Mobility Circle 2022 Panel

Im Panel mit Stefan Bratzel und Christina Kunkel diskutieren Nico Gabriel und Oliver Mackprang die Herausforderungen der Shared Mobility. (Bild: facesbyfrank)

„Mobilität darf nicht zum Verzicht werden“, erklärt etwa Christoph Ziegenmeyer, Head of Communications bei der Volkswagen-Tochter Moia. Vielmehr müsse man die Bedürfnisse der Kunden verstehen und ihnen ein gutes Angebot machen, um sie zum Umstieg auf geteilte Verkehrsmittel zu motivieren. Dennoch sei das Potenzial für die geteilte Mobilität begrenzt, solange die intelligente Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel sowie das autonome Fahren noch keine Realität sind. Bei Moia habe man für das kommende Zeitalter selbstfahrender Fahrzeuge bereits jetzt sinnvolle Grundsteine gelegt, so Ziegenmeyer weiter. Das Identitätsmanagement der Fahrgäste sei ebenso wie die Routenplanung bei Verkehrsstörungen eine Disziplin, in der das Unternehmen bereits jetzt auf intelligente Systeme setzt, von denen auch autonome Fahrzeuge profitieren würden. Die entsprechenden Rahmenbedingungen in Deutschland seien dabei vor allem durch den neuen Gesetzesrahmen im internationalen Vergleich sehr attraktiv.

Angebote brauchen korrekte Rahmenbedingungen

Dennoch benötige es weitere Anreize von Seiten der Politik: Etwa Push-Maßnahmen der Städte, um private Pkw unattraktiver zu machen und Personen so zum Umstieg zu bewegen. „Ridepooling und ÖPNV ergänzen sich und wirken in dieselbe Richtung“, erklärt Ziegenmeyer.


Eine Einschätzung, die auch Oliver Mackprang, CEO bei Miles Mobility, teilt: Das Angebot im Carsharing-Bereich müsse für Kunden einerseits verlässlich und finanziell attraktiv sein. Andererseits müsse die Mobilitätslösung in ein multimodales Gesamtsystem eingebunden sein, um Kunden zu überzeugen. Dazu benötige es die aktive Förderung durch die Städte. In Abhängigkeit von der Laufleistung eigener Fahrzeuge und der damit verbundenen Cost of Ownership könne Carsharing aktuell bereits Vorteile bieten. Auch hier gelte jedoch: Ein engmaschiges Netz intermodaler Angebote sei eine sinnvolle Alternative zu gelegentlichen Autofahrten. Um einen vielbetriebenen Pkw zu ersetzen, biete man bei Miles jedoch eher längerfristige Mietmodelle an.

Ähnlich differenziert betrachtet auch Nico Gabriel, COO bei Sixt, die aktuelle Mobilitätslage. Das eigene Angebot sei ein „Begeisterungsbeschleuniger“ für nachhaltige und innovative Mobilität. Dies gelte sowohl im Bereich des Carsharings als auch bei der Elektromobilität: Durch die Möglichkeit, entsprechende Fahrzeuge über kurze Zeiträume zu nutzen, baue man aktiv Berührungsängste mit neuen Mobilitätsformen, den eigenen Angeboten und Elektrofahrzeugen ab. Im Falle von vermieteten Elektrofahrzeugen geben laut Gabriel 70 Prozent der Nutzer an, nach Nutzung eines Mietwagens weniger Vorbehalte gegenüber BEV zu haben und eine entsprechende Anschaffung in Erwägung zu ziehen. Neben der eigenen E-Flottenerweiterung auf rund 70 bis 90 Prozent im Jahr 2030 treibt Sixt auch den Ausbau entsprechender Ladeinfrastruktur voran. Rund 50 Millionen Euro sollen in den Bau von Ladestationen an eigenen Stationen fließen.

Neue Auto-Abos sollen Kunden begeistern

In Bezug zur geteilten Nutzung von Fahrzeugen spricht außerdem Mathias R. Albert, CEO und Founder der ViveLaCar GmbH auf dem Mobility Circle. Im Fokus steht dabei das neue Angebot ViveLaCar One, in dessen Rahmen bis zu drei Haushalte ein gemeinsames Fahrzeug nutzen und dessen Einsatz effektiv abstimmen können. Das Auto-Abo als solches decke eine wichtige Lücke im Angebot vieler Mobility-Player zwischen dem Carsharing und längeren Leasing-Modellen ab, erklärt Albert. Entsprechende Angebote müssten dabei eine 100 Prozent digitale Abwicklung, eine hohe Auswahl an Modellen, flexible Anpassungen des Kilometerkontingents sowie eine Abdeckung der zentralen Haltungskosten bieten.

Einen solchen Ansatz in die Welt des E-Commerce überführen möchte hingegen Nikolai Schröder, COO und Co-Founder bei der Finn GmbH. Das Jungunternehmen verspricht unter anderem flexible Laufzeiten von ein bis zwölf Monaten, eine All-Inklusive-Abrechnung sowie einen nur fünf Minuten langen Booking-Prozess plus die Lieferung von Fahrzeugen. Um das System für die überdurchschnittlich junge Kundschaft attraktiv zu machen, setzt Finn auf Kooperationen mit Herstellern, Leasing-Banken, dem Autohandel und entsprechenden Servicepartnern.

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