Oliver Blume bei einer Veranstaltung der VW-Softwaretochter Cariad / Cariad tauscht fast den kompletten Vorstand aus

Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume reagiert auf die Kritik an der Software-Tochter Cariad und tauscht nahezu die komplette Führungsmannschaft aus. (Bild: Cariad)

Der Aufsichtsrat von Cariad hat eine umfassende Neuaufstellung der Software-Tochter von Volkswagen beschlossen. Als neuer CEO kommt ab dem 1. Juni Peter Bosch an Bord, der bislang die Produktion bei Bentley verantwortet. In Personalunion soll Bosch auch die Bereiche Finanzen, Einkauf und IT verantworten. „Peter Bosch ist der richtige CEO zur richtigen Zeit“, sagt Volkwagen-Chef Oliver Blume. „Er ist Stratege, Umsetzer und Teamplayer. Das hat er bei Bentley erfolgreich bewiesen. Er kennt den Volkswagen-Konzern gut und hat zudem umfassende Change- und Beratungserfahrung“.

Unterstützung soll Bosch von zwei weiteren neuen Vorstandsmitgliedern erhalten. Namen nennt der Konzern hier noch nicht. Klar ist damit allerdings, dass neben CEO Dirk Hilgenberg auch CTO Lynn Longo und CFO Thomas Sedran aus dem Cariad-Vorstand ausscheiden werden. Das Führungsteam komplettiert Rainer Zugehör, der als Chief People Officer (CPO) weiter an Bord bleiben wird. „Wir danken dem Team um Dirk Hilgenberg für seinen leidenschaftlichen Einsatz und den geleisteten Fortschritt. Wir sind bereits mit ihnen über mögliche neue Aufgaben innerhalb des Volkswagen Konzerns im Gespräch“, sagt Oliver Blume. Ursprünglich hatte das Magazin Business Insider die Personalien an die Öffentlichkeit getragen. Im entsprechenden Bericht heißt es, der scheidende Skoda-Vorstand Christian Schenk werde als neuer CFO von Cariad gehandelt.

Oliver Blume kündigt große Transformation von Cariad an

Zusätzlich zum Umbau des Vorstands ist der Aufbau eines Transformation Boards für Cariad vorgesehen, über das ausgewählte Führungskräfte die Neuaufstellung des Unternehmens voranbringen sollen. „Schwerpunkt ist es, den Transformationsprozess zu führen und die Zusammenarbeit der Cariad mit den Marken des Volkswagen Konzerns weiterzuentwickeln – mit Teamgeist, Fairness und Leidenschaft“, erklärt Michael Steiner, Aufsichtsratsmitglied von Cariad und verantwortlich für die Entwicklung des Volkswagen-Konzerns.

„Wir haben für den Volkswagen Konzern im vergangenen Jahr einen Zehn-Punkte-Plan für die operativen und strategischen Handlungsfelder aufgesetzt. Ein Kernelement ist die Neuausrichtung von Cariad, bei der wir gute Fortschritte erzielt haben“, erklärt Oliver Blume. Auf der weiteren Agenda des Vorstandsvorsitzenden stehen nun nach eigenen Aussagen die Schärfung der Kernkompetenzen von Cariad, die Überarbeitung der Schnittstellen zu den Marken, realistische Schrittfolgen für die Software-Architekturen sowie der Ausbau strategischer Partnerschaften und die Steigerung der Effektivität. Konkrete Ziele sind unter anderem die beschleunigte Umsetzung von künftigen Fahrzeugplattformen und die Ausrichtung auf das Software-defined Vehicle. Um dies zu realisieren, sei unter anderem ein gemeinsames Projekthaus der Marken Volkswagen und Audi geplant.

Porsche und Audi sind unzufrieden mit Cariad

Der 2022 abgetretene Vorstandschef Herbert Diess hatte eine Plattform für volldigitalisierte E-Fahrzeuge ab 2026 angepeilt. Weil es jedoch Verzögerungen gab, wuchs der Unmut - insbesondere bei den Töchtern Porsche und Audi, die erklärten, Oberklasse-Kunden sollten nicht allzu lange auf neue Funktionen warten müssen. Die Stuttgarter und Ingolstädter hatten mehrmals gemahnt, nicht bis zum Abschluss der gänzlich neuen Programmversion 2.0 der Scalable Systems Platform (SSP) warten zu können. Ihre Software wird daher zunächst als Version 1.2 zunächst parallel zum markenübergreifenden Konzept weiterverfolgt.

Oliver Blume setzt auf massiven Umbau im Konzern

Seit der Aufsichtsrat der Volkswagen AG Oliver Blume am ersten September 2022 zum Vorstandsvorsitzenden des Konzerns erklärte, setze dieser bereits zahlreiche, konzernübergreifende Änderungen um. Die Umstrukturierungen begannen zunächst mit einer Verkleinerung des Vorstands um die Sitze von Chief Purchasing Officer Murat Aksel und Vertriebschefin Hildegard Wortmann. Nur wenig später übernahm Michael Mauer zusätzlich zu seiner Funktion als Designchef bei Porsche die Leitung des Konzern-Designs. Noch im gleichen Monat hatte Blume seinen Zehn-Punkte-Plan mit dem Ziel vorgelegt, Marken und Produkte nachhaltig zu stärken.

Sie möchten gerne weiterlesen?

dpa