Im Fokus von Uber stehen die Nutzer. Bequem und einfach will das Unternehmen es ihnen machen – ob als deutlich billigeres Taxi oder als schneller Essenslieferant. Schaute man sich den Umsatz nach Geschäftsfeldern an, konnte man 2021 mitten in der Coronapandemie noch prophezeien, dass die Zukunft des Unternehmens eher vom ursprünglichen Kerngeschäft der Personenbeförderung wegführen würde. 8,3 Milliarden US-Dollar Umsatz durch Essensbestellungen standen nur noch 6,9 Milliarden durch Fahrten gegenüber. Doch später ist man immer schlauer – so auch in Bezug auf Ubers Entwicklung.
Das jahrelange Schreiben roter Zahlen – und vor allem das Aushalten dieser – macht sich nun im wortwörtlichen Sinne bezahlt. In den vier Quartalen des Geschäftsjahres 2023 erwirtschaftete das US-Unternehmen zusammengerechnet ein Nettoergebnis von knapp 1,9 Milliarden US-Dollar vor Steuern. Zur Einordnung: Allein am Ende des ersten Quartals 2022 stand noch ein Minus von 5,9 Milliarden US-Dollar.
Uber rückt die Mobilität wieder in den Vordergrund
Wie sehr das US-Unternehmen sich vor Jahren noch in der Findungsphase und unter Erfolgsdruck befand, verdeutlichte seinerzeit der Verkauf der eigenen Entwicklungsabteilung ATG im Jahr 2020. Ursprünglich sollte sie autonome Robotaxis auf die Straße bringen. Doch vor dem Hintergrund der ohnehin ernüchternden Finanzzahlen war diese Vision zu kostspielig. Mittlerweile hat Uber daraus gelernt. Mitte 2023 verkündete das Unternehmen eine Kooperation mit den Robotaxis von Google-Schwester Waymo in Phoenix. Das ist deshalb bemerkenswert, weil das Verhältnis zu Waymo anfangs durchaus kritisch war. Während Waymo vom ehemaligen Hyundai- und Ford-Manager John Krafcik geleitet wurde, war der einstige Uber-Chef Travis Kalanick so besorgt um die Kostenvorteile selbstfahrender Autos, dass er eigene Robotaxis entwickeln wollte. Kalanick legte das Projekt in die Hand des früheren Google-Ingenieurs Anthony Levandowski, der vom Internetkonzern anschließend beschuldigt wurde, vertrauliche Informationen überführt zu haben. Die Unternehmen einigten sich außergerichtlich.
Wie bereits erwähnt hatte Corona auch bei Uber einiges durcheinandergewirbelt. Ende 2021 war der Bereich Mobility, zu dem Uber X sowie Pooling-, Chauffeur- und Mietwagen-Services gehören, deutlich abgeschlagen nur noch zweitbester Umsatzbringer. 2022 erfolgte dann aber die umsatztechnische Widerauferstehung. Der Gesamtumsatz des Providers explodierte förmlich wieder von 17,4 Milliarden 2021 auf 31,8 Milliarden 2022 – ein Plus von fast 83 Prozent. Auf den Bereich Mobility entfielen mit satten 14 Milliarden rund 44 Prozent des Gesamtumsatzes. Dennoch stand am Jahresende ein Nettoverlust von satten 9,1 Milliarden US-Dollar.
Ubers Wertschöpfungsstrategie fruchtet
Ob die jahrelange Phase der Verluste mit dem positiv abgeschlossenem Geschäftsjahr 2023 ein endgültiges Ende hat, bleibt abzuwarten. Im Gegensatz zu der Frage, wodurch das Unternehmen am meisten Geld verdient, ist die Suche nach dem lukrativsten Markt schnell abgeschlossen. Der wirtschaftliche Fokus liegt nach wie vor auf Nordamerika. 2023 machte Uber dort erstmals mehr als 20 Milliarden US-Dollar Umsatz. Europa, der mittlere Osten und Afrika folgen als zusammengefasste Regionen zwar abgeschlagen auf Platz zwei, doch im Laufe der letzten drei Jahre konnten sie ihren Anteil am Gesamtumsatz auf konstanten 21 Prozent halten.
Neben den Hauptgeschäftsfeldern Mobility und Delivery bildet der Bereich Frachtlieferungen seit Jahren einen dritten konstanten Umsatzbringer. Zwar sank der Umsatz 2023 seit Jahren erstmals wieder, fast 14 Prozent am Gesamtumsatz sind dennoch nicht zu vernachlässigen. Strategisch hat das US-Unternehmen über all seine Dienste eine dreistufige Value-Creation-Strategie gespannt: Erstens verschafft der stetige Ausbau der Userbasis – 2023 waren es monatlich 150 Millionen Nutzer – Uber mehr Reichweite und Relevanz, zweitens generiert die Plattform pro Nutzer mehr Traffic und damit höhere Einnahmen über Cross-Promotion für Uber-Dienste und drittens über Mitgliedschaftsprogramme wie Uber One. Es hat sich somit als klug zu erwiesen, je nach Weltregion andere Schwerpunkte zu setzen. Am Ende zählen jedoch nur die nackten Zahlen und die sind nun seit einem Jahr erstmals konstant schwarz.