IT- und Engineering-Dienstleistungen verschmelzen immer mehr.
Nach Jahren der Steigungen stagnieren die Umsätze der Top 25 IT-Dienstleister wieder etwas. Wir zeigen, welche Unternehmen für die Autoindustrie besonders wichtig sind und wie sich das Ranking verändert hat.
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Die Automobilindustrie steht 2025 unter massivem Innovationsdruck. Software, Daten und künstliche Intelligenz sind längst keine Zukunftsthemen mehr, sondern bestimmen den Alltag der OEMs. In diesem Umfeld kämpfen auch die IT-Dienstleister weiter um Aufträge – nicht nur als Technologiepartner, sondern als strategische Problemlöser. „Im Zeitalter softwaredefinierter Fahrzeuge sind IT-Dienstleister nicht mehr nur verlängerte Werkbank, sondern strategische Partner in der Produktentwicklung", sagt Nils Urbach, Professor für Wirtschaftsinformatik & Digital Business an der Frankfurt University of Applied Sciences.
In unserer jährlichen Abfrage nach dem wichtigsten Thema setzen erneut die meisten Unternehmen auf künstliche Intelligenz als zentrales Innovationsfeld. Der neue Zweitplatzierte, IBM, verweist darauf, dass 65 Prozent der Automobilentscheider KI bereits in ihre langfristige Innovationsstrategie integriert haben – mit dem Ziel, Innovation, Umsatz und Kundennutzen zu steigern. Capgemini, erneut auf Platz vier gelandet, betont, dass KI OEMs hilft, ihre Effizienz zu steigern und Innovationen schneller auf die Straße zu bringen. T-Systems, zurück in den Top 5, sieht in der Kombination einzelner KI-Agenten enormes Produktivitätspotenzial.
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Auch Pedro Pacheco, VP Analyst bei Gartner, bestätigt: „Die Nachfrage nach KI – einschließlich generativer KI – sowie datengetriebenen Technologien ist sowohl auf Fahrzeug- als auch Unternehmensebene extrem hoch.“ Gleichzeitig warnt er vor einem Missverständnis: „Viele IT-Anbieter sprechen von ‚Lösungen‘ – aber eine Technologie allein ist oft nicht genug, um ein Geschäftsproblem zu lösen.“
Die fünf umsatzstärksten IT-Dienstleister in Deutschland:
Im Jahr 2024 konnten die fünf größten IT-Dienstleister der Autoindustrie knapp 4,1 Milliarden Euro Umsatz erzielen.
Platz 1: Accenture (984 Millionen Euro)
Platz 2: IBM (854 Millionen Euro)
Platz 3: Infosys (810 Millionen Euro)
Platz 4: Capgemini (753 Millionen Euro)
Platz 5: T-Systems (680 Millionen Euro)
Software-Defined Vehicle bleibt zentrales Thema
Obwohl nur vier Unternehmen, darunter Titelverteidiger Accenture, das Software-Defined Vehicle (SDV) explizit als Topthema nennen, bleibt es ein zentrales Zukunftsfeld. Bei Accenture sieht man das SDV als Voraussetzung für personalisierte, smartphone-ähnliche Nutzererlebnisse und als Basis für offene Innovationsmodelle. Cognizant sieht in der Trennung von Hard- und Software die Grundlage für die nächste Mobilitätsgeneration. Auch bei Lufthansa Industry Solutions spricht man vom SDV als „Betriebssystem der Zukunft“. Pacheco ergänzt: „Auf Fahrzeugebene liegt der Fokus stark auf SDV und Architektur. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach KI, Daten und unterstützenden Technologien.“ Insofern hängen die Themen ohnehin eng zusammen, betont auch Nils Urbach: „IT-Dienstleister müssen daher nicht nur klassische Softwarekompetenzen mitbringen, sondern auch fundiertes Knowhow in der Integration und verantwortungsvollen Anwendung von KI."
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Die 25 umsatzstärksten IT-Dienstleister für die Automobilindustrie in Deutschland
Engineering wird zur digitalen Disziplin
Wie bereits in den Vorjahren an dieser Stelle erwähnt, verschwimmen die Grenzen zwischen IT- und Engineering-Dienstleistungen zunehmend. Immer mehr Anbieter kombinieren Softwareentwicklung mit klassischer Ingenieurskompetenz. Von den Top 25 haben neun Unternehmen explizit ihre Engineering-Umsätze ausgewiesen. An der Spitze steht erneut Bertrandt mit einem Engineering-Umsatz von 572 Millionen Euro in Deutschland. Dahinter folgen Akkodis (200 Mio. Euro), Cognizant (179 Mio.), HCLTech (170 Mio.), Infosys (136 Mio.) und MHP (120 Mio.). Diese Zahlen zeigen, dass digitale Produktentwicklung, Embedded Systems und Fahrzeugarchitekturen längst nicht mehr getrennt von IT-Infrastruktur und Cloud-Plattformen gedacht werden können.
Die Engineering-Umsätze der IT-Dienstleister
Platz
Firma
Umsatz 2024*
1
Bertrandt
572Millionen €
2
Akkodis
200 Millionen €
3
Cognizant
179 Millionen €
4
HCLTech Germany
170 Millionen €
5
Infosys
136 Millionen €
6
MHP
120 Millionen €
7
Atos
40 Millionen €
8
MVI
35 Millionen €
9
adesso
10 Millionen €
*Umsatz mit OEMs in Deutschlands
Outsourcing bleibt stark – aber die Anforderungen steigen
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Trotz geopolitischer Spannungen und Diskussionen um Reshoring bleibt Outsourcing laut Pacheco weiterhin wichtig, da viele OEMs erkannt haben, dass sie nicht alles allein stemmen können. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an die Dienstleister. „IT-Profis erwarten heute, dass Dienstleister das Problem und seinen Geschäftskontext verstehen – und echte Lösungen liefern, nicht nur eine weitere IT-Anwendung.“ Flexibilität, geringe Anbieterbindung und eine überzeugende technologische Roadmap seien ebenfalls entscheidend.
Spezialisten gewinnen an Boden
Die erfolgreichsten IT-Dienstleister 2025 sind nicht unbedingt die größten, sondern die, die echte Lösungen liefern. Pacheco sieht spezialisierte Technologiepartner im Vorteil: „Vertikal integrierte Anbieter haben bessere Chancen, da sie in ihrem Bereich oft technologisch führend sind. Generalisten verlieren an Boden.“ Gleichzeitig entstehen durch Hyperscaler wie AWS, Microsoft und Google neue Kooperationsmodelle. Diese Plattformen bieten nicht nur Infrastruktur, sondern auch ein wachsendes Partnernetzwerk, das umfassende Lösungen ermögliche.