Mercedes EQV1

Mit dem EQV zeigt Mercedes das zweite Mitglied seiner Elektrofamilie. (Bild: Daimler)

Ein kluger Schachzug von Daimler, seine V-Klasse schneller als andere Modelle zum Elektromodell EQV zu machen. Das Platzangebot in der V-Klasse ist groß genug, die Technik gibt es her und der Großraumvan wird nicht nur als Familientransporter, sondern insbesondere als Shuttlefahrzeug eingesetzt. Gerade auf kurzen und mittleren Strecken dürfte ein elektrischer EQV daher punkten. Abgesehen von der geänderten Kühlermaske im Stile des EQC und der Ladeklappe am vorderen linken Kotflügel ist der Elektrobus kaum von einer normalen V-Klasse zu unterscheiden. Das gilt von Ausnahmen abgesehen auch im Innern. Endlich gibt es für den Familien-Van auch das Bediensystem MBUX mit intelligenter Sprachbedienung und einem Touchscreen, der durchaus noch ein paar Zoll größer sein dürfte. Ansonsten bleibt alles wie man es kennt. Die 300 Kilogramm schweren Akkus sind flach im Fahrzeugboden zwischen den beiden Achsen verbaut und erhöhen das zulässige Gesamtgewicht auf 3,5 Tonnen.

„Wir wollten für den Kunden die maximale Flexibilität mit den durchgehenden Sitzschienen erhalten“, erklärt Benjamin Kaehler, Leiter eDrive Vans, bei einem Blick in die Reihen zwei und drei. Die Sitze lassen sich wie beim Serienmodell ebenso frei konfigurieren wie beim europäischen Dieselfahrzeug. Klimatisierte Einzelsitze, variable Sitzbank oder vollelektrische Liegesessel machen die elektrische V-Klasse zu einem Business-Jet auf Rädern, der auf Wunsch jede Menge Gepäck mitschleppen kann. Gut für den Innenraum, hat das nicht nur Vorteile, denn die sonst so beliebte Allradversion in der Mercedes V-Klasse bleibt beim Elektromodell zumindest zunächst einmal außen vor. Der Antrieb des EQV erfolgt allein über die Vorderachse. Angesichts eines Allradanteils von mittlerweile rund 40 Prozent bleibt die Frage, ob man langfristig auf eine Allradvariante verzichten kann, denn nicht nur in Alpenregionen erfreut sich der 4×4-Antrieb in der V-Klasse einer sehr großen Beliebtheit. Doch in erster Linie dürfte die elektrische Mercedes V-Klasse für Shuttledienste interessant sein und ist wohl erst nachrangig für Privatkunden gedacht, die auf die Kombination aus großer Transportvariabilität, geringem Verbrauch und Autobahntempo nicht verzichten wollen. Ursprünglich sollte die V-Klasse nicht nur als Diesel und Benziner (außerhalb Europas) kommen, sondern auch als Plug-in-Hybrid. Doch der mittlerweile ausgeschiedene Nutzfahrzeug-Chef Volker Morhinweg strich wegen hoher Aufwände und zu erwartender Überschneidungen bei den Kunden den Plug-In-Hybriden und setzte als Alternative zu den Verbrennern allein auf eine Elektroversions.

Der Mercedes des EQV wird an die Leistungsdaten des neuen Topmodells V 300d mit seinen 240 PS nicht ganz herankommen, soll aber mit rund 150 kW / 204 PS und einem maximalen Drehmoment von 362 Nm gerade in Großräumen und auf Mittelstrecken für einen entsprechend dynamischen Vortrieb sorgen. Abgeregelt wird bei 160 km/h. Ein Akkupaket mit einer Kapazität von 100 kWh soll dabei Reichweiten von rund 400 Kilometern ermöglichen. An einer Schnellladestation soll das im Boden verbaute Lithium-Ionen-Akkupaket in 45 Minuten wieder zu 80 Prozent erstarken. Günstig wird der Mercedes EQV wohl nicht. Unter 70.000 Euro dürfte kaum etwas zu machen sein.

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