„Für uns stellt sich nicht die Frage, ob autonomes Fahren kommt, sondern wie es kommt“, ist sich MAN-CIO Andre Wehner sicher. Im Fokus der Überlegungen beim Nutzfahrzeughersteller stehen daher vor allem die möglichen Einsatzbereiche und Use Cases, die sich mithilfe der Technologie adressieren lassen. Einen solchen Anwendungsfall stellt etwa die Nutzung autonomer Fahrfunktionen innerhalb der Containerlogistik da. Daher arbeitet MAN etwa mit der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zusammen, wo bereits entsprechende Gemeinschaftsprojekte abgeschlossen wurden. Mit dem Durchbruch von autonomen Fahrfunktionen auf SAE-Level-4 rechnet Wehner in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade.
Der Truck der Zukunft ist elektrisch
Neben dem autonomen Fahren stellt auch die Elektromobilität eine zentrale Technologie auf der Konzern-Agenda von MAN dar. „Wir sind uns bewusst, dass die Truck- und Bus-Branche auch einen erheblichen Anteil an CO2-Emissionen mit sich bringt“, so Wehner. Dies adressiere man unter anderem mit neuen Bus-Modellen, wie der elektrischen Variante des Lion’s City, die seit 2020 auf deutschen Straßen unterwegs ist. Insgesamt habe man mehr als 1.200 Mitarbeiter im Unternehmen, die explizit die Neuentwicklung elektrischer Transportlösungen vorantreiben, erklärt Wehner.
IT muss Mehrwert für Kunden schaffen
Die Herausforderungen der automobilen Zukunft ruhen selbstverständlich nicht nur auf den Schultern von Ingenieuren – auch IT-Systeme gewinnen intern und für Kunden rapide an Bedeutung. „Wir möchten als IT daran gemessen werden, welchen Mehrwert wir für das Unternehmen und den Kunden erbringen“, resümiert Wehner. Entsprechend sei der Bereich Value-to-Market eine zentrale Säule der eigenen IT-Strategie.
Den eigenen Kunden biete man bereits Lösungen zum Flottenmonitoring oder zur Durchführung von OTA-Updates an. Zudem sollen Lösungen zum Lademanagement, zur Routenplanung oder zum Thermomanagement der Batterie dabei helfen, elektrische Nutzfahrzeuge möglichst effizient zu machen. Ein großes Problem bei der optimalen Vernetzung der eigenen Kunden seien jedoch nach wie vor Mischflotten mit Modellen verschiedener Hersteller, räumt Wehner ein. Die einheitliche Vernetzung entsprechender Fahrzeuge sei ein Problem, für das derzeit noch eine zentrale Lösung fehle.
Eigenentwicklungen müssen Sinn machen
Innerhalb der eigenen Digitalisierungsbemühungen prüfe man sehr genau, welche Lösungen selbst entwickelt werden. „Wir können und wollen nicht alles in der IT selbst machen“, erklärt Wehner. Daher setze man in nicht geschäftsrelevanten Bereichen auf Partnerschaften und Plattformen. Ein Beispiel hierfür sei etwa der hybride Ansatz bei der Datenspeicherung: Je nach Anwendungsfall und Charakteristik der erhobenen Informationen werden diese entweder On-Premise oder bei Cloud-Partnern hinterlegt.
„Wenn wir uns entscheiden, Dinge selbst zu machen, brauchen wir dafür auch die richtigen Kompetenzen“, führt der MAN-CIO weiter aus. Die entsprechenden Fachkräfte adressiere man in einem globalen Netzwerk aus IT-Standorten. „Als moderne IT müssen Sie dahin gehen, wo Sie die Skills finden“, so Wehnert. Unter anderem betreibt der Nutzfahrzeughersteller IT-Standorte in der Nähe der eigenen Werke und Retail-Zentren, aber auch dedizierte Tech-Hubs in Lissabon oder im indischen Pune.