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Das ist Audis Datenschützer für digitale Dienste

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Ein Mann mit kurz geschnittenen Haaren und weinrotem Hemd steht an einem Treppengeländer. Im Hintergrund sind das Audi-Logo und die Abbildung eines futuristischen Autos auf einer Wand zu sehen.
Martin Sichert, Data Security Enabler bei Audi, sorgt dafür, dass Datenschutz in der digitalen Transformation des Infotainments nicht aus dem Blick gerät.

Keine digitale Transformation ohne Datenschutz. Der gerät mit Blick auf neue Technologien und Features gern aus dem Sichtfeld. Nicht so für Martin Sichert. Er ist Data Security Enabler in der Abteilung Development Functions Infotainment bei Audi.

In der technischen Entwicklung bei Audi ist Datenschutz kein Randthema, sondern integraler Bestandteil. Eine eigens dafür etablierte Organisation sorgt dafür, dass jede Verarbeitung personenbezogener Daten Datenschutz-konform geplant, dokumentiert und überwacht wird. Auf der operativen Ebene übernehmen sogenannte Data Security Enabler (DSE) beziehungsweise Vorschriftenexperten (VEX) diese Aufgaben für den jeweiligen Fachbereich – oft in Personalunion.

Einer von ihnen ist Martin Sichert. „In meiner Funktion als Data Security Enabler im Infotainment-Team betreue ich unter anderem die datenschutzrelevanten Aspekte von Connect-Services wie Radio, Sprachassistent, Navigation und Audi Application Store“, erklärt der 32-Jährige, „Wir Data Security Enabler sorgen dafür, dass unsere Kundinnen und Kunden digitale Dienste und Fahrzeugfunktionen jederzeit sicher nutzen. Damit schaffen wir die Basis für sichere, vernetzte Mobilität.“

Ein komplexes Feld aus diversen Marktanforderungen

Der Aufwand hierfür ist hoch. Im Konzern wird jede Datenverarbeitung als eigenes Verfahren dokumentiert. Vor dem ersten Livegang erfolgt eine fachliche und juristische Prüfung, bei der potenzielle Risiken identifiziert und vor Produktstart behoben werden. Zusätzlich aktualisiert die Abteilung regelmäßig bestehende Verfahren und bewertet sie neu. Alle Vorgänge werden in einem Tool abgelegt und lassen sich über Jahre nachvollziehen. Was den Job herausfordernd macht, sind die globalen Märkte: Überall sehen die Anforderungen anders aus. „Neue Märkte bringen neue gesetzliche Rahmenbedingungen mit, die auch bestehende Audi Connect-Services betreffen“, sagt Sichert, „Wenn ein neuer Markt identifiziert wird, gibt es ein interdisziplinäres Team, das die juristischen Anforderungen in technische Anforderungen ‚übersetzt‘ und diese bei den technisch verantwortlichen Teams für die Services oder die Backendinfrastruktur einstreut.“ Schließlich müssen alle Risiken vor Markteintritt behoben werden.

Ein besonders anspruchsvoller Markt ist Südkorea. „Das dortige Datenschutzrecht – insbesondere im Umgang mit Standortdaten – ist eines der strengsten weltweit“, berichtet Sichert. In der EU und den meisten anderen Wirtschaftsräumen wird dem Anbieter zunächst vertraut, dass er sich an geltendes Datenschutzrecht hält. „Die in Korea zuständige Behörde hingegen verlangt vor dem Produktstart den Nachweis, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind“, erklärt der Experte, „Dazu müssen mehrere Lizenzen beantragt und der Beweis erbracht werden, dass Audi Kundendaten dem Gesetz entsprechend schützt.“ Diese Lizenzen muss Audi jährlich erneuern. Änderungen im Produktportfolio – etwa neue Connect-Services, neue Backend-Infrastrukturen oder neue Drittanbieter – müssen die Verantwortlichen der zuständigen koreanischen Behörde mehrere Monate vor dem geplanten Livegang melden und von ihr genehmigt werden. Sichert: „Die Einhaltung ist kritisch und erfordert höchste Präzision, um Marktstarts halten zu können und Sanktionen zu vermeiden.“

So sieht der Berufsalltag eines Data Security Enabler aus

Der Job sei extrem vielseitig und „weit entfernt vom Klischee des isolierten Schreibtischjobs“, so Sichert, „das überrascht sicherlich viele“. Datenschutz im Automotive-Umfeld bedeute intensive Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Fachbereichen, zum Beispiel dem Vertrieb oder dem Rechtswesen: „Gemeinsam bewerten und lösen wir technische oder juristische Aspekte.“ Besonders spannend sei die konzernweite Dimension: Da im Volkswagen Konzern Plattformen wie MQB, MEB, MLB oder PPE/PPC markenübergreifend genutzt werden, müssen Datenschutzanforderungen auf gemeinsame Connect-Services abgestimmt werden – unter Berücksichtigung regionaler Unterschiede und technischer Spezifika. „Das Thema Datenschutz ist kein Randthema, sondern berührt sehr viele Geschäftsbereiche in unserem Konzern. Entsprechend vielfältig sind die Schnittstellen“, unterstreicht der studierte Elektro- und Informationstechniker.

Grundsätzlich sollte ein Data Security Enabler einen technischen Hintergrund haben. „Eine Affinität und Grundwissen für IT oder zumindest die Bereitschaft, sich schnell und selbstständig in solche Themen einzuarbeiten sollte vorhanden sein“, sagt Sichert. Gutes Englisch sei obligatorisch. Nachdem Datenschutz ein stark reguliertes Feld ist, darf man als DSE keine Scheu gegenüber juristischen Texten und Gesetzestexten haben – ebenso wie vor Schulungen, etwa zur DSGVO. „Denn das Thema Datenschutz ist nie auserzählt. Wer in diesem Umfeld arbeitet, muss bereit sein, sich ständig weiterzuentwickeln“, betont er. „Die Kombination aus technischem Verständnis, juristischer Kompetenz und interkultureller Kommunikation macht den Datenschutz in der Autobranche zu einem spannenden und anspruchsvollen Aufgabenfeld – mit hoher Relevanz für die digitale Zukunft der Mobilität.“

„Das Thema Datenschutz ist weltweit gesetzt"

Kein Wunder also, dass Sichert seinen Job als absolut zukunftssicher beschreibt: „Die zunehmende ‚Smartphonisierung‘ des Fahrzeugs macht den Schutz von personenbezogenen Daten zu einer zentralen Herausforderung – und wir Data Security Enabler spielen eine Schlüsselrolle dabei, Datensicherheit technisch und regulatorisch zu gewährleisten.“ Hinzu kommt, dass das Thema Datenschutz global an Fahrt aufnimmt. Neben den großen Industrienationen sind auch Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko, Indien, Südafrika, Brasilien oder Vietnam im Begriff oder haben bereits entsprechende Gesetze verabschiedet, die zum Teil sogar über die Bestimmungen der DSGVO hinausgehen, unterstreicht der Experte: „Das Thema Datenschutz ist also weltweit gesetzt, das Rad wird sich nicht mehr zurückdrehen lassen.“

Gerade die Bestimmungen auf internationalen Märkten beträfen Deutschland als Exportland massiv. Datenschutz sei nicht nur ein lokales Thema, sondern ein globales Muss, so Sichert: „Die Anforderungen wachsen, die Komplexität steigt und damit auch der Bedarf an qualifizierten Fachkräften, die Datensicherheit und -compliance gewährleisten können.“ Der Beruf des Data Security Enablers sei nicht nur zukunftssicher, sondern essenziell für die digitale Transformation und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Sichert: „Die Arbeit wird uns deshalb so schnell nicht ausgehen.“