„Die Pandemie hat zu einem nachhaltigen Digitalisierungsschub in der deutschen Wirtschaft geführt. Die wegen Corona aus der Not heraus eingeleiteten Digitalisierungsmaßnahmen haben sich vielerorts bewährt und werden auch in einem künftigen Normal-Betrieb vorangetrieben“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Politik müsse die Entwicklung unterstützen, während Unternehmen den eingeschlagenen Kurs konsequent verfolgen sollten. „Digitalisierung ist ein dauerhafter Prozess und vor allem ist sie der Schlüssel, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern – vom Klimaschutz bis zur Sicherung wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze und unseres Wohlstands“, so Berg weiter.
Insgesamt 92 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland geben der Bitkom-Studie zufolge an, die Digitalisierung habe durch Corona an Bedeutung gewonnen. Ein ebenso großer Anteil der Befragten gibt an, man habe Videokonferenzen eingeführt, 74 Prozent setzen auf virtuelle Kollaborationstools und rund zwei Drittel haben zusätzliche Hardware angeschafft. Ebenfalls zwei Drittel der Unternehmen haben papierlose Prozesse implementiert, sechs von zehn Befragten entwickeln digitale Geschäftsmodelle. Die überwiegende Mehrheit der Befragten möchte auch nach der Pandemie an den Maßnahmen festhalten oder diese weiterentwickeln.
Unternehmen setzen auf KI, Big Data und IoT
Der coronabedingte Digitalisierungsschub sorgt in den Unternehmen auch für eine stärkere Beschäftigung mit zukunftsweisenden Technologien. So geben drei Viertel der Befragten an, Big Data zu nutzen oder den Einsatz zu planen oder zu diskutieren. Vor zwei Jahren waren es erst 59 Prozent. Das Internet of Things beschäftigt zwei Drittel, für etwa die Hälfte der Befragten sind 3D-Druck, 5G und Virtual Reality ein Thema. Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) setzt sich mit künstlicher Intelligenz auseinander oder nutzt KI-Technologien – verglichen mit 12 Prozent 2019 ist das der deutlichste Anstieg.
Nur noch sechs Prozent der Befragten geben inzwischen an, die Digitalisierung gefährde die Existenz des eigenen Unternehmens. Noch 2017 lag der entsprechende Anteil bei 25 Prozent. Dennoch berichten rund vier von zehn Befragten von zunehmenden Problemen bei der Bewältigung der digitalen Transformation. Vor allem der verschärfte Wettbewerb mache in diesem Zusammenhang zu schaffen: Jedes zweite Unternehmen stellt fest, dass direkte Wettbewerber, die frühzeitig digitale Innovationen genutzt haben, dem eigenen Unternehmen nun voraus sind.
Datenschutz und Fachkräftemangel bremsen die Entwicklung
Rund acht von zehn Befragten beklagen aktuell, die Datenschutz-Anforderungen würden die eigenen Bemühungen bremsen, 65 Prozent benennen den Fachkräftemangel als Hindernis. In fast jedem zweiten Unternehmen fehle im Alltagsgeschäft die Zeit, um die Digitalisierung voranzutreiben, während drei von zehn Befragten zu lange Entscheidungswege kritisieren. Ein weiteres Hindernis stellen sinkende Budgets dar: Rund 31 Prozent der befragten Unternehmen haben in Folge der Pandemie weniger in die Digitalisierung investiert als 2020. Für das kommende Jahr planen nur noch zwölf Prozent steigende Digitalisierungsausgaben, 37 Prozent wollen ihre Investitionen zurückfahren. „Digitalisierung gibt es nicht zum Nulltarif. Konsequente Digitalisierung geht nur mit entsprechenden Investitionen. Als Return gibt es Wettbewerbsstärke, Krisenresilienz und Zukunftsfähigkeit“, kommentiert Bitkom-Präsident Berg.
Ein Bereich, in dem Unternehmen die eigenen Digitalisierungsfortschritte nach der Pandemie torpedieren möchten, ist das mobile Arbeiten. Infolge der Coronakrise erlauben aktuell zwar acht von zehn Unternehmen das Arbeiten im Homeoffice, nach der Pandemie möchten jedoch nur 27 Prozent die Maßnahmen beibehalten oder ausweiten. 45 Prozent der Befragten wollen Maßnahmen teilweise zurücknehmen, rund 27 Prozent planen, künftig Formen des mobilen Arbeitens komplett zu untersagen.
Der Bitkom rechnet insgesamt jedoch damit, dass der Trend zu mobilem Arbeiten anhält. „Die Corona-Krise hat eine Entwicklung angestoßen, die nicht mehr zurückzudrehen ist“, erklärt Verbandspräsident Achim Berg. „Unabhängig von Zeit und Ort zu arbeiten, wird das neue Normal in der Arbeitswelt definieren.“ Dabei solle es jedoch für Unternehmen unkompliziert möglich sein, Beschäftigte und Teams an ihre Arbeitsplätze zu rufen. „Die Entscheidung über die Arbeitsform sollte prinzipiell bei den Arbeitsgebern verbleiben. Wir schlagen stattdessen unter anderem steuerliche Anreize für Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor“, sagt Berg.
Die Rolle, die das Home Office in der Arbeitswelt von morgen spielen wird, unterstreicht aktuell ebenfalls eine Riverbed Aternity-Befragung. Demzufolge rechnen rund 83 Prozent der befragten Business- und IT-Entscheidungsträger, dass mindestens ein Viertel ihrer Belegschaft auch nach der Pandemie hybrid arbeiten werden. Im vergangenen Jahr hatten dies nur rund 30 Prozent erwartet. 94 Prozent der Befragten aus Deutschland sind der Meinung, dass hybride Arbeitsmodelle bei der Rekrutierung von Talenten und in Sachen Wettbewerbsfähigkeit helfen. 80 Prozent der deutschen Teilnehmer der Umfrage glauben außerdem, dass hybride Arbeitsmodelle einen nachhaltigen und positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Welt haben werden.
Jedoch fehlen in vielen Unternehmen noch wichtige Weichenstellungen: Nur rund ein Viertel der deutschen Studienteilnehmer glauben, dass sie vollständig auf eine Umstellung in Richtung hybrider Arbeitsumgebungen vorbereitet sind. Obwohl in einer überwiegenden Mehrheit der Unternehmen die Angst herrscht, Ungleichheiten zwischen Mitarbeitern im Büro und im Außendienst zu schaffen, planen 83 Prozent dennoch, in den kommenden zwölf bis 18 Monaten Technologie-Investitionen zu realisieren, um hybrides Arbeiten zu unterstützen. Als größte Hindernisse gelten den Unternehmenslenkern zufolge Sicherheitsrisiken, technische Störungen und der Aufbau virtueller Beziehungen.