Andreas Peters

„Softwareentwicklung wird zunehmend zum Kernbestandteil der Eigenleistung von Automobilherstellern“, sagt Andreas Peters, Geschäftsführer Valtech Mobility. (Bild: Valtech Mobility)

_Seit einem Jahr besteht Ihr Unternehmen als Joint Venture von Valtech und Audi. Ziehen Sie doch bitte ein erstes Fazit: Was konnten Sie bereits umsetzen?

Im ersten Jahr ist viel passiert. Themen wie Konnektivität, Service-Plattform oder Mobility Services wurden innerhalb der VW Gruppe neu organisiert und werden jetzt gebündelt vorangetrieben. Hier sind wir als Partner natürlich mit an Bord. Das ist eine tolle Kombination aus digitalem Startup und der Power eines der größten Automobilhersteller der Welt. Neben unserer Tätigkeit bei Audi/VW hatten wir uns als Ziel gesetzt, unsere Dienstleistungen auch Dritten anzubieten. Hier sind wir durchaus erfolgreich. 40 Prozent unserer Kunden kommen heute nicht aus dem VW Konzern.

_Immer mehr Software wandert ins Auto. Das droht zum einen, den Fahrer zu überfordern, zum anderen, die Rechenkapazitäten im Fahrzeug zu sprengen. Wie lässt sich das lösen?

Ich glaube nicht, dass die neuen Assistenzsysteme oder Services den Fahrer überfordern, primär machen sie das Fahren komfortabler und sicher. Entscheidend für die Akzeptanz solcher Systeme ist, neben der Verlässlichkeit, vor allem die User Experience. Gute Produktgestaltung ist immer einfach und intuitiv zu bedienen. Und zu Ihrer zweiten Frage: In der Tat wird die benötigte Rechenkapazität der Fahrzeuge weiter stark steigen. Durch die Konnektivität müssen jedoch nicht alle Rechenoperation innerhalb der Fahrzeuge durchgeführt werden. Leistungsstarke Backendsysteme können rechenintensive Aufgaben übernehmen und lediglich die Ergebnisse ins Fahrzeug übermitteln. Voraussetzung hierfür ist eine durchgängige Gesamtarchitektur, die das Betriebssystem im Fahrzeug mit dem Backendplattformen in der Cloud verbindet.

_Viele Autobauer verlagern die Softwareentwicklung ins eigene Unternehmen. Zuletzt hat Volkswagen angekündigt, den Eigenanteil deutlich zu erhöhen. Hat das Konsequenzen für Ihre Arbeit?

Softwareentwicklung wird zunehmend zum Kernbestandteil der Eigenleistung von Automobilherstellern. Dies war auch eines der Motive für die Gründung von Valtech Mobility. Mit unserem Fokus auf digitale Services rund um das vernetzte Fahrzeug und unserer Positionierung als Joint Venture beziehungsweise Branchenpartner in der Automobilindustrie sind wir heute in einer sehr guten Situation. Entscheidend für die Zukunft ist aber die Fähigkeit, digitale Produkte ganzheitlich entwerfen, umsetzen und auf die Straßen bringen zu können, hinter denen tragfähige Businesskonzepte stehen. Hieran arbeiten wir.

_Wie steht es um Ihr Recruiting? Haben Sie Schwierigkeiten, ausreichend Softwareentwickler zu finden?

Die Automobilbranche ist nach wie vor eine der Schlüsselindustrien in Deutschland. Fahrzeughersteller stecken tief in ihrer digitalen Transformation, alte Strukturen werden aufgebrochen und neue Lösungen geschaffen. Dies ist aus unserer Sicht eines der spannendsten und herausforderndsten Tätigkeitsfelder, die die Wirtschaft zu bieten hat – und Valtech Mobility ist mitten drin. Insofern können wir als Arbeitgeber mit attraktiven Projekten und Perspektiven nicht über Nachwuchssorgen klagen. Dennoch: Gute Leute können wir selbstverständlich immer brauchen.

_Ein kleiner Blick über den Tellerrand: Auch e.GO gehört zu Ihren Kunden. Gehört die Zukunft der Autobranche den neuen, disruptiven Playern?

Disruptionen im Kontext von Innovationen beziehungsweise Technologien sind heute arg strapazierte Buzzwords. Nicht jede digitale Neuerung lässt gleich ganze Wirtschaftszweige in sich kollabieren. Dennoch ist die Entwicklung in der Elektromobilität höchst spannend. Firmen wie e.GO zeigen, dass sie mit einer vergleichbar geringen Kapitalallokation und einem fokussierten Mobilitätsszenario bisher nicht adressierte Marktsegmente bedienen können. Insgesamt wird die Automobilwelt vielfältiger und die Zahl unserer potentiellen Kunden steigt.

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