Software-Generation 3.0 für die ID. Modelle

Ein neues AI Lab von Volkswagen soll dafür sorgen, KI-Innovationen schneller in Serie zu bringen. (Bild: Volkswagen AG)

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Jüngst verkündete VW auf der CES, dass ChatGPT 2024 Einzug in die Fahrzeugflotte erhält – ein Schritt, den immer mehr Autobauer gehen. Klar ist, dass derartige Entscheidungen nur der Anfang der gigantischen KI-Welle sein werden. Damit der Wolfsburger Konzern hier nicht direkt den Anschluss verliert, gründet das Unternehmen unter dem Namen AI Lab nun eine eigene Sondereinheit. Ähnlich wie Talentscouts im Sport soll eine zweistellige Anzahl an Experten weltweit innovative KI-Ideen aufspüren. Als Degradierung der Software-Sparte Cariad versteht man das in Wolfsburg jedoch nicht. "Für Cariad bedeutet das gar nichts", so ein Unternehmenssprecher gegenüber automotiveIT. Im Gegenteil: Sowohl Cariad als auch alle eigenständigen Marken sollen von der Flexibilität des AI Labs profitieren. Man schaffe damit eine sehr agile Einheit, die sich mit dem Scouting von Ideen beschäftige und diese von einem frühen Stadium bis hin zur Übergabe zur Eigenentwicklung trage, so der Sprecher. Spätestens nach der Bewertung und Bearbeitung kundennaher Produktideen sollen die Marken und Cariad übernehmen und diese bei Bedarf zur Marktreife weiterentwickeln und implementieren.

Der Zuständigkeitsbereich des Kompetenzzentrums umfasst die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus dem europäischen, chinesischen und nordamerikanischen Tech-Sektor. „Uns geht es darum, die externen digitalen Ökosysteme mit dem Fahrzeug zu verknüpfen und damit ein noch besseres Produkterlebnis zu schaffen“, sagt Volkswagen-Chef Oliver Blume. „Die Zusammenarbeit mit Technologieunternehmen ist für uns von entscheidender Bedeutung. Wir werden die Kooperation zukünftig organisatorisch und auch kulturell noch einfacher gestalten.“

AI Lab soll unabhängiges Scouten ermöglichen

Offizieller Firmensitz des Labs wird Wolfsburg sein, weitere Standorte werden aktuell diskutiert. Doch selbstredend werden die "Ideenscouts" in erster Linie auf Achse sein, um möglichst viele neue Ideen an die Marken und Cariad herantragen zu können. Da sich der KI-Markt extrem schnell entwickelt, sei es notwendig, eine spezielle Einheit zu gründen, die immer am Puls der Zeit, oder eher am Puls der Innovationen unterwegs ist, so der Volkswagen-Sprecher. Eine klassische Herangehensweise über große Organisationen empfanden die Entscheider hierzu inkompatibel. Das neue AI Lab soll ticken und agieren wie die innovativen Player am Markt, wodurch die Zusammenarbeit mit potenziellen Partnern organisatorisch und kulturell vereinfacht werden soll.

Es gibt noch einen weiteren Grund, die Verantwortung hierfür von den Marken abzuziehen: Die zahlreichen, bereits bestehenden Kooperationen mit Zulieferern oder Dienstleistern hemmen die jeweilige Flexibilität der Marken oder auch Cariads. Vereinfacht gesagt: Political Correctness spielt für die Ideensucher vom AI Lab keine Rolle. Sie können völlig unabhängig von bestehenden Partnerschaften auf Entdeckungstour gehen.

Führungsriege kommt ohne IT-Experten aus

Großes Potenzial für die KI sieht Volkswagen unter anderem bei intelligenten Sprachassistenten sowie Diensten, die den privaten, digitalen Kosmos von Nutzern mit dem Fahrzeug verbinden können. Ebenso wichtig seien erweiterte Fahrzeugfunktionen wie die KI-basierte Steuerung von Ladevorgängen, Predictive Maintenance und die Anbindung an Smart-Home-Systeme. Entsprechende Sondierungsgespräche mit Tech-Unternehmen seien bereits gestartet worden – konkrete Unternehmen wollte der Sprecher nicht nennen. "Im Moment liegt der Fokus auf Produkt-KI-Ideen – also alles in der Interaktion zwischen Kunde und Fahrzeug und Fahrzeug und Infrastruktur". Ob das Scouting irgendwann in Richtung KI in der Produktion erweitert wird, sei offen, heißt es aus Wolfsburg. Doch genau dieser Aspekt, sprich die Nutzung von KI in allen Konzernbereichen wäre aus Sicht eines Experten von Apex.AI ein großer, potentieller Vorteil eines solchen neuen Labs.

Das AI Lab soll mit allen Konzernmarken eng interagieren und wird daher unter anderem einen Aufsichtsrat aus „hochrangigen Vertretern der Markengruppen“ erhalten. Den Vorstand der Einheit übernehmen Carsten Helbing als CEO und Carmen Schmidt als Chief Legal Officer (CLO) und Chief Business Officer (CBO). Besonders die Einsetzung Helbings, der zuvor jahrelang in der Fahrzeugentwicklung bei VW beschäftigt war, stößt in der Branche auf Irritation: So kritisiert ein Brancheninsider gegenüber automotiveIT die fehlende Beteiligung der IT im Vorstand der neuen Einheit. VW wiederum begründet die CEO-Entscheidung aufgrund des Fokus' auf kundennahe KI-Ideen im Fahrzeug und um das Fahrzeug herum – die benannte Führungsaufstellung sei daher sinnvoll.

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