Man schaut dem Vierer Coupé in die Augen und meint, irgendetwas stimmt nicht. Die einst so eleganten Formen mit der flachen Front und der in den letzten Jahren zunehmend breiter gewordenen Niere waren ein Hingucker - von der Konkurrenz gefürchtet, von den Fans heiß geliebt. Der neue Vierer wird nicht derart gefeiert wie seine Ahnen - gerade das Gesicht mit Doppelniere im Bugs-Bunny-Stil ist etwas, bei dem es dem ein oder anderen Coupéfahrer unangenehm aufstoßen wird. Auch bei Seitenlinie und Heck versuchten die BMW-Design einige Neuerungen - bestenfalls kann man sich an diese in den kommenden Jahren gewöhnen.

Keinerlei Eingewöhnungszeit benötigt man als Fahrer jedoch hinter dem Steuer des Übergangstopmodells BMW M 440i xDrive Coupé. Noch bevor es den neuen M4 - erstmals auch mit Allradantrieb und Leistungen von 500 PS verfügbar - gibt, setzt der kleine M fahrdynamisch beeindruckende Maßstäbe. Fahrwerk, Motor, Getriebe, Allradabstimmung, Lenkung und selbst die Bremsen - alles ein Volltreffer. Nicht, dass die Konkurrenz schlecht wäre oder der Vorgänger des neuen Modells nicht hätte beeindrucken können - ganz im Gegenteil. Doch das neue Coupé fährt in einer eigenen Liga, weil es sich signifikant anders bewegen lässt als der Dreier. Und der ist in der Premium-Mittelklasse für sich ebenfalls eine echte Bestbesetzung. Doch der Vierer fährt sich mit dem Perfekto-Paket aus Dreiliter-Turbo, Allrad, Achtgang-Automatik und Zauberfahrwerk so straff, sportlich, direkt und dynamisch, dass einem selbst bei strömendem Regen die Spucke wegbleibt, wie präzise sich der Bayer im Grenzbereich bewegen lässt. Einziges und zugegeben kleines Manko: wirklich komfortabel ist der 440i nicht, denn selbst im Komfortmodus geht das Gesamtpaket überaus stramm zur Sache - unbequem wird es jedoch nie.

 

Die Rückmeldung der Servounterstützung setzt in der Klasse Bestmarken und die achtstufige Automatik in der Abstimmung mit dem Dreiliter-Turbo mit seinen 275 kW / 374 PS / 500 Nm begeistert mit jedem Kilometer mehr. Wer den Zweitürer im Fahrbetrieb nachschärfen will, zieht zwei Sekunden am linken Schaltpaddel und der 440er ist sprungbereit und legt die Ohren an. Dann wird es noch sportlicher, noch schärfer. Will man es wieder etwas zahmer im Normalmodus haben, zieht man einfach das rechte Schaltpedal und man springt zurück ins alte Leben. Das hätte man besser über einen Taster am griffigen Lenkrad inszenieren sollen, wie dies zum Beispiel Porsche mit seinem praktischen, aber unansehnlichen Powerknopf am Steuer getan hat. Doch diese Zusatzfunktion, die die bekannten Fahrmodi einfach mal kurz überspringt, dürfte sonst vielen Kunden kaum in Fleisch und Blut übergehen. Lieben werden sie diese alle.

80.000 Euro sind locker drin

Die Fahrleistungen des BMW M 440i xDrive Coupé sind dabei ebenso wie die fahrdynamischen Ansprüche auf einem Niveau, wie es noch vor Jahren nur ein echtes M-Modell bot. Aus dem Stand donnert der 1,8 Tonnen schwere Allradler in 4,5 Sekunden auf Tempo 100, um bei 250 km/h etwas voreilig eingebremst zu werden. Er könnte einiges mehr. Das gilt auch für den Verbrauch, denn nur, wer die fahrdynamischen Qualitäten des 4,77 Meter langen Viersitzers nicht annährend ausnutzt, sonnt sich in einem respektabel geringen Realdurst von 6,8 Litern Super auf 100 Kilometern. Möglich wird der geringe Normverbrauch nicht zuletzt durch Effizienzmaßnahmen wie ein 48-Volt-Bordnetz mit Startergenerator.

Im Innenraum gibt es das, was man bestens aus der aktuellen Dreier-Reihe kennt. Im Vergleich zum Vorgänger bringt der deutliche Längenzuwachs von fast 13 Zentimetern auch mehr Raum im Innern. Am angenehmsten fällt groß gewachsenen Personen auf, dass man tiefer sitzt und so mehr Platz über der Frisur hat. Die Sitze - elektrisch, beledert, gut konturiert und auf Wunsch klimatisiert - passen zum exzellenten Gesamtbild des Vierer Coupés, den man sich auf jeden Fall als Sechszylinder gönnen sollte. Der Preis des M440i xDrive liegt mit mindestens 65.213 Euro leider ebenfalls auf M-Niveau vergangener Jahre und knackt durch ein paar nette Annehmlichkeiten wie besondere 19-Zoll-Räder, Fahrerassistenzsysteme und Belederungen problemlos die 80.000-Euro-Marke.

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