Harman übernimmt ADAS-Sparte von ZF
ZF verkauft seine ADAS-Geschäftseinheit für 1,5 Milliarden Euro an Harman. Der Schritt soll Schulden senken und den Konzern strategisch fokussieren. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Transaktion für ZF von zentraler Bedeutung.
Mathias Miedreich, ZF-CEO, Young Sohn, Senior Advisor bei Samsung Electronics sowie Christian Sobottka, Harman-CEO (von links).
Harman
Der ZF-Konzern trennt sich von seiner Geschäftseinheit für Fahrerassistenzsysteme. Käufer ist der US-amerikanische Elektronik- und Cockpitspezialist Harman. Der vereinbarte Unternehmenswert beträgt 1,5 Milliarden Euro. Der Abschluss der Transaktion ist für die zweite Jahreshälfte 2026 vorgesehen und steht unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Im Zuge des Verkaufs überträgt ZF sein ADAS-Geschäft inklusive Rechnerplattformen, smarter Kameras, Radarsysteme und Softwarefunktionen an Harman. Rund 3.750 Mitarbeitende sollen nach Abschluss der Transaktion zu Harman wechseln. Elektronik für Fahrwerktechnik sowie passive Sicherheit verbleiben ebenso bei ZF wie Fahrerassistenzaktivitäten im Nutzfahrzeuggeschäft.
Harman verfolgt mit der Übernahme das Ziel, ADAS-Funktionen enger mit digitalen Cockpit- und Compute-Lösungen zu verzahnen. Im Mittelpunkt steht eine zentralisierte Fahrzeugarchitektur, die Assistenzsysteme, Sicherheit, Konnektivität und Nutzererlebnis auf einer gemeinsamen Rechenplattform zusammenführt. Der Zukauf soll Harmans Position im schnell wachsenden Markt softwaredefinierter Fahrzeuge stärken.
Für Automobilhersteller soll die Kombination aus ADAS- und Innenraumtechnologien die Systemintegration vereinfachen und Entwicklungszyklen verkürzen. Harman sieht sich dadurch als Anbieter domänenübergreifender Elektroniklösungen für künftige Fahrzeuggenerationen.
Finanzielle Entlastung für ZF
Für ZF steht beim Verkauf vor allem die finanzielle Wirkung im Vordergrund. Die Erlöse sollen die Verbindlichkeiten des Konzerns deutlich reduzieren. ZF befindet sich seit geraumer Zeit in einem herausfordernden Umfeld . Hohe Investitionen, schwankende Abrufe der Hersteller und die schleppende Entwicklung einzelner Elektromobilitätsprojekte belasten Ergebnis und Cashflow. Der Konzern nutzt den Verkauf, um sein Portfolio zu schärfen und Ressourcen stärker auf Kernbereiche wie Fahrwerk, Antrieb, Nutzfahrzeuge und industrielle Anwendungen zu konzentrieren. Parallel dazu treibt ZF Restrukturierungen voran und überprüft nicht profitable Aktivitäten, insbesondere im E-Mobilitätsumfeld. Der Verkauf der ADAS-Sparte markiert damit einen tiefen Einschnitt für ZF. Er steht weniger für einen Rückzug aus Zukunftstechnologien als für den Versuch, in wirtschaftlich angespannten Zeiten Stabilität zu gewinnen und den Konzern strategisch neu auszurichten.