Eine Frau bedient als Beifahrer das neue Infotainment-System von Stellantis und Foxconn.

Stellantis stellt den Kunden bei seiner Software-Strategie in den Mittelpunkt. (Bild: Stellantis)

Im Mai hatten Stellantis und der bislang vor allem als Hersteller von Apple-Geräten bekannte Auftragsfertiger Foxconn bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet, mittlerweile ist die strategische Partnerschaft unter Dach und Fach. Der Autobauer und die Foxconn-Tochter FIH Mobile gründen demnach das Joint Venture Mobile Drive, an dem sie zu gleichen Teilen beteiligt sind. Es soll sich künftig auf die Entwicklung smarter Cockpit-Lösungen fokussieren. Die Roadmap für Software-Innovationen beinhalte unter anderem KI-basierende Anwendungen, Navigation, Sprachunterstützung, E-Commerce-Geschäfte und die Integration von Zahlungsdiensten. Bei der Hardware stehe das Smart Cockpit und die Telematik-Box im Mittelpunkt, so Stellantis.

Damit verstärkt Foxconn sein Engagement im Bereich Automotive, nachdem jüngst eine Elektroauto-Plattform vorgestellt und erste Produktions-Deals mit Fisker und Byton gesichert wurden. Bereits im vergangenen Jahr verhandelte der chinesische Konzern über eine Partnerschaft mit Fiat-Chrysler, die Pläne wurden aufgrund der Fusion mit der Groupe PSA jedoch zurückgestellt.

Deshalb setzt Stellantis auf ein Tech-Unternehmen

Für Stellantis-CEO Carlos Tavares ist die Gründung von Mobile Drive ein „Kern der strategischen Ausrichtung“. Das Joint Venture verändere die Art und das Tempo der Entwicklung sowie die Frequenz von Fahrzeug-Updates. Das neue Joint Venture mit mehr als 250 Software-Entwicklern soll in diesem Sinne zum Tier-1-Zulieferer für Infotainment-Lösungen werden und alle Marken des Autobauers versorgen.

Dass Stellantis nicht wie Volkswagen auf eine eigene Software-Organisation, sondern auf die Zusammenarbeit mit einem Tech-Unternehmen setzt, sei laut Yves Bonnefont, Chief Software Officer bei Stellantis, eine Entscheidung zugunsten der Geschwindigkeit gewesen. „Mobile Drive stellt Technologien bereit, mit denen neue Geschäftsmodelle ermöglicht werden“, erklärt Bonnefont. Doch auch andere OEMs sollen von den Software- und Hardware-Lösungen des Joint Ventures profitieren. „Mobile Drive beliefert nicht exklusiv Stellantis, sondern wird ein wichtiger Zulieferer für andere Unternehmen werden“, betont Young Liu, Vorsitzender bei Foxconn.

So soll das Cockpit der Zukunft aussehen

Mehrere große Bildschirme im Innenraum, zugeschnitten auf unterschiedliche Zwecke: Das Cockpit-Konzept der beiden Partner setzt auf kontinuierliche Neuerungen bei Features und Services. Diese nächste Generation des Infotainments soll in Fahrzeugen aller Stellantis-Marken zum Einsatz kommen und gezielt auf die Customer Experience einzahlen. Es soll intuitiv bedienbar sein, ein digitales Ökosystem bereitstellen, Over-the-Air-Updates und Upgrades liefern, Predicitive Maintenence ermöglichen und auf künstliche Intelligenz sowie Augmented Reality zurückgreifen. „In der ersten Phase wird das Joint Venture den Fokus auf das Cockpit und die Konnektivität legen“, so Bonnefont. „Wir wollen, dass das Cockpit ein Teil des digitalen Lebens unserer Kunden wird.“

In diesem Sinne erhofft sich Stellantis im Zuge seiner Software-Strategie zusätzliche Gewinne aus neuen Geschäftsmodellen. Diese hat laut Bonnefont drei Ziele: Erstens soll der Kunde in den Mittelpunkt gerückt werden. Zweitens sollen die Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus mit Updates versorgt und neue Features kontinuierlich monetarisiert werden. Drittens will der OEM fortan Smart Data und künstliche Intelligenz forcieren. Auf diese Weise rüstet sich der Konzern für autonome Fahrfunktionen ab Level 3 und legt den Grundstein für neue Möglichkeiten der Unterhaltung und Fahrzeugsteuerung.

Sie möchten gerne weiterlesen?