Frank Leibold, Marketing Zubehör & Individualisierung, Opel

Wer breitere Kundengruppen ansprechen will, darf sich nicht auf Umfragen unter „Early Adoptern“ verlassen, meint Frank Leibold, Marketing Zubehör & Individualisierung bei Opel. Bild Opel

Ein Elektroauto zu fahren, macht Spaß, doch lange Ladezeiten nerven, oder?

Das hängt von der Nutzungssituation ab. Wenn ich über Nacht zuhause lade, ist mir die Ladezeit völlig egal, so lange der Akku am nächsten Morgen voll ist. Das ist wie mit meinem Geschirrspüler: Ich könnte zwar von Hand viel schneller spülen, aber das tue ich trotzdem nicht. Es ist ja nicht meine Zeit, die die Spülmaschine oder die Ladestation verbraucht.

Wenn Sie auf dem Weg in den Familienurlaub an der Autobahnraststätte stehen, wollen Sie aber auch, dass es schnell weiter geht …

Wir gehen davon aus, dass dann 30 Minuten die maximal akzeptierte Ladezeit sind. Deshalb haben wir uns beim Corsa-e dafür entschieden, sowohl Wechselstromladen mit elf Kilowatt als auch Gleichstromladen mit 100 Kilowatt an Fast- oder Super-Chargern zu ermöglichen. In diesem Fall ist die Batterie des Corsa-e innerhalb von einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent ihrer Kapazität.

Was wissen Sie denn sicher über das Kundenverhalten?

80 bis 90 Prozent der Kunden laden ihr Elektrofahrzeug zuhause oder während der Arbeitszeit. Das Schnelladen an der Autobahn ist noch eher die Ausnahme. Aber solche Zahlen sollte man mit Vorsicht genießen. Denn bislang haben wir Elektroautos an sehr technikaffine Pioniere verkauft. Wenn wir jetzt breitere Kundengruppen ansprechen, ist es sicher nicht der richtige Weg, sich ausschließlich auf Umfragen unter sogenannten „Early Adoptern“ zu verlassen.

Das heißt konkret?

Wir bieten beispielsweise einen Universallader als Zubehör an. Nach WLTP hat der Corsa-e fast 340 Kilometer Reichweite. Im Alltagsverkehr reicht das völlig, man kann also den Lader zuhause anstelle einer Wall box nutzen. Plant man doch einen größeren Ausflug, packt man den Lader in den Kofferraum und kann damit an jeder Steckdose laden.

Daneben bieten Sie aber weitere Ladekabel und auch eine Wallbox an. Ist diese Vielfalt wirklich notwendig?

In Wirklichkeit ist es noch komplexer: Wir haben insgesamt sieben stationäre Wallboxen im Programm, von denen wir je Land aber nur zwei bis drei Geräte anbieten. Wir brauchen diese Fülle, um die unterschiedlichen Regularien in den internationalen Märkten zu erfüllen. So ist es beispielsweise in Frankreich untersagt, eine Wallbox mit fest angeschlossenem Ladekabel in den Verkehr zu bringen.

Der Kunde erwartet, dass er sich um die Installation nicht kümmern muss. Opel löst das über „inno2grid“. Was gab den Ausschlag?

Es handelt sich um einen Partner, der die genannte Vielfalt durch erfahrene Elektroinstallateure abdecken kann. Dazu gehört ja nicht nur das Ladegerät, sondern auch die Hausinstallation, etwa die elektrische Zuleitung oder eine entsprechende Steckdose. Auf jeden Fall hat der Kunde bei uns aber auch die Flexibilität, sich einen eigenen Elektriker suchen zu können. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden, ausschließlich Paketlösungen anzubieten.

Haben Sie keine Angst, dem Kunden etwas zu versprechen, was er wegen Überlastung der Verteilnetze eines Tages nicht mehr in Anspruch nehmen kann?

Sicher müssen die Verteilnetze sukzessive ausgebaut werden, wenn immer mehr Menschen auf Elektroautos umsteigen. Momentan sind wir aber in Deutschland in einer ziemlich guten Situation, auch was die Anschlussleistung der Häuser betrifft.

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