
Kaum ein Unternehmen reißt so viele Testkilometer ab wie die Google-Schwester Waymo. (Bild: Waymo)
In den letzten Jahren kristallisierten sich zunehmend die Vorreiter beim autonomen Fahren heraus. Bereits 2021 führte Waymo laut der US-Behörde DMV gemeinsam mit der GM-Tochter Cruise die Liste mit den größten Testumfängen an. Neuere Zahlen der DMV bestätigen nun dieses Bild: Demnach spulten die die automatisierten Fahrzeuge von Waymo im vergangenen Jahr rund 3,8 Millionen Kilometer innerhalb Kaliforniens ab. Der US-Bundesstaat ist das wichtigste Testfeld für autonomes Fahren in der westlichen Welt.
Mit deutlichem Abstand auf Rang zwei folgt die Amazon-Tochter Zoox mit rund 1,5 Millionen Kilometern. Das US-Start-Up Nuro und der mittlerweile aus der Entwicklung ausgestiegene Konzern Apple kommen auf jeweils 370.000 Kilometer. Ebenfalls noch in der Spitzengruppe, aber bereits deutlich hintendran, findet sich Mercedes mit 72.000 Kilometern. Mit Bosch (262 Kilometer) findet sich ein weiteres deutsches Unternehmen unter den 20 Firmen mit Test-Lizenz. Insgesamt legten autonome Autos im vergangenen Jahr rund 6,3 Millionen Kilometer zurück, etwa 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei war jeweils ein Sicherheitsfahrer an Bord.
Waymo kann vollautonome Dienste anbieten
Einen Meilenstein erreichte Waymo – ebenso wie Cruise, die sich mittlerweile aus dem Wettrennen ums autonome Fahren verabschiedet haben – im August 2023. In San Francisco haben beide Firmen die grundsätzliche Erlaubnis erhalten, zahlende Fahrgäste im gesamten Stadtgebiet rund um die Uhr auch ohne einen Sicherheitsfahrer zu befördern. Die kalifornische Regulierungsbehörde CPUC setzte sich mit ihrer Entscheidung über den Widerstand der städtischen Verkehrsbetriebe und einiger Einwohner hinweg. Mittlerweile hat das Unternehmen auch die Erlaubnis erhalten, den Robotaxi-Dienst auch ins Silicon Valley und Teile Los Angeles auszuweiten.
Aus Konkurrenten werden Partner
Waymo entstand 2016 als Ausgründung von Google. Mit Uber verband das Unternehmen anfangs ein eher kritisches Verhältnis. Während Waymo vom ehemaligen Hyundai- und Ford-Manager John Krafcik geleitet wurde, war der einstige Uber-Chef Travis Kalanick so besorgt um die Kostenvorteile selbstfahrender Autos, dass er eigene Robotaxis entwickeln wollte. Kalanick legte das Projekt in die Hand des früheren Google-Ingenieurs Anthony Levandowski, der vom Internetkonzern anschließend beschuldigt wurde, vertrauliche Informationen überführt zu haben. Die Unternehmen einigten sich außergerichtlich. Uber stieß die Entwicklung selbstfahrender Autos letztlich Ende 2020 ab, nachdem ein Testfahrzeug einen Todesfall verschuldete.
Waymo vergrößert sein Territorium
Für Waymo begann nach anfänglichen Tests in San Francisco hingegen eine Erfolgsgeschichte: Im Jahr 2018 startete in Phoenix unter dem Namen Waymo One einer der ersten kommerziellen Robotaxi-Dienste, der für Testkunden on-demand zur Verfügung stand. Als Fahrzeugbasis griff der Mobilitätsdienstleister zunächst auf umgerüstete Chrysler Pacifica zurück, in denen anfangs noch ein Sicherheitsfahrer mit an Bord war. Inzwischen ist dies nicht mehr nötig ist. Und auch der Pacifica ist mittlerweile Geschichte. Aktuell setzt Waymo auf den Jaguar I-Pace.
Auch in seiner Heimat San Francisco – und damit in einer deutlich komplexeren, urbanen Umgebung – hat die Alphabet-Tochter ein Pilotprojekt gelauncht. Dort konnten sich Nutzer seit 2021 im Rahmen des „Trusted Tester“-Programms von rund 700 Robotaxis befördern lassen. Eine rasante Entwicklung: Ein Jahr zuvor waren es lediglich 240 Autos. In Arizonas Hauptstadt war Waymo bereits 2020 einen Schritt weiter. Nach Abschluss der Testkunden-Phase ist die App frei verfügbar, wodurch jeder, der sich in der entsprechenden Umgebung befindet, eine Fahrt buchen kann.
Seit Beginn dieser Phase hat sich das Territorium des Anbieters in Arizona und Kalifornien immens erweitert. Aktuell gibt Waymo die Fläche mit rund 1.300 Quadratkilometern an. Dies sei die größte Fläche weltweit, auf der autonome Taxis unterwegs sind. Pro Woche finden laut Unternehmensangaben mehr als 150.000 autonome Fahrten statt.