„Die IT ist mittlerweile ein strategisches Instrument und ein Erfolgsfaktor. Deshalb haben wir sie zur Chefsache erklärt“, erklärt Hauke Stars bereits zu Beginn ihres Vortrags. Das Vorstandsressort IT und Digitalisierung, das die Managerin seit Anfang des Jahres bekleidet, erfülle dabei unter anderem die Aufgabe, den notwendigen Schulterschluss zwischen Business und IT zu realisieren.
Denn das Business benötigt nicht mehr nur IT als Support-Funktion. Vielmehr befinde man sich in einem historischen Wandel, der die IT selbst zum Business avancieren lasse. „Es geht nicht mehr nur darum, Kosten zu reduzieren“, so Stars. Im Vergleich zu den Möglichkeiten, die Geschäftsmodelle rund um Software und Daten in Zukunft eröffnen würden, sei die Elektromobilität, die Volkswagen seit Jahren vorantreibe, „fast schon ein alter Hut“. Künftig werde man sich nicht nur mit anderen Autobauern, sondern mit Tech-Riesen wie Google messen müssen. Doch allein der Blick auf das Connected Car sei deutlich zu kurz gegriffen, so Stars. Die Strategien New Auto und New IT seien bei Volkswagen eng verbunden, um die digitalen Potenziale für das Produkt Auto ebenso zu heben wie die Möglichkeiten zu realisieren, die sich allen anderen Unternehmensbereichen eröffnen.
Dies umfasse unter anderem einen Fokus auf Data-driven Insights, agile Entwicklung, einen stärkeren Kundenfokus sowohl für interne als auch für externe Auftraggeber, die Stärkung der Nachhaltigkeit sowie eine konstante Evaluation und Anpassung von Produkten und Prozessen. Konkret stärke man etwa agile Methoden in der Fahrzeugentwicklung und das entsprechende Digital Lifecycle Management, um Kunden kontinuierliche Updates anzubieten. In neuen Standorten wie dem geplanten Trinity-Werk in Wolfsburg setze man auf State-of-the-Art-Digitalsysteme wie echtzeitfähige Digital Twins, Machine Learning oder Augmented Reality. Der Sales-Bereich hingegen profitiere von der stärkeren Verschränkung der Online- und Offline-Welt sowie der Möglichkeit, Kunden auch nach dem Fahrzeugkauf per OTA-Update neue Funktionen anbieten zu können.
Eine Grundlage der IT-Strategie Volkswagens sei der starke Fokus auf den Aufbau interner Tech-Talente, erklärt Hauke Stars. „Ich bin überzeugt, dass In-House-Fähigkeiten der Schlüssel für den Erfolg sind“. Insbesondere für kritische und wettbewerbsrelevante Technologien müsse man eigene Kompetenzen auf- und ausbauen.
Audi setzt auf agile Methoden
Wie diese Kompetenzen in der Praxis zu managen sind, erläutert hingegen Stefan Lenz, Head of IT Supply bei Audi in Bezug zur produktbasierten Ablauforganisation der Volkswagen-Tochter. Einen wichtigen Pfeiler bilde dabei die agile Entwicklung und das entsprechende Mindset. Dieses umfasse unter anderem ein hohes Maß an Flexibilität beim Auftauchen neuer Anforderungen oder Herausforderungen. Um dies sinnvoll zu koordinieren, setzen die entsprechenden Teams in der Audi-IT auf eine Kadenzplanung, die zunächst auf Grobplanungen der einzelnen Product Teams beruht. In weiteren Schritten führen die Mitarbeiter einen Product Day durch, an dem Abhängigkeiten und Ressourcenkonflikte besprochen und geklärt werden, um anschließend in die Durchführung zu gehen.
Entsprechende Abhängigkeiten über verschiedene Teams hinweg seien auch der Grund, warum es keine IT der zwei Geschwindigkeiten geben dürfe, in der bestimmte Schnellboote voranfahren, erklärt Stefan Lenz. Es brauche vielmehr eine durchgängige Kultur und IT-Praxis, um beispielsweise die Entwicklung von Connected Car-Systemen mit einer ebenso schnellen Programmierung der zugehörigen Cybersecurity-Lösungen zu koppeln. Wenn an genau dieser Schnittstelle Probleme auftauchen, helfe es niemandem, sich in Schuldzuweisungen zu verlieren, so der Audi-Experte. Vielmehr müsse man entsprechende Abläufe analysieren und mit Blick auf zukünftige Prozesse optimieren. Dies erfordere jedoch eine Unternehmenskultur, die Fehler erlaubt und Mitarbeitern ein Gefühl der Sicherheit gibt, transparent zu kommunizieren.