Dacia hat sich zuletzt prächtig entwickelt. Modelle wie der neue Sandero oder der Duster zeigen, dass die französischen Billigheimer längst mehr sind als nur das. Der Sandero greift selbst den deutlich teureren Konzernbruder Renault Clio an und beim Duster kommen selbst Interessenten ins Grübeln, die sonst ein bis zwei Klassen höher ein geeignetes Auto suchen. Der Preis ist bei den Dacia-Modellen unverändert ein wichtiger Grund - aber längst nicht mehr der einzige, der für einen Kauf spricht. Das sieht beim neue Dacia Spring ganz anders aus. Der lockt in erster Linie mit einem: dem geradezu unschlagbaren Preis von 20.490 Euro. Mit der ebenso stattlichen wie staatlichen Kaufprämie reduziert sich der Basispreis auf gerade einmal 10.920 Euro. Da muss sogar der ohnehin günstige Renault Twingo Electric seine Waffen strecken.

Doch auch dieser Dacia Spring punktet nicht ausschließlich mit seinem Schnäppchenpreis. Auch das Design ist für seine Klasse allemal sehenswert. Er ist mit seiner Länge von 3,73 Metern kompakt und nicht nur klein und verbreitet dabei echten SUV-Charme - das dürfte bei einigen Kunden allemal ankommen. Dass man für den Preis keine Wunder erwarten kann, zeigt nicht allein der Antrieb. 33 kW / 44 PS sind nicht wirklich viel, doch reichen eben aus, um mit dem Dacia Spring auch einmal einen Abstecher auf die Landstraße oder Autobahn zu machen. Zugegeben: ab Tempo 100 wird es auf der Autobahn bei starkem Seitenwind und Spurrillen etwas ungemütlich, aber die Dacia-Verantwortlichen machen eben auch keinen Hehl draus, dass es sich beim Spring um ein City-Auto handelt. Und genau hier schlägt sich der flinke Krabbler gar nicht einmal schlecht. Der Antritt ist mit 125 Nm ab 500 U/min flott genug, um kein Verkehrshindernis zu werden und wenn man doch einmal etwas schneller auf der Stadtautobahn fahren muss, ist das allemal machbar.

Dann reduziert sich die in Aussicht gestellte Reichweite im Innenstadtbereich jedoch von 305 auf immer noch vertretbare 230 Kilometer, bevor es wieder an die nächste Ladesäule geht. Die Batteriekapazität ist mit 27,4 kWh überschaubar, doch mehr braucht es in der Realität nicht. Wer nachladen will, kann dies mit 6,6 Kilowatt Wechselstrom oder deutlich praktikableren 30 Kilowatt an der Schnellladesäule tun. Der Stecker befindet sich wie bei einigen Modellen im zentralen Bereich des vermeintlichen Kühlergrills und so lässt es sich bequem an die meisten Ladesäulen heranfahren und nervige Dreh- und Parkmanöver entfallen, um den Ladestecker an der einen Seite nutzbar zu machen. Von 0 bis 80 Prozent soll der elektrische Spring mit der für 600 Euro erhältlichen Hochspannung in weniger als einer Stunde laden - immerhin.

Wo der Dacia Spring Electric punkten kann - und wo nicht

Der Dacia Spring ist leider nicht nur günstig, sondern auch billig. Das spürt man schnell, wenn man Türen und Hauben des Franzosen öffnet. Das Metall ist kaum verkleidet und die verwendeten Kunststoffe vermitteln nicht den Hauch von Wertigkeit. Das gilt mit Einschränkungen auch für den Innenraum. Die Kunstledersitze des nobleren Comfort-Plus-Modells bieten zu wenig Oberschenkelauflage, keinen Seitenhalt und lassen sich nicht in der Höhe verstellen. Das Lenkrad fasst sich alles andere als angenehm an und so muss man kurz überlegen, ob einen der Kunstlederbezug mehr stört als das indiskutable Ansprechen der Lenkung selbst. Doch wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück sollte man sich nichts vormachen. Man ist in der Billigliga unterwegs und wo gibt es schon ein vollwertiges Elektroauto, das den Kunden unter dem Strich nur rund 10.000 Euro kostet? Daher lässt sich vieles verzeihen und die Sitzbezüge rutschen ebenso in den Hintergrund wie Detailschwächen oder das knappe Platzangebot in Reihe zwei.

Das gilt jedoch nicht für die seltsame Bedienung. Denn wer einsteigt und ungewöhnlicherweise noch den Schlüssel ins Zündschloss steckt, der schaut mit Verwunderung auf die karge Mittelkonsole. Hier gibt es einen lieblosen Drehschalter mit den Fahrstufen D, R und N. Eine Parkposition fehlt völlig und wer in der Neutralposition nicht wegrollen will, muss kräftig die Handbremse anziehen. Dazu braucht es etwas Gewöhnung und es mag kaum einleuchten, wieso die Parkstufe P hier ausgespart wurde. Doch sonst haben Dacia-Produktmanager vieles richtig gemacht. Das Platzangebot reicht für zwei Personen und sogar zwei Kinder auf der Rückbank. Mit einer Zuladung von kaum mehr als 260 Kilogramm ist ohnehin nicht mehr drin. Das Topmodell hat elektrische Spiegel, Airbags, ESP, elektrische Fensterheber und ein sieben Zoll großes Display, auf dem nicht nur die Navigation bedient werden kann, sondern auch die Rückfahrkamera ihr Bild einspiegelt. Android Auto und Apple Carplay - alles an Bord.

Real kostet der Dacia Spring Electric 10.000 Euro

Für ein kompaktes Elektroauto haben es die Entwickler geschafft, das Gewicht trotz des 186 Kilogramm schweren Akkupaketes im Rahmen zu halten. Der Dacia Spring bringt gerade einmal 1.045 Kilogramm auf die Waage. Dass sich der Fronttriebler mit den 165/70er-Reifchen etwas hochbeinig und unkommod fährt, auch darüber sieht man wohlwollend hinweg. Dafür würde sich der Fahrer gerne etwas mehr Rekuperationsleistung wünschen, denn davon ist deutlich weniger als bei anderen Modellen zu spüren. Die maximale Reichweite gibt es nur im Ecomodus, der dem Dacia im Fahrbetrieb einiges seiner überschaubaren Dynamik nimmt. Doch wer am Ende der Tankanzeige um jeden Kilometer kämpfen muss, kann damit allemal leben und er freut sich über die Kilometerspritze.

Der Dacia Spring ist wieder ein echter Dacia - billig und praktisch, aber alles andere als ein Blender. Wer höhere Ansprüche hat, sollte zu Elektromodellen wie dem Renault Twingo oder gar einem Zoe wechseln. Doch ein solides Elektroauto für rund 10.000 Euro - das gibt es ab Herbst mit dem Dacia-Logo. Und wieder einmal dürften die Billigheimer den europäischen Markt damit kräftig aufmischen. Lieferdienste und Kurierfahrer für die City haben ein neues Gefährt, denn im Leasing wird der Dacia Spring wohl ein noch größerer Schnapper sein.

Sie möchten gerne weiterlesen?