Volkswagen AG - Volkswagen Autonomy GmbH

Volkswagen wird bei autonomen Fahrfunktionen künftig stärker mit Mobileye zusammenarbeiten. (Bild: Volkswagen)

Seit geraumer Zeit arbeitet der VW-Konzern bereits mit dem Mobileye, den israelischen Spezialisten für Systeme des autonomen Fahrens, zusammen. Aufgrund vieler positiver Erfahrungen, vor allem in Bezug auf den autonomen ID.Buzz, soll diese Zusammenarbeit nun weiter intensiviert werden. Konkret bedeutet das die Ausweitung bestimmter Funktionsumfänge für die premiumorientierte Softwarearchitektur E³ 1.2 , welche schrittweise bei Audi, Bentley, Lamborghini und Porsche zum Einsatz kommen soll. Bisher wurde primär VWN von Mobileye mit Software und Hardware zur Erreichung von Level 4 (vollautomatisiertes Fahren) für Ridepooling-Dienste beliefert. Bezogen auf die individuelle Mobilität ist die Plattform SuperVision aktuell beispielsweise bereits bei Fahrzeugen von Zeekr im Einsatz. Das System bietet Fahrassistenzfunktionen vom Level 2+. Wie schnell die einzelnen VW-Marken die Funktionen in ihre Modelle integrieren, entscheiden diese autark.

Das Level-3-System von Mobileye namens Chauffeur soll perspektivisch ebenso Einzug erhalten in die Fahrzeuge der Premium-Marken. Wann es hier so weit ist, wollten weder VW noch Mobileye auf Nachfrage der automotiveIT beantworten. Da das System bisher allerdings noch in keinem Auto weltweit in Serie genutzt wird, könnte es noch etwas dauern. Damit verliert VW weiter an Anschluss an die deutsche Konkurrenz von Mercedes und BMW, die Level-3-Funktionen bereits in ausgewählten Fahrzeugen in Serie gebracht haben.  Zu den potentiell abgedeckten Funktionen der Mobileye-Plattformen zählen unter anderem Assistenzsysteme für den Autobahn- und Stadtverkehr, einschließlich selbstständigen Überholens in zugelassenen Bereichen mehrspuriger Straßen, automatisches Halten bei Rotlicht und an Stoppschildern sowie Unterstützung im Kreuzungs- und Kreisverkehr.

"Unser Ziel ist es, unseren weltweiten Kunden herausragende Produkte mit führender Technologie anzubieten", sagt Volkswagen-Chef Oliver Blume. "Neue automatisierte Fahrfunktionen steigern signifikant den Komfort und die Sicherheit. Passgenau zugeschnitten auf unsere Marken und Produkte machen sie jede Fahrt zu einem persönlichen, individuellen Erlebnis. Mit Mobileye haben wir einen weiteren erstklassigen Partner an unserer Seite, um diese automobile Zukunft zu gestalten."

Für SSP und 2.0 soll es weiterhin Cariad richten

Unberührt von der verstärkten Kooperation mit Mobileye bleiben Volkswagen zufolge die Partnerschaft mit Qualcomm sowie mit dem chinesischen Unternehmen Horizon Robotics. Alle Fahrassistenzsysteme sollen zudem auf von Cariad entwickelten Softwarearchitekturen aufsetzen. Dort, wo es sinnvoll sei, verstärke man sich mit Partnern und entwickle gemeinsam weiter oder kaufe sogar schlüsselfertige Lösungen ein, beschreibt ein Sprecher die neue Ausrichtung im VW-Konzern. Die Zeit, in der man glaubte, alles allein schaffen zu können, sei vorbei. Dies sei ein echter kultureller Schwenk im Unternehmen.

Für die neuen Softwarearchitekturen E³ 1.2 und E³ 2.0 möchte Volkswagen dabei die Grenzen zwischen Eigenentwicklung und Kooperation stärker abstecken. „Mit strategischen Partnern wie Mobileye beschleunigt der Konzern die schnelle Lieferung für die premiumorientierte Architektur E3 1.2, während der Konzern langfristig auf ein eigenes Komplettsystem („Stack“) für das automatisierte Fahren in allen Marken des Konzerns setzt“, heißt es hierzu.

Praktisch bedeutet dies nichts anderes, als dass der Druck auf Cariad bezüglich der erfolgreichen Entwicklung der Version 2.0 der Zukunftsarchitektur als Teil der Scalable Systems Platform (SSP) wächst. Noch, so scheint es, hat CEO Oliver Blume genügend Geduld und Vertrauen, dass die Softwareeinheit VWs dieses, wohl wichtigste Zukunftsprojekt überhaupt, meistern kann. Unterstützt wird Cariad hierbei von Bosch. Mobileye bleibt hierfür Stand jetzt nur die Zuschauerrolle, doch dürften sich die Israelis damit ganz wohl fühlen. In Anbetracht der diversen zurückliegen Pannen bei Cariad erscheint es alles andere als unmöglich, dass VW auch hier am Ende wieder in Jerusalem vorstellig wird.

Was sind E³ 2.0 und SSP?

Die E³ 2.0 Architektur bezieht sich auf Volkswagens künftige Generation der elektrischen und digitalen Fahrzeugplattform, die auf der Idee basiert, Elektrifizierung, Software und Autonomie zu integrieren. Der Name E3 steht für End-to-End Electronic Architecture.

Die SSP-Plattform (Scalable Systems Platform) soll als langfristige Basis für alle zukünftigen Fahrzeugmodelle des Volkswagen-Konzerns dienen. Damit soll die Vielzahl an existierenden Plattformen im Konzern der Vergangenheit angehören. Die SSP-Plattform zielt darauf ab, Modularität und Skalierbarkeit auf ein neues Niveau zu bringen, was Volkswagen helfen soll, die Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die Komplexität im Fahrzeugbau zu reduzieren.

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