten Verfügbarkeit der Batterien, die zu Lieferengpässen im heimischen Produktionsnetzwerk in Korea führten, hieß es am Rande der Veranstaltung. „Wir könnten in Deutschland problemlos 4000 bis 6000 Elektrofahrzeuge verkaufen. Leider sitzen die Batteriehersteller am längeren Hebel, da können wir wenig Einfluss nehmen“, sagte ein weiterer Kia-Verantwortlicher in Frankfurt.

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