Die Deutschen lieben Autos - und am meisten die eigenen Marken. Geht es um den Kauf eines neuen Modells, schauen sich viele vorrangig deutsche Produkte an. Doch auch Marken aus den Nachbarstaaten spielen in Deutschland eine Rolle. Besonders Marken aus dem westlich gelegenen Nachbarstaat Frankreich sind seit Jahrzehnten beliebt. Renault beispielsweise war lange Jahre die erfolgreichste Importmarke in der Bundesrepublik. Und auch heute sind Modelle wie Twingo, Clio und Megane von deutschen Straßen kaum wegzudenken. Da machen die Elektroautos keine Ausnahme und so überrascht es nicht, dass der Renault Zoe seit Jahren das meistverkaufte Elektromodell in Deutschland ist. Und wohl auch die anderen französischen Elektromodelle von Citroen, Opel, DS oder Peugeot werden künftig ihre Käufer bei uns finden. Doch welche Elektromarken sind sonst noch erfolgreich? Wie schlagen sich dabei die etablierten Heimspieler gegen Newcomer wie Tesla, Nio & Co.? Die Analysten von JATO Dynamics haben sich die Erfolgsgeschichte der Elektromarken auf dem deutschen Markt über die letzten fünf Jahre angesehen.

Auch wenn Viele lange Jahre am Durchbruch des Elektroautos gezweifelt haben: Die Elektrowelle ist längst nicht mehr zu stoppen. Fast 200.000 batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge wurden im vergangenen Jahr zwischen Flensburg und Garmisch neu zugelassen. Hinzu kamen noch einmal ungefähr genauso viele Plug-in-Hybride. Das war - verglichen mit den Jahren davor - der Durchbruch für Fahrzeuge mit Stecker. 2016 betrug der Marktanteil der Verbrenner an allen Antriebsarten noch mehr als 98 Prozent und bis 2019 war der Rückgang der reinen Verbrenner überaus moderat. Doch im vergangenen Jahr ist er auf gut 76 Prozent und somit drei Viertel des Gesamtmarktes gefallen - fast jeder vierte Pkw hatte 2020 schon einen alternativen Antrieb.

Vor allem die batterieelektrischen Fahrzeuge (BEVs) konnten eine markante Erfolgskurve vorweisen. Der Grund liegt weniger darin, dass die potenziellen Kunden nur noch Lust auf Elektroautos hätten. Neben Marktverstimmungen durch den Dieselskandal geben vielmehr die stattlichen Steuervergünstigungen für die Fahrer eines elektrisierten Fahrzeugs den Ausschlag. Maximal sind es rund 10.000 Euro Rabatt - da kommt so mancher Neuwageninteressent ins Grübeln, der eigentlich gar kein Fahrzeug mit Stecker wollte und für den ein elektrifiziertes Modell unter Umständen gar nicht die rechte Wahl ist. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Wurden 2016 noch gut 11.000 Elektroautos zugelassen, so waren es im vergangenen Jahr bereits mehr als 191.000. Ihr Markanteil stieg damit um das 17-fache, von 0,34 auf immerhin 6,41 Prozent. Aber auch für die anderen Antriebsarten wir Hybrid, Mildhybrid oder Plug-in-Hybrid ging es spürbar aufwärts.

Alle blicken auf Tesla

Dabei ist der Erfolg jedoch ungleich verteilt. Nicht alle Marken haben vom Elektroboom gleich profitiert. Es fällt auf, dass trotz des beachtlichen Erfolgs von Tesla heute vor allem die etablierten Heimspieler bei den Elektroautos den Ton angeben. Dabei hätte gerade das Beispiel der Amerikaner, die aus dem Nichts kamen und der Welt gezeigt haben, wie man rund um eine Batterie ein sehenswertes Auto bauen kann, auch andere Start-ups in die Erfolgsspur bringen können. Doch im Autoland Deutschland drehen sich die Räder anders als in den meisten anderen Ländern - gerade auch anders als auf dem Weltmarkt Nummer eins, nämlich China. Selbst erfolgversprechende Newcomer wie der Nio, e.GO Life oder Byton haben die Kilowatt nur schlecht auf die Straße bekommen, also kaum nennenswerte Zulassungszahlen.

Bei den Elektroautos ist für Viele nach wie vor Tesla das Maß aller Dinge. Dennoch ist, aufgrund des zunehmenden Erfolgs der anderen Marken und trotz fast neunfacher Absatzzahlen, der Marktanteil gesunken. Der betrug 2016 mit gut 1.900 verkauften Fahrzeugen noch fast 17 Prozent. Zwischenzeitlich ging er auf unter sechs Prozent zurück und lag Ende 2020 bei 8,7 Prozent - mit fast 16.700 verkauften Einheiten. Nur Renault hatte vor fünf Jahren bessere Werte: Gut 2.800 Fahrzeuge sorgten für fast 25 Prozent Marktanteil. Bis 2019 stieg der Absatz auf mehr als 9.400 Einheiten. Doch 2020 ging bei den Franzosen so richtig der E-Zug ab: 31.477 Modelle wurden in nur zwölf Monaten verkauft. Damit schaffte Renault einen Marktanteil von 16,4 Prozent.

Volkswagen fährt der Konkurrenz davon

Marktführer sind sie damit allerdings nicht. Das ist wie bei den Pkw mit Verbrennungsmotor mittlerweile Platzhirsch Volkswagen. Die Wolfsburger haben 2020 - Jahr eins des großen Hoffnungsträgers ID.3 und des großen Bruders ID.4 - mehr als 45.000 Elektroautos an Mann und Frau gebracht. Im Jahr davor waren es mit den Modellen VW E-Up und VW Golf-E gerade einmal 8.000 Stück. Vor fünf Jahren verkaufte Volkswagen weniger Elektromodelle als Tesla. Damals betrug der Marktanteil 12,7 Prozent; 2020 waren es mit knapp 24 Prozent beinahe doppelt so viel. Und mit seinen Marken Audi (4,3 Prozent), Porsche (1,7 Prozent), Seat (1,1 Prozent) und Skoda (2,5 Prozent) ist der Volkswagen-Konzern unumschränkter Herrscher unter den Elektrofirmen.

Von den neuen Marken hat also außer Tesla bisher so gut wie keine erwähnenswerte Marktanteile erzielt. Einzige Ausnahme: der Work. Der Kleintransporter von Street Scooter, seit 2014 ein Tochterunternehmen der Deutschen Post, dominiert bereits seit einigen Jahren den deutschen Markt der leichten elektrischen Nutzfahrzeuge. Seit 2017 wurden jedes Jahr mehr als 3.000 Stück verkauft, 2019 waren es sogar 4.215. Im vergangenen Jahr konnten mehr als 3.400 Einheiten zugelassen werden - mehr als von Herstellern wie Mercedes, Renault, MAN, Opel und Peugeot zusammen. Doch diese außergewöhnliche Geschichte geht leider zu Ende. Die Post stellt die Produktion ihres gelben Erfolgswagens in diesem Jahr ein.

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