Mann arbeitet im Home Office

Durch die Corona-Pandemie hat das mobile Arbeiten neuen Schub erhalten. Mit dem CRO ist sogar ein neuer Posten für die entsprechende Koordination entstanden. (Bild: Adobe Stock / Girts)

Hierzulande ist der CRO noch ein Exot. Doch seine Position könnte auch in der Automobilbranche in Zukunft wichtiger werden, da hier große Teams aus der Ferne zusammenarbeiten, was unstrukturiert und unmoderiert nicht immer sehr effektiv ist.

Damit es besser läuft, kommt der CRO ins Spiel. Was auch bedeutet, dass er zunächst am Mindset schrauben muss, so dass im gesamten Unternehmen dezentrales, mobiles Arbeiten akzeptiert und gut organisiert wird. Ihm geht es darum, einen Kulturwandel zu gestalten und dabei das Meiste für Mitarbeitende und Unternehmen herauszuholen. Ein CRO stößt Verhaltensveränderungen an, damit sich neue Arbeitsmodelle erfolgreich etablieren.

So sieht das Jobprofil eines CRO aus

Kernaufgabe des Chief Remote Officer ist, die Fernarbeit innerhalb eines Unternehmens zu optimieren oder überhaupt erst einen funktionierenden Rahmen zu schaffen. Dafür entwickelt und implementiert er Strategien, Richtlinien und Technologien, die Mitarbeitenden ermöglichen, effektiv von entfernten Standorten aus zu arbeiten. Heißt: Der CRO sorgt (gemeinsam mit der IT) für eine kollaborative digitale Infrastruktur, unterstützt die Remote-Arbeitskultur und sorgt für eine gewisse Straffheit dabei. Er überwacht die Sicherheitsmaßnahmen und Datenschutzrichtlinien eines Unternehmens, um sicherzustellen, dass sensible Daten geschützt sind und die Fernarbeit ohne Risiken für die Unternehmenssicherheit erfolgt.

In Sachen Recht, aber auch mit digitalen Projektmanagement-Tools sowie sicheren Datenzugriffslösungen sollte er sich auskennen. An ihm liegt es zu entscheiden, welche digitalen Werkzeuge sich eignen, damit Remote-Teams am besten und sicher kollaborieren können. Kurzum: Es gilt sicherstellen, dass Mitarbeitende alles haben, was sie brauchen, um nahtlos von überall aus arbeiten zu können. Dabei schadet IT-Expertise nicht: Denn ein CRO sollte in der Lage sein, Remote-Arbeitsinfrastrukturen, wie cloudbasierte Collaboration-Tools, verwalten zu können.

Und: Die neue Arbeitswelt verlangt auch nach neuen Leistungspaketen und Möglichkeiten für Mitarbeitende sowie nach neuen Auswahl- und Einstellungsverfahren, um die sich ein CRO gemeinsam mit der HR-Abteilung kümmern muss. Was auch bedeutet, dass dieser etwas von Change-Management verstehen und das Führungshandwerk beherrschen sollte.

Diese Skills sollte man mitbringen

Es geht nicht nur darum, in der Lage zu sein, virtuelle Teams führen zu können (für einen CRO sollte das selbstverständlich sein). Der Chief Remote Officer muss Mitarbeitende vor allem dazu befähigen, sich selbst zu organisieren und noch eigenverantwortlicher als bisher zu arbeiten. „Ein CRO muss zunächst herausfinden, was das Talent eines jeden Einzelnen ist, um Mitarbeitende bestmöglich einzusetzen“, erklärt Berater und Coach Boris Bender, „Denn darum geht es: Den Menschen um die Arbeit herum organisieren und nicht umgekehrt.“ Wer seine Arbeit um seine Fähigkeiten und sonstigen Belange herum gestaltet, der werde sich fachlich, inhaltlich und persönlich weiterentwickeln, ist der Berater überzeugt. Ein Prozess, den ein CRO antreiben und moderieren muss.

Er ist im gewissen Sinne ein Treiber der Flexibilisierung, die nicht im Wildwuchs versacken darf. „Es braucht verbindliche Regeln für hybrides Arbeiten, die am besten nicht dekretiert, sondern gemeinsam mit den Mitarbeitenden ausgehandelt werden“, rät Bender. Auf der anderen Seite müssten Führungskräfte darin geschult werden, wie sie Remote-Mitarbeiter unterstützen können.

Heute noch eine exotische Position, morgen ein Muss?

Mit dem Boom des Remoteworkings muss auch die Automobilbranche einen funktionierenden Rahmen dafür schaffen – nicht zuletzt aufgrund der globalen Natur der Branche, in der grenzüberschreitendes, verteiltes Arbeiten Alltag ist.

„Es geht zudem darum, das Verhältnis aus Remote- und Office-Mitarbeitenden zu gestalten“, erklärt Bender, „Dafür braucht es jemanden, der sich mit neuen Arbeitsmethoden auskennt, der Kompetenzen in Kommunikation, HR und Betriebsabläufen mitbringt.“ In der Pandemie hätten viele Unternehmen ad hoc auf hybride Arbeitsformen umgestellt. Jetzt folgt der Rollback, weil der Prozess nicht unbedingt immer ideal aufgesetzt worden ist. „Besser ist, die Umgestaltung gezielt voranzutreiben“, betont Bender. Ob es dafür nun einer neuen Funktion des CRO bedarf, sei dahingestellt, meint er: „Auch intern lassen sich dafür gute Leute finden, deren Vorteil ist, dass sie im Detail mit der Organisation vertraut sind.“ Jedenfalls warnt der Coach davor, „einen Titel ohne Mittel“ zu etablieren, nur weil es gerade trendy erscheint.

Den Headhuntern von Robert Half ist die neue Funktion durchaus ein Begriff, auch wenn sie noch nicht eine solche Position besetzt haben. Bislang werden die Aufgaben eines CRO in der Regel vom Chief of Staff, Chief Human Resources Officer oder Chief Operating Officer erledigt, berichtet Patric Garvin, Sprecher des Personalvermittlers. „Derzeit wird die Position eher noch von innen heraus besetzt und es gibt noch kein 'standardisiertes' Anforderungsprofil, welche Fähigkeiten und Kenntnisse entsprechende Kandidaten mitbringen müssen“, sagt Garvin. Es handele sich eben um eine noch sehr junges Berufsbild.

Wie sind die Zukunftsaussichten für den CRO?

Im angelsächsischen Raum ist man da weiter. Doch angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Globalisierung der Arbeitswelt wird die Rolle des Chief Remote Officers voraussichtlich an Bedeutung gewinnen. Unternehmen werden verstärkt darauf angewiesen sein, effektive Fernarbeitsstrategien zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben, agiler zu werden und um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden gerecht zu werden. Denn bei der Rolle rückwärts ins Büro wird vor allem die Generation Z nicht mitspielen. Automotive-Unternehmen, die nicht versiert in hybridem, mobilem Arbeiten sind, werden zunehmend im Recruiting ein Problem bekommen. Gestalter der neuen Arbeitswelt können getrost in die Zukunft blicken. Sie werden gebraucht.

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