Valeo Entwicklung

Zulieferer Valeo bringt seine Expertise insbesondere im Bereich der Software in künftige Entwicklungen rund um das Software-Defined Vehicle ein. (Bild: Valeo)

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Bereits ein heutiges Automobil ist Software. Mit rund 200 Millionen Codezeilen verfügt es über die zwanzigfache Menge eines Verkehrsflugzeugs, stellte Valeos CEO, Christophe Périllat, in seiner Keynote anlässlich der Mondial de Paris, dem Autosalon in Frankreichs Metropole, klar. Nicht ohne Grund sprach der CEO eines der wichtigsten französischen Unternehmen aus der Zuliefererbranche dort über eine der maßgeblichen Entwicklungen, das Software-Defined Vehicle, kurz SDV. Denn vor zwei Jahren konnte oder musste man fast noch um den Fortbestand einer der namhaftesten Fahrzeugshows Europas bangen.

In Paris steht das Produkt Auto im Fokus

Périllat sieht es als eine patriotische Pflicht hier präsent zu sein. Dies konnte zuletzt schon etwas schwerfallen. Statt der traditionell gut eine Million Besucher schrumpfte Frankreichs größte Automesse zuletzt auf unter 400.000 Gäste während der Öffnungstage. Außer den lokalen Fahrzeugkonzernen blieben im Corona-Jahr 2022 sehr viele wichtige OEMs fern. Kein gutes Klima, um Neuheiten zu präsentieren.

Anders in diesem Jahr: bereits die ersten beiden Messetage des Jahres 2024 ließen sich merklich besser an. Am zweiten Tag öffnet Paris die Pforten für die allgemeinen Massen. Und gefühlt kamen diese auch. Dabei ist die Mondial keine Mobilitätsmesse und - wenn man so will - eben kein Hybrid wie die IAA, die sich über das Endprodukt Automobil hinaus definiert und sich so einem größeren Publikum öffnen möchte. Auf der Mondial steht ganz klassisch das Produkt Auto im Fokus. In diesem Jahr zählten erneut die wichtigen chinesischen OEMs wie BYD oder GAC zu den Ausstellern, aber auch wieder der Volkswagen-Konzern mit zahlreichen seiner Marken, die BMW Group sowie ohnehin die Franzosen mit Renault und die Stellantis-Töchter Peugeot, Citroen und DS sowie die italienischen Nachbarn Alfa Romeo. Und bei den klassischen französischen „Herzmarken“ bildeten sich veritable Menschentrauben, wie etwa bei Renault, wo man an den neuen Modellen R4 und R5 schon mal die ein oder andere platt gedrückte Nase an den Seitenscheiben der Fahrzeuge entdecken konnte – fast wie in guten alten (Messe-)Zeiten also.

Valeo geht das Thema SDV ganzheitlich an

Ein gutes Klima für Neuheiten. In puncto Publikumsmagnet mag sich ein Zulieferer, dessen Produkte, Innovationen und Errungenschaften häufig eher im Verborgenen liegen, traditionell schon etwas schwerer tun. Nichtsdestotrotz nutzten bei Valeo Périllat und sein Team, zu denen neben Deutschlandchef Holger Schwab auch der im Unternehmen für das SDV verantwortliche Derek de Bono zählen, das Event, um die Errungenschaften rund um das Fahrzeug der Zukunft einer Journalistengruppe etwas ausführlicher zu zeigen.

Für Périllat markieren diese Fahrzeuge einen „echten Wendepunkt in der Automobilgeschichte.“ SDV werde die Beziehung zum Auto sowohl für Endverbraucher als auch für die gesamte Automobilindustrie tiefgreifend und nachhaltig verändern, gibt sich der CEO überzeugt. SDVs geben Périllat zufolge das Versprechen, sich über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg weiterzuentwickeln, „denn sie können regelmäßig aktualisiert und angepasst werden. Genau wie unsere Smartphones.“ Dazu müsse sich die derzeitige Fahrzeugarchitektur mit ihren bis zu 150 ECUs, die mittlerweile hart an die Grenzen stoßen, grundlegend wandeln. SDV starte auf einem weißen Blatt Papier, so Périllat. Das Ziel ihm zufolge lautet: Bis hinunter zu einem zentralen System. Dies aber könne keiner mehr allein leisten.

Steigender Bedarf nach Post-SOP-Support

Dazu öffne das softwaredefinierte Automobil neue Möglichkeiten, ergänzte Valeos SDV-Experte Derek de Bono. Um die fundamentalen Änderungen im Markt zu bewältigen, müsse ein Umdenken her, betonte er in Paris. Für de Bono liegt der Peak an Autos bereits hinter uns. Seine Analyse: Man habe es mit steigenden Kosten, sowie dem Bedarf nach Post-SOP-Support und Menschen zu tun, die heute und in Zukunft andere Erwartungen an das Auto und seine Funktionen hegen. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der Bereitstellung von Softwarelösungen und mehr als zehn Jahren Expertise in der Nutzung von KI sieht man sich bei Valeo heute als einen der wichtigsten Innovationspartner globaler OEMs für deren softwaredefinierte Fahrzeugprogramme. Wie de Bono betont, biete man dazu schon jetzt eines der größten Portfolios an Sensoren, Hochleistungsrechnereinheiten samt Kühlsystemen sowie eines der größten Softwareangebote auf dem Markt an.

Durch die Ausweitung der Rechenkapazitäten in die Cloud mit dem eignen Konnektivitäts-Hub ermögliche es das SDV, das Potenzial der KI optimal zu nutzen, sei es in eingebetteten Systemen oder in datengesteuerten Entwicklungsmethoden, sagen die Valeo-Experten. Zudem ist Valeo ein Pionier auf dem Gebiet der Lidartechnologie, die von einer überwiegenden Mehrheit von Experten derzeit für unabdingbar für höhere Automatisierungsstufen erachtet wird. Dank seines laserbasierten Systems erzeugt Valeos jüngste Lidar-Generation, Scala 3, ein 3D-Bild der Fahrzeugumgebung und liefert eine Punktwolke „mit einer für ein Automobilsystem bisher unerreichten Auflösung“, heißt es von Seiten seiner Entwickler.

Zubuchungen machen das SDV zum individuellen Pkw

Für de Bono liegt einer der Schlüssel zum Erfolg der Fahrzeuge von Morgen in der Skalierbarkeit. Gerade die Varianz spiele eine Rolle. Das ideale SDV rolle ganz ähnlich oder nahezu gleich vom Band wie das Nachbarfahrzeug, sagt der Experte, individuell werde es dann durch Zubuchungen. Wie dies ablaufen kann, will und wird Valeo in Zusammenarbeit mit Renault unter Beweis stellen. Schon im vergangenen Jahr gab der Zulieferer eine Partnerschaft zur Entwicklung der elektrischen und elektronischen Architektur der nächsten Fahrzeuggeneration der Renault-Gruppe bekannt. Neben der Lieferung von Zonensteuergeräten, die ein effizienteres Energiemanagement und eine Reduzierung des Kabelbaums ermöglichen sollen, sowie den ADAS-Komponenten aus Ultraschallsensoren, Fahr- und Parkkameras zählen hierzu vor allem der Hochleistungsrechner (HPC), das Herzstück für die Steuerung von Fahrstrategien und Fahrerassistenzsystemen (ADAS). Wie es bei Valeo heißt, werde es für den Autohersteller dadurch möglich, seine Kontrolle über die SDV-Wertschöpfungskette zu stärken. Renault hat bereits Vereinbarungen mit Google über die Kooperation bei den Themen Betriebssystem, Cloud und digitalem Zwilling getroffen sowie mit Qualcomm für die Bereiche digitales Fahrgestell und System-on-Chip.

Die beiden Valeo-Manager Périllat und de Bono konnten in Paris auch bereits ein weiteres Beispiel für eine Partnerschaft im Bereich softwaredefinierte Fahrzeuge nennen. Sie betrifft die kommende Neue Klasse von BMW. Für den deutschen Premium-OEM werde man den Fahrassistenz-Domänencontroller, Sensoren sowie Software zum Parken und Rangieren bereitstellen, berichten die Valeo-Leute stolz. Alle Fahrassistenzfunktionen werden von Valeos Domänencontroller gehostet und verarbeitet, der wiederum von Qualcomm Snapdragon-Chips angetrieben wird. Und gerade das Thema parken liegt den Erfindern des Systems Park4You am Herzen, konnte man in Paris bemerken. Für und mit BMW arbeiten die Franzosen daher an der nächsten Generation des Parkerlebnisses mit Level-4-Automatisierung, „einem echtem Parkservice in der Tiefgarage“, wie man beim Zulieferer betont. „Wir tun dies in einer White-Box-Entwicklung, bei der beide Parteien Ressourcen und geistiges Eigentum für ein gemeinsames Ziel bereitstellen“, beschreibt Périllat den dahinterstehenden Spirit.

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