Fast drei Viertel der Unternehmen und Behörden werden im kommenden Jahr ihre IT-Ausgaben erhöhen, so eine Analyse der Unternehmensberatung Capgemini. Dies sei der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2003. Die zusätzlichen Ausgaben sollen dabei vor allem in die Modernisierung bestehender Systemlandschaften fließen. Eine Kürzung der eigenen IT-Ausgaben sehen nur knapp elf Prozent der Befragten vor. Auch 2023 dürfte sich der Trend fortsetzen: 73 Prozent der befragten Großunternehmen rechnen hier mit höheren Ausgaben.
Während im Jahr 2021 noch knapp 47 Prozent der Budgets in den Erhalt der bestehenden Systemlandschaft flossen, sollen es 2022 nur noch knapp 44 Prozent sein. Auch die Ausgaben für Neuentwicklungen werden anteilig leicht sinken: von rund 26 Prozent im Vorjahr auf 24 Prozent. Stattdessen liegt der Investitionsschwerpunkt eher auf Modernisierungen, deren Anteil an den Gesamtausgaben von 27 auf 32 Prozent steigen soll.
IT wird als Business Enabler erkannt
„Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Modernisierungen in vielen Fällen um Projekte handelt, bei denen Anwendungen Cloud-fähig gemacht werden“, erklärt Thomas Heimann, Enterprise Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der Studie.
Finanziert werden IT-Innovationen inzwischen fast genauso häufig von der Business- wie von der IT-Seite, so die Studienautoren weiter. Dies zeige, wie stark das Kerngeschäft vieler Unternehmen inzwischen auf IT fuße und diese als Wettbewerbsfaktor angesehen werde. Bei den gemeinsamen IT-Vorhaben arbeiten die Bereiche Business- und IT allerdings nur in etwa jeder zehnten Organisation auf Augenhöhe zusammen. Bei allen anderen gilt immer noch, dass der Hauptgeldgeber den größten Einfluss auf Entscheidungen hat.
Autobauer überholen die Zulieferer
Auch innerhalb der Autobranche werde viel investiert, erklärt Ralf Blessmann, Leiter des Automotive Sektors bei Capgemini in Deutschland. „Von den Herstellern werden fast 69 Prozent mehr Geld ausgeben, 37,5 Prozent ihre IT-Budgets sogar um mehr als 10 Prozent erhöhen.“ Auch bei den Zulieferern werde man die Ausgaben mehrheitlich erhöhen, allerdings nicht so stark wie bei den Herstellern selbst.
Die Zulieferer „wollen 2022 anteilig in etwa das gleiche für Systemerhalt, Modernisierung und Neuentwicklungen ausgeben wie im Vorjahr, während alle anderen Teilnehmer den Anteil der Investitionen für Modernisierungen steigern und für den Systemerhalt und Neuentwicklungen reduzieren werden“, so Blessmann.