Die VW-Verwaltung und ein Logo von Cofinity-X

"Cofinity-X und die Volkswagen GIS AG sind Eckpfeiler für die Umsetzung der Catena-X Vision für Volkswagen“, sagt Sven Lorenz. (Bild: Volkswagen, Cofinity-X)

Im Januar 2023 gaben zehn Unternehmen aus der Autobranche die Gründung des Joint Ventures Cofinity-X bekannt, das die Datenplattform Catena-X für den Einsatz in der Automotive-Branche fit machen soll. Im November folgte der Go-Live des Ökosystems, an dem unter anderem BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen mitwirken. Als erster Autohersteller erklärte Volkswagen öffentlich, was man mit dem Einsatz der Plattform erreichen möchte. Unter anderem will der Autobauer Services auf Basis von Cofinity-X in den Bereichen Business Partner Data Management (BPDM), im Qualitätsmanagement sowie im Demand Capacity Management einsetzen, erklärt Sven Lorenz. Das Geschäftspartner-Stammdatenmanagement sei ein gutes Beispiel für den Einsatz der Datenplattform, „denn es ist einfach und hat zugleich einen klaren, direkten Wertbeitrag“. Die Pflege der Stammdaten von Geschäftspartnern habe bisher jedes Unternehmen der automobilen Wertschöpfungskette mehr oder minder selbst durchgeführt.

Sieben Monate später melden Cofinity-X und Volkswagen Vollzug. Der VW-Konzern ist weltweit tätig und arbeitet mit einem Netz von zahlreichen Geschäftspartnern zusammen. Daraus resultieren mehrere hunderttausend Geschäftspartnerdatensätze, die aktiv bearbeitet und auf dem neuesten Stand gehalten werden müssen, was erhebliche Ressourcen kostet. Vor diesem Hintergrund hat man BPDM als neuen industrieweiter Standard für das Stammdatenmanagement von Geschäftspartnern etabliert.

Welche Vorteile bringt Cofinity-X für Volkswagen?

Bisher ging geht es fast ausschließlich um öffentlich verfügbare Informationen und Kontakte, die aktuell gehalten werden mussten. Ein Großteil dieser Daten wurde außerdem von vielen Unternehmen gleichzeitig benötigt, aber von jedem Unternehmen separat gepflegt, erläuterte Lorenz noch im November 2023. Dies werde von nun an für alle Teilnehmer zentral von Cofinity-X übernommen, um redundante Mehraufwände zu verhindern. Darüber hinaus profitierten Kunden  von sortierten, analysierten und angereicherten Partnerdaten und könnten somit Vorschriften in der Lieferkette besser einhalten.

Die Zusammenarbeit zwischen Cofinity-X, Volkswagen, Audi, Porsche und der Volkswagen Group Info Services AG (VW GIS AG),  als zentrale Ansprechpartnerin für konzernweite Datenprodukte spiele eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Einführung von BPDM. Gemeinsam mit den zuständigen Fachbereichen des Volkswagen Konzerns, insbesondere der Beschaffung von Audi und Porsche, hätten alle beteiligten Partner ihr Fachwissen im Bereich Datenmanagement und digitale Technologien genutzt, um die Genauigkeit und Effizienz von Geschäftsprozessen zu verbessern und die umfangreichen Geschäftspartnerdaten aus dem Umfeld des VW-Konzerns für BPDM bereitzustellen.

„Viele Herausforderungen in der automobilen Lieferkette, seien es regulatorische, ökonomische, oder geo-politische, werden sich zukünftig nur mit Hilfe eines leistungsfähigen Datenökosystems lösen lassen. Catena-X ist ein solches und Volkswagen setzt darauf. Cofinity-X und die Volkswagen GIS AG sind dabei Eckpfeiler für die Umsetzung der Catena-X Vision für Volkswagen“, so Sven Lorenz.

Thomas Rösch, CEO von Cofinity-X betont, dass der  so genannte Golden Record Service von Cofinity-X KI und den selbständigen Austausch von Daten nutze , um die Kosten für das Datenmanagement von Geschäftspartnern zu reduzieren. Er sei mit der gesamten Automobilindustrie harmonisiert, ermögliche eine höhere Effizienz und erfülle die komplexen regulatorischen Anforderungen der Automobilindustrie. "Wir sind dankbar für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Volkswagen Konzern und der VW GIS AG und freuen uns darauf, die operativen Vorteile für alle Mitglieder des Catena-X-Netzwerks bereitzustellen“, so Rösch.

Wie geht es weiter zwischen VW und Cofinity-X?

Für die Zukunft planen Cofinity-X und die VW GIS AG gemeinsam mit Volkswagen, Audi und Porsche, die BPDM-Fähigkeiten zu erweitern und künstliche Intelligenz einzubinden, um potenzielle Störungen in Echtzeit vorherzusagen und zu entschärfen. Diese Entwicklung soll die Resilienz und Reaktionsfähigkeit der Automobil-Lieferkette weiter verbessern. Ein weiteres Anwendungsfeld des Netzwerks von Catena-X ist Lorenz zufolge das Qualitätsmanagement, wo es vor allem um die schnellere Verfügbarkeit von Führwarnindikatoren bei möglichen Problemen mit Komponenten gehe. Über die Plattform könne man Meldungen und Kontext aus dem Feld, also von Händlern oder Flotten, sowie der Lieferkette zusammenführen, um schneller Fehlerursachen zu erkennen und zu beheben. „Damit wollen wir Anfang 2024 starten“, kündigt Volkswagens Datenchef an. Mit an Board sei bei diesem Projekt zunächst eine großer Tier-1-Zulieferer. „Aber das ist nur der Anfang“, verspricht Lorenz. „Sowohl in der Breite als auch in der Tiefe soll die Zahl der beteiligten Supply Chain Partner deutlich anwachsen.“

Ein drittes Beispiel für den Einsatz der Catena-X-Technologie, das ab dem zweiten Quartal realisiert werden soll, sehe man im Kontext des kurzfristigen Bedarfs- und Kapazitätsmanagements. Konkret wolle man die Plattform für den standardisierten Austausch von Teilebedarfen, Bestände und Produktionskapazitäten nutzen. „Diese werden zunächst entlang der Lieferkette transparent gemacht, um im Anschluss Engpasssituationen entweder bereits im Vorfeld vermeiden oder gemeinsam mit den Lieferkettenpartnern auflösen zu können“, so Sven Lorenz.

Doch wohin geht die Reise der gemeinsamen Datenplattform für die Autobranche und ihrer Mitglieder in Zukunft und welche Chancen eröffnen sich durch ihre Nutzung? „Es geht vor allem um mehr Transparenz, Resilienz und Effizienz in der Lieferkette – und davon profitieren alle Beteiligten. Hierfür stehen die drei ersten Anwendungsszenarien, die Volkswagen angeht“, sagt Lorenz. „Weitere Catena-X Use Cases, die insbesondere auf das Thema Nachhaltigkeit einzahlen, werden bei Volkswagen aktuell bewertet. Hierzu gehören beispielsweise die Catena-X Services zum Product Carbon Footprint und zur Circular Economy.“

Welche Unternehmen gehören zu Catena-X?

Die wichtigsten Automotive-Mitglieder bei Catena-X (Stand 05.06.2024):

Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (ADAC)
Alexander Thamm GmbH
Audi AGBMW AG
BMW AG
Brembo S.p.A.
Continental AG
Denso Automotive Deutschland GmbH
Faurecia SE
Ford Werke GmbH
Hella GmbH
Magna International GmbH
Mercedes-Benz AG
Renault SAS
Robert Bosch GmbH
Schaeffler Technology AG & Co.KG
Siemens AG
Stellantis N.V.
Valeo Management Services GIE
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Vitesco Technologies GmbH
Volkswagen AG
Volvo Car AB
Volvo Purchasing Group AB
Witte Automotive GmbH
ZF Friedrichshafen AG

"Was mich bewegt" - Der Automotive-Podcast von Automobil Produktion und automotiveIT

Die Chefredakteure der automotiveIT Pascal und Yannick besprechen Volkswagens Vorhaben rund um Cofinity-X in ihrem wöchentliche Podcast-Format "Was mich bewegt" (Ausgabe 03/11/23). Ob das Stammdatenmanagement einen geeigneten ersten Ankerpunkt darstellt und über welchen Vorteil der gemeinsamen Datenbank Markus Claesson, CIO bei Daimler Truck,  im Interview mit automotiveIT berichtete? Jetzt reinhören und rausfinden!

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