Drei Menschen mit E-Roller, Fahrrad und Fußgänger / Die Mobilität steht im Zeichen der Super-Apps

Vor allem im Markt für Mikromobilitätsdienste ist derzeit eine deutliche Konsolidierung zu beobachten. (Bild: Adobe Stock / stockbusters)

In Folge der Konsolidierung des Markts für geteilte Mobilitätskonzepte existieren inzwischen nur noch eine Handvoll bedeutsamer Akteure, die immer häufiger hochspezialisiert sind und über ausgeprägte Daten- und Plattformkompetenzen verfügen. Dies ist eines der Ergebnisse des Mobility Services Report 2023 (MSR) von automotiveIT, Cisco Systems und dem Center of Automotive Management (CAM). Als einen strategischen Erfolgsfaktor macht die Studie die Frage aus, wie gut es bestehenden Playern gelingt, eigene Super-Apps im Markt zu etablieren. Dabei handelt es sich um mobile Endanwendungen, die ein breites Portfolio an unterschiedlichen Dienstleistungen, einschließlich der Abwicklung von Zahlungen und Finanztransaktionen, anbieten und damit wesentliche Bereiche des persönlichen und geschäftlichen Lebens abdecken.

Super-Apps halten Kunden im Ökosystem

Aufgrund von Komfortaspekten der entsprechenden Plattformen könne man Lock-In-Effekte erzielen, die Kunden zur Nutzung der Angebote bewegen und eine anhaltende Aktivität im eigenen Ökosystem ermöglichen, erklärt Studienleiter Stefan Bratzel vom CAM. Bei einer hinreichend großen Nutzerbasis auf Angebots- und Nachfrageseite würden diese Effekte wiederum zu einer Steigerung des Customer Lifetime Value führen. In der Praxis sei dieses Vorgehen vor allem bei Fahrdienstvermittlern und multimodalen Plattformen zu beobachten, so Bratzel weiter. Beispiele seien etwa Didi Chuxing oder Uber, deren Angebote neben der Personenbeförderung auch Essens- oder Paketlieferungen anbieten. Dies ermögliche nicht nur Mehrwerte für Kunden, sondern auch die Möglichkeit, Fahrer der Plattformen besser auszulasten. Auch bei Carsharing-Anbietern sei häufiger eine Ausweitung des Geschäftsmodells zu beobachten, so der Mobility Services Report weiter. So bietet etwa auch Miles zusätzlich zu seinem flexiblen Sharing-Angebot eine Auto-Abo-Option an.

Mobilitätsmarkt steht im Zeichen der Konsolidierung

„Für Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen schlägt die Stunde der Wahrheit. Die Hoffnungen einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz und Nutzung von Sharing-Angeboten haben sich allenfalls nur in Teilbereichen erfüllt“, fasst CAM-Direktor Bratzel zusammen. Aufgrund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage sei damit zu rechnen, dass sich die Konsolidierung der Branche weiter beschleunigen werde.

Erste Zeichen hierfür zeigen sich aktuell bereits deutlich in der Stichprobe der für den Mobility Services Report untersuchten 280 Mobilitätsdienstleistungen aus den Bereichen autonomes Fahren, Carsharing, Multimodalität und Ridehailing. Beispielsweise habe sich die Anzahl relevanter Anbieter durch Übernahmen und Rückzüge aus dem Carsharing-Markt aufgrund mangelnder Nachfrage bereits deutlich verringert. Selbst der führende Anbieter Miles, der nach eigenen Angaben bereits 2021 den Break-Even erreichte, fuhr im vergangenen Jahr nur knapp einen unbereinigten Gewinn ein.

Besonders stark ist der Konsolidierungstrend zudem im Bereich der Mikromobilität ausgeprägt. In Europa reduzierte sich die bereitgestellte Flotte erstmals seit Beginn der Untersuchungen und auch im Wachstumsmarkt Nordamerika berichten die zentralen Anbieter über schwache Auslastungszahlen.

Marktführer für Mobilität werden sichtbarer

In Folge der Entwicklungen kristallisieren sich immer deutlicher Marktführer in bestimmten Mobilitätbereichen heraus: Beim Carsharing dominieren die Anbieter Miles und ShareNow/Free2move (Free-floating), Cambio und Zipcar (Stationsbasiert) sowie Turo und Getaround (Peer-to-Peer). Zu den führenden Anbietern multimodaler Routing- und Provider-Dienste zählen Alphabet mit Google Maps, Intel mit Moovit sowie DiDi Chuxing und Lyft. Den Bereich Micromobility teilen die Akteure DiDi Chuxing, Meituan und Hello in China, Tier, Bolt und Lime in Europa sowie Lime und Bird in den USA unter sich auf. Fahrdienstvermittlungen haben insgesamt das breiteste Service-Angebot. Die größten Plattformen besitzen weiterhin Uber und DiDi Chuxing, gefolgt von Akteuren wie DiDa Chuxing und T3 Mobility in China, Bolt, Free Now und BlaBlaCar in Europa, Grab in Südostasien sowie Ola in Indien.

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Das CAM hat im Mobility Services Report 2023 rund 280 Mobilitätsdienstleistungen aus den Bereichen Carsharing, Multimodalität, Micromobility und Fahrtenvermittlung von insgesamt 160 Anbietern analysiert, darunter auch 19 Autohersteller.

Die Ergebnisse der Studie und die wichtigsten Trends und Entwicklungen der Mobilität der Zukunft zeigt Gastgeber Prof. Dr. Stefan Bratzel am 9. November auf dem Mobilitätskongress Mobility Circle in München auf.

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