Der neue E-CLA zeigt auf Bergstraßen, wie sich Reichweite, Assistenzsysteme und Fahrkomfort im Zusammenspiel bewähren.
Kaum ein Land setzt so konsequent auf Elektromobilität wie Norwegen. Genau hier begegnet der neue elektrische Mercedes-Benz CLA seiner Bewährungsprobe – auf kurvigen Straßen, in klarer Luft und mit Blick auf Fjorde und Berge.
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Norwegen empfängt einen mit einem besonderen Licht. Klare Fjorde, steile Felswände, dichte Wälder und darüber die kargen Gipfel, auf denen schon die ersten Schneefelder liegen. Wer hier unterwegs ist, spürt die Ruhe und Weite der Landschaft und genau das ist der ideale Rahmen, um ein Auto wie den neuen elektrischen Mercedes-Benz CLA auszuprobieren. Zwei Tage auf norwegischen Landstraßen, durch kleine Dörfer mit bunten Holzhäusern, über weite Hochebenen und vorbei an Schafherden, die sich mitten auf die Straße stellen: Der CLA erweist sich dabei als Begleiter, der Technik, Komfort und ein gutes Stück Zukunftsvision zusammenbringt.
Das Interieur des CLA wirkt sofort vertraut und gleichzeitig modernisiert. Hochwertige Lederflächen, farblich abgesetzte Zierbereiche, AMG-Matten und die sauber integrierten Lautsprecher vermitteln den Premiumanspruch, den man aus der Baureihe kennt. Auch die Haptik stimmt. Lenkrad und Bedienelemente liegen gut in der Hand, die Sitze sind bequem und bieten auch nach Stunden auf der Landstraße ausreichend Halt. Das Panorama-Glasdach bringt die norwegische Bergwelt direkt ins Auto hinein und macht die Fahrt zu einem visuellen Erlebnis.
Das große zentrale Display dominiert den Innenraum und bündelt nahezu alle Funktionen. Von der Klimatisierung bis hin zu Navigation und Entertainment ist alles digitalisiert. Ein Aspekt, der in der Branche längst Standard ist, aber auch Kritik aufwirft: Klassische Knöpfe für Lautstärke oder Klimaanlage fehlen, stattdessen gibt es Touch-Slider. Sie sehen futuristisch aus, sind aber weniger intuitiv als ein Drehregler.
Auf den schmalen Landstraßen fällt sofort die Laufruhe auf. Der CLA fährt nahezu lautlos, selbst auf gröberem Asphalt bleibt die Geräuschkulisse angenehm gedämpft. Trotz des leisen Antriebs ist die Kraft jederzeit spürbar. Auch wenn in Norwegen Tempo 80 die Regel ist und Verstöße teuer werden können, merkt man schnell, welches Potenzial im Antrieb steckt. Das Fahrgefühl ist smooth und komfortabel, aber nicht träge – eher eine leise Aufforderung, das Pedal durchzudrücken, die man aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkungen unterdrücken muss.
Das Platzangebot trägt seinen Teil zum Wohlbefinden bei. Vorne sitzt man komfortabel mit guter Übersicht, hinten bleibt selbst auf längeren Etappen ausreichend Raum. Der Kofferraum ist großzügig dimensioniert und macht den CLA auch für längere Fahrten oder Reisen praktisch.
Zentrales Display und Navigationssystem bündeln Bedienung, Routenführung und Fahrzeugdaten.
Reichweite, Architektur & Assistenzsysteme im Praxistest
Technisch ist der elektrische CLA so positioniert, dass er die nächste Generation kompakter E-Fahrzeuge einläutet. Mercedes-Benz gibt in den offiziellen Daten eine Reichweite von bis zu 750 Kilometern (WLTP) an. Auf der Testfahrt zeigte sich, dass die Anzeige im Cockpit realistische Werte liefert und damit eine verlässliche Planung ermöglicht. Für ein Fahrzeug in dieser Klasse ist das ein klares Signal, wohin sich die Kompaktklasse bewegt: hin zu längeren Etappen ohne ständiges Nachladen. Der CLA basiert auf der neuen Mercedes Modular Architecture (MMA) und nutzt 800-Volt-Technologie, was besonders beim Schnellladen Effizienz verspricht.
Ein Highlight im Test war das automatische Ein- und Ausparken. Rückwärts manövriert der CLA selbstständig in Parklücken und wieder hinaus – präzise, verlässlich und so souverän, dass man sich schnell an die Unterstützung gewöhnt. Dieses Feature ist weniger Gimmick als vielmehr ein funktionaler Fortschritt, der den Alltag spürbar erleichtert. Anders verhält es sich mit der Augmented-Reality-Darstellung im Head-up-Display. Gedacht als Navigationshilfe blendet sie in bestimmten Situationen – etwa an Kreisverkehren oder bei Abbiegevorgängen – Kamerabilder mit Richtungspfeilen ein. Was gut gemeint ist, erweist sich für den Fahrer als irritierend, da es die Aufmerksamkeit von der Straße ablenkt. Die Funktion eignet sich wohl eher für einen aufmerksamen Beifahrer, der mit Hilfe der AR-Darstellung bei der Navigation unterstützen kann. Lane Assist, Geschwindigkeitsregelung und Verkehrszeichenerkennung arbeiten unauffällig, aber zuverlässig.
Die Infotainment-Architektur zeigt, wie stark das Fahrzeug auf digitale Dienste setzt. Die Integration von Google Maps-Daten in die Navigation schafft Vertrauen, da die Streckenführung detaillierter und aktueller ist als in vorherigen Systemvarianten. Auch die Schnittstelle zu Microsoft Teams ist praxisnah gedacht: Wer das Auto als mobiles Büro nutzt, hat hier einen klaren Mehrwert. Weniger überzeugend ist die Bedienlogik bei Basisfunktionen. Klimatisierung oder Lautstärke fast ausschließlich über das Display oder Slider zu steuern, wirkt umständlich und führt dazu, dass der Blick von der Straße wechselt. Gerade in einer Umgebung wie Norwegen, wo Landstraßen eng und kurvig verlaufen und unvermittelt Schafe oder Rentiere auf der Fahrbahn stehen können, wünscht man sich mehr haptische Direktheit. Die Ambient-Light-Funktion, die sich farblich individuell anpassen lässt, bleibt eher Spielerei – aber eine, die den Innenraum atmosphärisch aufwertet.
Die Konnektivität war ein zweischneidiges Erlebnis: In Oslo funktionierte die Datenverbindung reibungslos, die Navigation lief stabil. Zwei bis drei Stunden außerhalb der Hauptstadt brach die Verbindung jedoch mehrfach ab. Teilweise musste die Routenführung neu gestartet werden. Für ein digital zentriertes Produkt wie ein modernes Auto ist das mehr als nur ein Komfortproblem. Es zeigt, dass die Infrastruktur auch in hochentwickelten Märkten wie Norwegen noch nicht überall Schritt hält.
Besonders eindrücklich wurde die Fahrt, als sich die Straße über die Hochebene schlängelte, vorbei an vereinzelten Hütten und mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel. Durch das Panoramadach öffnete sich der Himmel, während die Sonne tief stand und die Landschaft in ein klares, fast unwirkliches Licht tauchte. Wenige Kilometer später blockierte eine kleine Herde Schafe die Straße und erinnerte daran, dass Hightech im Auto immer auch im Einklang mit der Realität der Umgebung funktionieren muss. Solche Momente machen deutlich, wie stark die Verbindung zwischen Technik und Landschaft wirkt. Ein hochentwickeltes Fahrzeug wie der CLA entfaltet sein Potenzial nicht im Labor, sondern auf Straßen, die jede digitale Lösung an ihre Grenzen bringen können – sei es durch fehlende Netzabdeckung oder durch unvorhersehbare Situationen.
Insgesamt zeigt der elektrische Mercedes-Benz CLA, wie die Kompaktklasse im E-Zeitalter aussehen kann: größere Reichweiten, neue Assistenzfunktionen, tief integrierte digitale Dienste. Gleichzeitig macht die Testfahrt in Norwegen deutlich, dass technischer Fortschritt allein nicht genügt. Konnektivität bleibt eine Achillesferse, und manche Bedienlogik entfernt sich zu weit von der intuitiven Nutzererfahrung. Für die Automobil- und IT-Branche ist der CLA ein Beispiel für den Transformationsprozess der gesamten Industrie: Fahrzeuge werden zu digitalen Plattformen, die nahtlos mit externen Diensten verbunden sein wollen. Damit verschiebt sich die Herausforderung von der reinen Hardware-Entwicklung hin zu Fragen der Usability, Infrastruktur und Datenintegration.