
Am Volkswagen We Campus im Zentrum Berlins sollen künftig digitale Mehrwertdienste für die Mobilität von morgen entstehen. (Bild: Volkswagen)
Vor dem großen Hochhaus in Berlin stehen Leihfahrräder und Elektroscooter, die über eine App ausgeliehen werden können. Mobilitätsdienste entwickeln sich in einer rasanten Geschwindigkeit, weit über das Fahrzeug hinaus. In den Metropolen wie eben in Berlin kann man diese Entwicklung an jeder Straßenecke beobachten. Auch das Nutzerverhalten hat sich verändert, ein eigenes Auto ist in Großstädten nicht mehr unbedingt nötig. Das hat auch Volkswagen erkannt und gründet mit „We Campus“ deshalb eine Art Digital-Kosmos, in dem Programmierer und Entwickler Softwarelösungen für die Wolfsburger kreieren. „Wir bieten den Menschen mit Volkswagen We passgenaue Möglichkeiten, ihr eigenes Auto vielfältig zu nutzen und auf andere Art mobil zu sein“, sagt Christian Senger, Volkswagen Markenvorstand für Digital Car & Services.
Im Gebäude selbst zeigen Schriftzüge, wo die Reise von Volkswagen hingeht – sie wird digital. Im Treppenhaus sind Quellcodes aus einer Programmiersprache abgedruckt. Hier in Berlin, weit weg vom Standort Wolfsburg, werden keine Autos produziert. „Hier entsteht eine Factory für digitale Fahrzeugprodukte“, sagt VW-Digital-Chef Christian Senger. Unweit vom Alexanderplatz werden digitale Lösungen und Software entwickelt, die später in der gesamten VW-Gruppe genutzt werden können. Vorbild für dieses Software-Konzept ist die gemeinsame Plattform für Elektrofahrzeuge (MEB). Durch eine einzige Softwarebasis, die über alle Marken hinweg genutzt werden kann, sollen alle Marken aus dem Volkswagen-Konzern profitieren.

Rund 900 neue Arbeitsplätze entstehen im We Campus. Bild: Volkswagen
Die Initiative von Volkswagen hat Gründe: Die Hardware eines Fahrzeuges entwickele sich in zwei bis fünf Jahren, heißt es von Volkswagen. Software hingegen ließe sich teilweise schon in zwei Wochen umsetzen. Die Mobilitätsdienstleistungen, die in diesem Campus entstehen, sollen dann auch zeitnah in Serie gehen. Der We Campus ist dazu im Ökosystem von Volkswagen We integriert. Dadurch möchte der Autobauer dem wachsenden Angebot an digitalen Diensten und Mobilitätsangeboten gerecht werden, die über das Smartphone genutzt werden. Mehr als 900 Arbeitsplätze entstehen dazu in der Hauptstadt, funktionsübergreifend sollen hier Produktentwickler, Softwareingenieure und UX-Designer zusammenarbeiten.
„Berlin ist Standort für digitale Zukunftstechnologien“, sagt Ramona Pop, Berliner Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Christian Senger ergänzt: „Wir wollten in der Hauptstadt ein Umfeld schaffen, indem sich Software wohlfühlt.“ Künftig wird es aber auch um die Frage der Fachkräfte gehen, die Volkswagen für sein Vorhaben dringend benötigt. In Berlin sei man deshalb am Puls der Zeit – alle 20 Stunden entstehe in der Hauptstadt ein neues Startup. Nach Angaben des Herstellers wird die digitale Reise um weitere Modellstädte erweitert werden. Hinzukommen soll Prag als Digitalstandort für Skoda, neben Berlin sei auch Hamburg im Gespräch. Vorerst setze man den Fokus der Anwendungen für den Nutzer eher auf Ballungszentren und Metropolen statt auf Mobilitätslösungen im ländlichen Raum.
Gemeinsam mit zahlreichen Technologiepartnern, etwa Diconium, der UMI Mobility International, Volkswagen Group Services und Volkswagens Naturstrom-Anbieter Elli, arbeitet der Autobauer gemeinsam an der urbanen Mobilität. Daraus entstanden ist bereits das rein elektrische Carsharing-Angebot WeShare sowie das bargeldlose Parken und Stromladen im Rahmen von We Charge. In wenigen Wochen wird der Dienst We Deliver im neuen Passat in Serie gehen, der das Öffnen des eigenen Autos für Lieferdienstes und anderen Dienstleistern ermöglicht.
Autor: Andreas Reinshagen
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