
CDOs wie Johann Jungwirth wollen die Welt verändern – oder zumindest ihr Unternehmen. (Bild: Volkswagen)
Treiber und Verantwortlicher der digitalen Transformation ist in vielen Unternehmen der Chief Digital Officer (CDO). Dabei gibt es branchen- oder firmenübergreifend keine einheitliche Jobbeschreibung, keine klare Definition, welche Kompetenzen oder Verantwortlichkeiten mit dieser neue Funktion verbunden sind. Die Unternehmensberatung Kienbaum hat sich dieser Fragestellung angenommen und Digital- und IT-Chefs aus verschiedenen Branchen zu ihren Erfahrungen befragt.
Im Blick auf die Motivation sehen sich viele CDOs in bester Elon-Musk-Manier als Weltverbesserer: „Ich möchte neue Dinge aufbauen, etwas bewegen“, sagt etwa Volkswagen-CDO Johann Jungwirth, und ergänzt: „In einer alten Industrie eine neue S-Kurve zu etablieren, das ist eine Lebensaufgabe.“ Und Tüv-Süd-CDO Dirk Schlesinger sagt: „Es ist mir wichtig in meiner Rolle als CDO etwas zu machen, was im digitalen Zeitalter Bestand hat.“
Um diese hehren Ziele zu erreichen, braucht der CDO laut Kienbaum-Studie drei wesentliche Kompetenzen: Innovationskraft, Fähigkeit zur Kollaboration und den Willen zu Veränderung. Weniger wichtig seien hingegen Fähigkeiten wie Kundenzentrierung, Entrepreneurship und das Beherrschen agiler Methoden, so weitere Ergebnisse der Kienbaum-Studie.
Mit diesen Fähigkeiten ausgestattet sollten sich die Change Manager vor allem auf das Trendscouting, das Formulieren einer Digitalstrategie und die Digitalisierung interner Prozesse konzentrieren. Organisatorisch seien die Entscheider, die in der Regel ein technisches Studium absolviert haben, dafür auf der Geschäftsführungsebene angesiedelt und berichten zumeist direkt an den CEO, hat Kienbaum festgestellt. Fast 80 Prozent der Unternehmen verorten das Digitalthema in einer organisatorischen Einheit innerhalb der Kernorganisation.
Dort tummeln sich bislang allerdings wenig Frauen: Nur gut jeder zehnte Mitarbeiter ist weiblich. Trotzdem scheinen die meisten Firmen zu wenig zu tun, um das zu ändern: Mehr als die Hälfte der Befragten für die Kienbaum-Studie sei der Meinung, dass ihr Unternehmen nicht genug tue, um Frauen in der Berufsgruppe Digital zu fördern.
Als besonders förderungswürdig betrachten die befragten Digital-Chefs hingegen die Kooperationen mit Startups; Rund drei Viertel arbeiten mit Jungunternehmen zusammen, sind finanziell an ihnen beteiligt oder entwickeln sogar neue Produkte und Dienstleistungen mit diesen. „Ich stehe Kooperationen mit Start2ups sehr positiv gegenüber: Ich bin sehr offen durch Start-ups diesen anderen Habitus kennenzulernen – dieses schnelle, unkonventionelle Lernen. Sie bilden einen geschützten Raum außerhalb der eigenen Prozesse und Strukturen“, sagt Yvonne Balzer von Kienbaum.
Klar ist: Die Halbwertszeit von CDOs ist logischerweise begrenzt. „Der CDO ist eine Transitionsrolle“, sagt Dirk Schlesinger, CDO bei TÜV Süd. Denn machen die Digital-Chefs gut, werden sie nicht etwa mit zusätzlichem Budget oder Mitarbeitern belohnt. Sie machen sich laut Studie bei erfolgreicher Arbeit bis spätestens 2025 selbst überflüssig.
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Sie sind bereits registriert?
Hier anmeldenAktuelle Beiträge

„Dem Kunden ist es egal, woher die Software stammt“
Seitdem Magnus Östberg letzten September die Rolle als Chief Software Officer bei Mercedes-Benz eingenommen hat, wurden viele Weichen für die Zukunft gestellt: Das softwaredefinierte Fahrzeug soll in den Mittelpunkt des Handelns gestellt werden.Weiterlesen...

„Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten“
Für Autoexperte Stefan Bratzel ist klar: Die Transformation der Autoindustrie wird zu einigen unschönen Verwerfungen führen. Autobauer müssten daher bei Software oder Elektromobilität Fahrt aufnehmen, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu garantieren.Weiterlesen...

„Security wird zu oft als Verhinderer gesehen"
Die Digitalisierung im Eiltempo hat ihre Tücken: Sie entwickelt sich meist schneller, als Security-Konzepte mithalten können. ISG-Experte Roger Albrecht erklärt, wie Firmen auf diese komplexen Anforderungen reagieren können.Weiterlesen...

„Lidar wird in der Zukunft nur noch eine Nische darstellen“
Einst ging Tesla mit seinem Lidar-Verzicht beim autonomen Fahren einen Sonderweg. Durch die neuen Möglichkeiten eines 4D Imaging Radar könnte die Strategie jedoch bald Nachahmer finden, erläutert Matthias Feulner, ADAS-Experte von NXP.Weiterlesen...

„Es wird keine Trennung zwischen IT und OT mehr geben"
Der Amtsantritt von Hanna Hennig als IT-Chefin von Siemens war turbulent: Es galt, die Folgen der Coronapandemie zu managen sowie neue Cloud- und Security-Konzepte auf den Weg zu bringen. automotiveIT gewährt sie einen Einblick in ihre Agenda.Weiterlesen...
Diskutieren Sie mit