13. Motor Day der Allianz

Kommt der EU-weite Führerschein für autonome Fahrzeuge?

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Autonomes Fahren wirft auch mit Blick auf die Versicherung von Fahrzeugen neue Fragen auf.

Diese Frage wurde anlässlich des 13. Motor Day der Allianz-Versicherung gestellt. Nach Auffassung der Allianz muss ein Fahrzeug für die Zulassung beweisen, dass es die Fahraufgaben auch in kritischen Situationen sicher beherrscht.

Damit autonome Fahrzeuge künftig die europäischen Straßen nutzen können, benötigen sie eine Straßenzulassung. Da das Fahrzeug viele Fahrsituationen autonom bewältigen muss, sollte es nach Auffassung der Allianz für die Zulassung beweisen, dass es die Fahraufgaben auch in kritischen Situationen sicher beherrscht. Welche Anforderungen das Fahrzeug erfüllen muss, ist für Level 4 in der EU Durchführungsverordnung EU 2022/1426 bereits geregelt. Noch nicht geregelt sind aus Sicht der Allianz die Details zu den durchzuführenden Simulationen und Tests im Rahmen des Prüfverfahrens. Die Allianz schlägt hier eine Kombination aus digitalen Fahrsimulationen, einem Praxistest unter identischen definierten Bedingungen (z. B. Brems- oder Ausweichverhalten) und einem Praxistest im normalen Straßenverkehr unter variierenden realistischen Bedingungen (z. B. Echtfahrt im Stadtverkehr, auf der Autobahn, bei Nacht) vor.

Einheitliches Zulassungsmodell und Sicherheitsstandards

Wir fordern ein einheitliches Zulassungsmodell in allen europäischen Ländern – eine Art „Führerschein“ für autonome Fahrzeuge. Damit ist eine verlässliche Überprüfung der erforderlichen Sicherheitsstandards in der EU sichergestellt. So wie bisher der Mensch beweisen muss, dass er das Fahrzeug sicher führen kann, muss künftig das autonome Fahrzeug beweisen, dass es in allen Fahrsituationen richtig und sicher agieren kann“, sagt Klaus-Peter Röhler, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, verantwortlich für Insurance German Speaking Countries, Central Europe, Global Property & Casualty, auf dem 13. Allianz Motor Day.

Bewährte Gefährdungshaftung und europäische Datenbank

Schadendaten würden veranschaulichen, dass Assistenzsysteme zu einem deutlichen Rückgang der Verkehrsunfälle führen, heißt es bei der Allianz. Beim Versicherer erwartet man für Europa bis 2035 eine Reduktion der Verkehrsunfälle von 20 Prozent und von über 50 Prozent ab 2060. Weniger Unfälle würden weniger Schadenfälle bedeuten, doch der Wert jedes einzelnen Schadenfalls werde steigen, so die Allianz-Einschätzungen. Dies, da Fahrzeuge technologisch immer komplexer werden. Die geringere Schadenhäufigkeit werde durch höhere Reparaturkosten ausgeglichen.

Das Unternehmen hat eine repräsentative Verbraucherumfrage in sieben europäischen Ländern durchgeführt (Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz, Tschechische Republik und Vereinigtes Königreich). Die Umfrage zeigt der Allianz zufolge, dass die Europäer neugierig, aber vorsichtig sind. Das Misstrauen gegenüber der neuen Technik kommt laut der Experten weniger aus konkreten Erfahrungen, sondern aus psychologischen Faktoren. Bei der Frage, ob autonomes Fahren ein neues Haftungssystem benötige, sei man im Rahmen des 13. Allianz Motor Day zu dem Schluss gekommen, dass das bewährte deutsche Modell der Gefährdungshaftung und der Kfz-Haftpflichtversicherung auch bei autonomen Fahrzeugen den besten Schutz für das Verkehrsopfer biete. Klar sei, dass der Schutz der Geschädigten im Mittelpunkt der Versicherung für autonome Fahrzeuge stehen müsse, heißt es. Unerlässlich sei der offene Zugang zu unfall- und sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten. Man plädiere daher für EU-weite einheitliche Standards für den Zugang zu unfall- und sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten für Versicherer und Regulierungsbehörden. Zudem für eine gemeinsame europäische Datenbank für kritische Verkehrssituationen für autonome Fahrzeuge (Level 4)

Event-Info: Mobility + AI 2026: Trust, Tech & Regulations

14. bis 15. April 2026 in München (Ottobrunn) auf dem Innovationscampus Mobilität der TU München und IABG

Mobility + AI 2026 bringt globale Experten von OEMs, Regulierungsbehörden, technischen Dienstleistern, Versicherern und Technologieanbietern zusammen, um zu erörtern, wie KI, Validierung und Regulierung im Zeitalter softwaredefinierter Fahrzeuge zusammenwirken. Im Mittelpunkt der Konferenz steht das Konzept der End-to-End-Validierung – von szenariobasierten Tests und mehrsäuligen Nachweisen bis hin zu Homologation und OTA-Updates. Das Ziel: KI in der Mobilität messbar, zertifizierbar und vertrauenswürdig zu machen.

Highlights:

  • Zwei hochkarätige Podiumsdiskussionen, die Vertrauen, Technologie und Politik miteinander verbinden
  • Vorführung autonomer Fahrzeuge auf dem nahe gelegenen, zertifizierten Testgelände
  • Interaktive Workshops für die praktische Anwendung und Wertschöpfung
  • Geschlossene Executive-Meetings für geladene Stakeholder
  • Zu den bestätigten Hauptrednern gehören: Richard Damm (KBA), Dr. Xavier Valero González (DEKRA), Thomas Quernheim (TÜV Rheinland), Ernst Stoeckl-Pukall (BMWK), Marco Schuldt (BMWK), Dr. Frederik Zohm (Entwicklungsvorstand MAN Bus & Truck), Dr. Christian Sahr (Allianz -Zentrum für Technik) und Intakhab Khan (Automotive Artificial Intelligence GmbH) – neben Vordenkern von Audi, BMW, Mercedes-Benz und anderen internationalen OEMs und Tier-1-Zulieferern.